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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zweiundvierzig im Ruhestand«, sagte Peckham verwundert. »Und als ich ins Bar-Geschäft eingestiegen bin, habe ich gedacht, es wäre was fürs Leben. Ich sagte zu meiner Frau, in guten Zeiten trinken die Leute, um zu feiern, und in schlechten Zeiten trinken sie, um zu vergessen, daher gibt es keine bessere Branche. Und jetzt das.« Er gestikulierte ausholend mit der rechten Hand in den leeren Schankraum. »Selbst wenn ich Kondome im Kloster verkaufen würde, würde ich ein besseres Geschäft machen.«
    »Bekomme ich noch ein Guinness?«
    »He, vielleicht hat sich mein Glück wieder gewendet!« Als Peckham mit der zweiten Flasche Bier zurückkam, sagte Sam: »Moonlight Cove könnte das sein, wonach ich suche. Ich denke, ich bleibe ein paar Tage und sehe mich um. Können Sie mir ein Motel empfehlen?«
    »Es gibt nur noch eins: Dies ist nie eine Touristenstadt gewesen. Schätze, das wollte niemand hier. Bis diesen Sommer hatten wir vier Motels. Inzwischen sind drei pleite. Ich weiß nicht... so schön sie auch ist, vielleicht stirbt diese Stadt. So weit ich sehen kann, nimmt die Bevölkerungszahl nicht ab, aber... verdammt, wir verlieren etwas.« Er nahm wieder den Lappen und fing an, die Eichentheke zu polieren. »Wie dem auch sei, versuchen Sie es im Cove Lodge an der Cypress Lane. Das ist die letzte Querstraße der Ocean Avenue; es liegt an der Klippe, wenn Sie Glück haben, bekommen Sie ein Zimmer mit Blick aufs Meer. Nettes, sauberes Haus.«

5
    In der Diele riß Chrissie Foster die Eingangstür auf. Sie lief über die breite Veranda, die Stufen hinunter, stolperte, gewann das Gleichgewicht wieder, wandte sich nach rechts, floh an einem blauen Honda vorbei, der offenbar Tucker gehörte, über den Hof in Richtung der Ställe. Das harte Platschen ihrer Tennisschuhe schien wie Kanonenfeuer durch das dunkler werdende Dämmerlicht zu hallen. Sie wünschte sich, sie könnte lautlos laufen - und schneller. Auch wenn ihre Eltern und Tucker auf die Veranda kämen, wenn sie von den Schatten verschluckt worden wäre, würden sie hören können, wohin sie liefe.
    Fast der ganze Himmel war schwarz, wie ausgebrannt, nur am westlichen Horizont war noch ein dunkles Leuchten zu sehen, als wäre das gesamte Licht des Oktobertags bis auf seine scharlachrote Essenz eingedickt worden, die sich am Boden des himmlischen Kessels niedergeschlagen hatte. Vom nahegelegenen Meer wehten Nebelschleier herein, und Chrissie hoffte, daß er rasch dichter werden würde, so dick wie Suppe, weil sie mehr Deckung brauchte.
    Sie erreichte das erste der beiden Stallgebäude und rollte das schwere Tor beiseite. Der vertraute und nicht unangenehme Geruch - Stroh, Heu, Futtergetreide, Pferdefeli, Einiment, Sattelleder und trockener Dung - schlug ihr entgegen.
    Sie drückte auf den Lichtschalter, und drei schwache Glühbirnen leuchteten auf, die das Gebäude erhellten, ohne die Tiere darin zu stören. Auf jeder Seite des Flures aus gestampfter Erde befanden sich zehn geräumige Boxen, neugierige Pferde sahen sie über einige der halbhohen Türen hinweg an. Einige gehörten Chrissies Eltern, aber die meisten waren von Leuten untergestellt, die in und um Moonlight Cove lebten. Die Pferde schnupperten und schnaubten, eines wieherte leise, als Chrissie an ihnen vorbei zur letzten Box links lief, wo ein Apfelschimmel namens Godiva stand.
    Man konnte auch von außen in die Boxen, aber in dieser kühlen Jahreszeit blieben die Doppeltüren oben wie unten verriegelt, damit keine Wärme aus dem Stall entweichen konnte. Godiva war ein ruhiges Pferd und Chrissie gegenüber besonders feinfühlig, aber es machte sie nervös, wenn man sich ihr im Dunkeln näherte; wenn sie um diese Tages zeit durch das Öffnen der Außentür überrascht wurde, scheute sie vielleicht oder ging hoch. Und weil Chrissie es sich nicht leisten konnte, auch nur ein paar Sekunden damit zu vergeuden, ihr Reittier zu beruhigen, mußte sie durch das Stallinnere zu dem Pferd gehen.
    Godiva wartete auf sie. Das Pferd schüttelte den Kopf, warf die dichte weiße Mähne, derentwegen sie den Namen bekommen hatte, hin und her, und blies zur Begrüßung Luft durch die Nüstern .
    Chrissie, die zur Stalltür sah und jeden Moment damit rechnete, daß Tucker und ihre Eltern hereinstürmen würden, entriegelte die Tür der Box. Godiva kam auf den Gang zwischen den Boxen heraus.
    »Sei eine Dame, Godiva. Oh, bitte, sei lieb.«
    Sie hatte keine Zeit, das Pferd zu satteln oder ihm Zaumzeug anzulegen. Sie legte

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