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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht heller brannte, sondern abkühlte, erlosch, denn es war kein richtiges Feuer, sondern ein körperliches Symbol des verzweifelten Nahrungsbedarfs, um die Stoffwechselvorgänge am Laufen zu halten. Jetzt verlor das Feuer etwas von seiner Hitze, es schrumpfte von sengender Glut zu tanzenden Flämmchen, zu wenig mehr als bernsteinfarbener Glut von Kohlen.
    Mike Peyser brach gestättigt inmitten von zerbrochenen Tellern und Nahrungsresten und Zellophan und Eierschalen und Tupperschüsseln auf dem Boden zusammen. Er rollte sich zusammen und versuchte wieder, sich vermittels Willenskraft in die Gestalt zurückzuverwandeln, in der die Welt ihn erkennen würde. Und er spürte wieder, wie eine Veränderung in seinen Knochen und dem Mark anfing, in seinem Blut und den Organen, in Sehnen und Blutgefäßen und Muskeln und der Haut, als die Flut von Hormonen und En zymen und anderen biologischen Chemikalien von seinem Körper produziert und ausgeschüttet wurde, aber die Veränderung wurde wieder aufgehalten, als die Verwandlung noch schmerzlich unvollständig war, und sein Körper verfiel wieder in das wildere Dasein und durchlief unweigerlich die Regression, obwohl er alle Willenskraft aufbot, alle Willenskraft, alle Willenskraft und sich bemühte, in die höhere Gestalt zu gelangen.
    Die Kühlschranktür war zugefallen. Die Küche war wieder in Dunkelheit versunken, und Mike Peyser war zumute, als wäre die Dunkelheit nicht nur überall rings um ihn herum, sondern auch in ihm selbst.
    Schließlich schrie er. Und es kam, wie er befürchtet hatte; als er erst einmal angefangen hatte zu schreien, konnte er nicht mehr damit aufhören.

28
    Sam Booker verließ das Cove Lodge kurz vor Mitternacht. Er trug eine brauen Lederjacke, einen blauen Pullover, Jeans und blaue Turnschuhe - Kleidung, die es ihm ermöglichte, gut in der Nacht unterzutauchen, die aber nicht verdächtig aussah, bestenfalls ein wenig zu jugendlich für einen Mann mit seinem melancholischen Gebaren. So gewöhnlich sie aussah, die Jacke hatte eine Reihe Tiefer und geräumiger In nentaschen, in die er ein paar Einbruch- und Autodiebstahlswerkzeuge einpackte. Er ging die Südtreppe hinunter, zur rückwärtigen Erdgeschoßtür hinaus und blieb einen Augenblick auf dem Fußweg hinter der Lodge stehen. Dichter Nebel quoll über den Klippenrand herauf und durch das offene Gelände, er wurde von einer plötzlichen Brise getrieben, die schließlich doch noch die Ruhe der Nacht gestört hatte. In ein paar Stunden würde der Wind den Nebel landeinwärts geweht haben und der Küstenstreifen vergleichsweise klar sein. Bis dahin würde Sam die vor ihm liegende Aufgabe erledigt haben und den Schutz, den der Nebel bot, nicht mehr benötigen; er würde im Bett seines Motelzimmers schlafen - oder, wahrscheinlicher, gegen Schlaflosigkeit kämpfen.
    Er war unruhig. Er hatte die Jugendbande nicht vergessen, vor der er vor ein paar Stunden auf dem Iceberry Way geflo hen war. Da ihre wahre Natur ein Geheimnis blieb, betrachtete er sie weiterhin als Punks, aber er wußte, daß es sich nicht nur um Jugendkriminelle gehandelt haben konnte. Seltsamerweise hatte er den Eindruck, als wüßte er, was sie waren, aber dieses Wissen regte sich sogar noch tief unter der Ebene des Unterbewußtseins, im Reich eines primitiven Bewußtseins.
    Er ging um die Südecke des Gebäudes herum, an der Rückseite der Cafeteria vorbei, die jetzt geschlossen hatte, und erreichte zehn Minuten später auf einem Rundweg das Rathaus von Moonlight Cove in der Jacobi Street. Es war genau, wie die San Franciscoer Agenten des Bureau es beschrieben hatten: ein zweistöckiges Bauwerk - am unteren Stockwerk verwitterte Backsteine, am oberen weißer Verputz - mit Ziegeldach, waldgrünen Fensterläden neben den Fenstern und großen schmiedeeisernen Kutschenlaternen neben der Eingangstür. Das Rathaus und das Grundstück, auf dem es erbaut worden war, beanspruchten einen halben Block an der Nordseite der Straße, aber die anti-behördliche Bauweise harmonierte mit dem Rest der Wohngegend. Selbst um diese Zeit waren im Erdgeschoß und außerhalb die Lichter eingeschaltet, denn das Rathaus beherbergte zu sätzlich zur Stadtverwaltung und der Wasserbehörde auch noch das Polizeirevier, und das hatte natürlich nie geschlossen.
    Sam, der so tat, als würde er einen nächtlichen Spaziergang machen, studierte das Gebäude, als er auf der anderen Straßenseite daran vorbeiging. Er sah keinerlei außergewöhnliche Aktivität. Der

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