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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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Waffe.
    „Babylonus“, sagte er mit rauer Stimme, der man die Erleichterung anhörte.
    Aileen wünschte sich, sie wäre ebenfalls bewaffnet, könnte ein Messer genauso gekonnt schwingen wie einen Wischmopp. Doch sie hatte in ihrem ganzen Leben niemals etwas Größeres als eine Wespe getötet. Aus dem Schatten des Labyrinths trat ein Kerl, der einen weißen Anzug trug, der sie an Elvis erinnerte. Bunte Pailletten zierten Revers und Manschetten der Jacke. Allerdings hielt er in den Händen keine Gitarre, sondern in einer Hand eine Peitsche, die flammend aufleuchtete und in der anderen ein Schwert. Seine schulterlangen Haare umwehten das harte Gesicht. Die Schneeflocken berührten ihn nicht. Begleitet wurde er von mehreren schlanken Frauen, die mit jedem Schritt, den sie näher kamen, gefährlicher wirkten. Das waren Kriegerinnen, geschmeidig wie Raubkatzen und ebenso tödlich. Ihnen schien die Kälte nichts auszumachen, selbst da sie nur ein netzartiges Gewebe trugen, durch das ihre grüne Haut schimmerte. Ihre Körper strahlten ein sanftes Licht aus, und auch um sie tanzten Schneeflocken herum, ohne sie zu berühren.
    Instinktiv wich Aileen vor ihnen zurück. Lior drehte sich zu ihr, legte ihr einen Arm um den Oberkörper und zog sie dicht mit ihrer Rückseite an seine Vorderseite. Der Halt wirkte beruhigend. Die Frauen und der Mann namens Babylonus schritten durch die Barriere. Babylonus musterte Aileen und nahm nicht für eine Sekunde den Blick von ihr, als er näher kam. Sie keuchte auf, denn sie spürte Hände auf ihrer Haut, warm und rau, die sie intim berührten.
    „Babylonus, lass deine Spielchen“, knurrte Lior. Das Gefühl hörte augenblicklich auf.
    Was war das für ein Kerl? Er lächelte sie an, und Fangzähne fehlten. Ein Vampir war er nicht, doch ein Mensch sah anders aus. Seine Ausstrahlung vibrierte um ihn, und Aileen glaubte nicht, dass sie es sich einbildete.
    Babylonus fasste in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Dolch hervor. Er hielt Aileen die Waffe mit dem Griff auf sie gerichtet entgegen. Das Messer wirkte alt, die Klinge stumpf, und die eingebetteten Steine hatten jeden Glanz verloren, sodass sie nicht die Farbe erkennen konnte.
    Lior spannte den eisenharten Arm an und zog sie zurück.
    „Es ist ein Dolch des Mitternachtserwachens, für Aileen geschmiedet. Vertrau mir, Lior. Nimm ihn, kleine Hexe.“
    Hexe? Für sie geschmiedet? Was sollte sie mit dem alten Ding anfangen? Auch wenn sie in dieser Situation nichts gegen eine Waffe einzuwenden hätte, wirkte das altersschwache Teil, als ob es jeden Augenblick in seine Bestandteile zerbröseln würde.
    „Nimm die Waffe, Aileen“, sagte Lior. Erneut gehorchte sie ihm, ohne zu überlegen.
    In dem Moment, als sie ihre klammen Finger um den Griff legte, spannte Liors Körper sich an, hielt sie so fest, dass er ihr beinahe die Luft zum Atmen raubte.
    Purer Schmerz und Hitze erfassten ihre Hand, und obwohl sie versuchte, den Dolch loszulassen, ging es nicht, da sich Dornen in ihre Handfläche bohrten. Die Qual jagte ihren Arm hoch. Sie schrie. Glassplitter schienen sich durch ihre Adern zu bohren, und die Waffe strahlte. Die Pein hörte genauso schnell auf, wie sie aufgetreten war.
    Lior hatte gewusst, dass das passieren würde. Sein Halt lockerte sich, und sie hätte ihm am liebsten in die Hand gebissen und Babylonus dorthin getreten, wo es am meisten schmerzte.
    Der Dolch veränderte sein Aussehen, verwandelte sich in schwarzes Glas mit eingebetteten silbrigen Runen, der Griff verziert mit Saphiren. Schlagartig wurde sie aus der Verzückung gerissen, weil etwas gegen die Barriere sprang und mit einem surrenden Geräusch zurückprallte. Die Kreatur wirkte wie eine teilweise geschmolzene Eisskulptur, und sie war nicht allein. Hinter ihr standen mehrere Frauen, mit Augen, die vor Hass glühten. Sie waren auch das einzige Starre in den Gesichtern, der Rest verlief und tropfte auf den Schnee, wo er schwarze Schlieren hinterließ.
    Die Wesen, die mit Babylonus gekommen waren, erwachten aus ihrer angespannten Haltung, die Bewegungen elegant und präzise. Lior ließ Aileen los und drehte sich blitzschnell zur Seite.
     
    Lior begrüßte den König der Dämonen mit einem kurzen Nicken. Er traute dem Bastard nicht über den Weg, allerdings durfte er in dieser Situation nicht wählerisch sein. Er hätte Satan persönlich in dieser Misere willkommen geheißen, sofern der faule Mistkerl sich von seiner Insel herunterbewegen würde. Doch Satan war vor

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