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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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weiter in den kurzen Flur, ins Wohnzimmer. Ein Flickenteppich rutschte unter ihm weg. Er fühlte sich wie im Gefängnis; sein Körper, sein eigener, verwandelter Körper, war zu seinem Gefängnis geworden, seinem Gefängnis; verwandelte Knochen dienten als Gitterstäbe, Gitter, die ihn drinnen gefangenhielten; sein eigenes umgestaltetes Fleisch hielt ihn fest. Er durchstreifte das Zimmer, hierhin, dorthin, streifte verzweifelt, panisch. Die Vorhänge wehten im Wind seines Laufens. Er wand sich zwischen den Möbelstücken. Ein Tischchen fiel in seinem Kielwasser um. Er konnte laufen, aber nicht entkommen. Er trug sein Ge fängnis bei sich. Kein Entkommen. Kein Entkommen. Niemals. Nach dieser Erkenntnis schlug sein Herz noch schneller. Er stieß entsetzt und frustriert den Zeitungsständer um, schüttete den Inhalt aus, fegte einen schweren Aschenbecher aus Glas und zwei dekorative Töpferarbeiten vom Cocktailtisch, riß an den Sofakissen bis er den Stoff und die Schaumstoffüllung darin zerfetzt hatte, woraufhin ein schrecklicher Druck seinen Kopf erfüllte; Schmerzen, solche Schmerzen, und er wollte schreien, aber er hatte Angst davor, zu schreien, weil er fürchtete, er würde nicht mehr aufhören können. Nahrung.
    Treibstoff.
    Das Feuer löschen, das Feuer löschen.
    Plötzlich wurde ihm klar, daß das Unvermögen, in seine natürliche Gestalt zurückzukehren, mit einer ernsten Verknappung der Energiereserven zusammenhängen könnte, die erforderlich waren, die gewaltigen Umschichtungen seines mit der Umwandlung einhergehenden Stoffwechsels herbeizuführen. Um das zu tun, was er verlangte, mußte sein Körper enorme Mengen Enzyme, Hormone und komplexe, biologisch aktive Chemikalien erzeugen; der Körper mußte sich innerhalb von Minuten einer erzwungenen De generation und einem Wiederaufbau von Gewebe unterzie hen, dessen Energieverbrauch dem von jahrelangem Wachstum entsprach, und dafür brauchte er Treibstoff, Material, das er umwandeln konnte, Proteine und Mineralstoffe, Kohlenhydrate in großer Menge.
    Hungrig, ausgehungert, ausgehungert, eilte Peyser in die unbeleuchtete Küche, umklammerte den Griff der Kühlschranktür, zog sich in die Höhe, riß die Kühlschranktür auf, zischte, als ihm das Licht in die Augen stach, sah zwei Drittel einer Drei-Pfund-Dose Schweineschinken, solider Schinken, guter Schinken, auf einem blauen Teller in Frischhaltefolie eingewickelt, und er ergriff ihn, riß das Zellophan weg, warf den Teller fort, der an einer Schranktür zerschellte, ließ sich auf den Boden fallen, biß in das Schinkenstück, biß hinein, biß, tief, zog, kaute fieberhaft, biß tief hinein. Es gefiel ihm, nach Einbruch der Dunkelheit so schnell wie möglich die Kleidung abzustreifen, in den Wald hinter dem Haus zu laufen, in die Berge hinauf, wo er Kaninchen und Waschbären, Füchse und Erdhörnchen jagte, sie mit den Händen zerriß, mit den Zähnen, das Feuer löschte, das tiefe innere Brennen, und es gefiel ihm, gefiel ihm, nicht nur, weil er in dieser Inkarnation eine solche Freiheit empfand, sondern auch, weil sie ihm ein überwältigendes Gefühl der Macht gab, gottgleicher Macht, intensiver und erotischer als Sex, befriedigender als alles, was er jemals vorher erlebt hatte, Macht, wilde Macht, unbändige Macht, die Macht eines Mannes, der die Natur gezähmt, seine genetischen Grenzen überwunden und die Macht von Wind und Sturm erlangt hatte, der frei von allen menschlichen Unzulänglichkeiten war, losgelassen, befreit. Er hatte heute nacht gegessen, war mit der Zuversicht eines unentrinnbaren Raubtiers durch die Wälder gestreift, das so unwiderstehlich wie die Dunkelheit selbst war, aber was immer er verzehrt hatte, schien nicht auszureichen, seine Rückkehr in die Gestalt von Michael Peyser, Softwaredesigner, Junggeselle, Porschefahrer, fanatischer Sammler von Filmen auf Laserdisk, Marathonläufer, Perriertrinker, zu bewerkstelligen.
    Daher aß er jetzt den Schinken, zwei Pfund Schinken, und er riß andere Sachen aus dem Kühlschrank und aß sie auch, stopfte sie sich mit beiden Händen in den Mund: eine Schüssel kalte, übriggebliebene Rigatoni und einen Fleischklops; einen halben Apfelkuchen, den er gestern in der Bäckerei in der Stadt gekauft hatte; einen Riegel Butter, das ganze Viertelpfund, fettig und widerlich, aber gute Nahrung, guter Treibstoff, genau das Richtige, das Feuer zu lö schen; vier rohe Eier; und noch mehr, mehr. Dies war ein Feuer, das, wenn man es mit Nahrung versorgte,

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