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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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Jahrzehnten in den Ruhestand getreten und genoss sein Dasein auf einem Atoll in der Südsee, müde von den Grausamkeiten der Menschen, die ihm keinen Spielraum für sein übles Denken ließen.
    Die Engel der Finsternis waren den Mördern zum Opfer gefallen, um Aileen eine Falle zu stellen. Ihre Federn hatten angeblich magische Fähigkeiten. Lior hatte es nicht geglaubt – bis jetzt. Der Angelus hatte nicht gelogen, auch sie wurden abschlachtet und ausgeweidet. Ihnen die Federn rauszureißen war vergleichbar mit dem gewaltsamen Entfernen von Fingernägeln.
    Aileens Waffe funkelte wie ein Stern. Der Dolch des Mitternachtserwachens war eine mächtige Waffe und konnte nur von einer Marbhadair geführt werden. Nur wenn ihr Blut das richtige Gen enthielt, erwachte das Artefakt zum Leben und war auf ewig mit ihr verbunden. Aileen musste eine Jägerin sein, die sich auf der neutralen Seite befand, so wie es vorherbestimmt war. Doch der König der Dämonen hatte sie auch als Hexe identifiziert. Babylonus hatte die Donaskriegerinnen mitgebracht, seine ihm treu ergebene Leibgarde, die bis auf den Tod kämpfte. Sie bildeten einen Ring um Babylonus, Aileen und ihn.
    Wenn der König der Dämonen daran interessiert war, Aileen zu retten, musste weitaus mehr hinter der Kleinen stecken, als auf den ersten Blick ersichtlich war. Und er war informiert gewesen. Lior beschlich das Gefühl, dass Babylonus ihn in das Maisfeld befördert hatte, direkt in die Falle, die für Aileen errichtet worden war. Nosferat war von Anfang an eingeweiht gewesen. Das erklärte, wieso der Oberste darauf bestanden hatte, Aileen in ihr Cottage zu bringen und nicht auf die Isle of Lugus, wo sie den größtmöglichen Schutz gehabt hätte.
    Lior schüttelte die Lähmung ab, die ihn befallen hatte, als er die erste Kreatur entdeckte hatte. Sie wirkte wie eine Marbhadair aus flüssigem Glas, als sei sie in der Entstehung und hätte nicht die Gewalt über ihre wahren Potenziale erlangt. Zudem zerschmolz sie wie Eis in der Sonne. Eistote! Auch von ihnen hatte er in alten Schriften gelesen. Ihr Zustand hielt sie nicht davon ab anzugreifen, und sie hatte Verstärkung mitgebracht. Die Donas zogen ihre Schwerter, die überkreuz in einer Scheide auf ihren Rücken befestigt waren. Die Donas, die ihre Quelle aus dämonischen und druidischen Kräften hatten, waren schwer zu töten, aber nicht unsterblich. Babylonus und er positionierten sich so, dass Aileen zwischen ihnen stand.
    Babylonus war noch nie jemand gewesen, der es vermied, selbst einzugreifen. Die Eistoten griffen gleichzeitig aus allen Richtungen an, und die Schutzbarriere zeigte Risse, denn eine Energie half ihnen, ein Zauber, der seinen Ursprung im Anbeginn der Zeit hatte. Lior spürte es auf und in sich. Mit einem Zischen erstarb der Schutz, und eine tödliche Welle brach über sie herein. So sehr die Donas sich auch wehrten, die ersten fielen auf den schneebedeckten Boden. Lior wunderte sich, wieso der König der Dämonen nicht einfach ein Portal kreierte, um sie alle in Sicherheit zu bringen. Anscheinend waren seine Pläne andere. Zwei Jägerinnen durchbrachen die Linie der Donas, und sie warfen sich auf Lior. Die Erste köpfte er, bevor sie ihn erreichte, doch die Zweite landete kreischend auf ihm und versuchte, ihm in den Hals zu beißen. Aus den Augenwinkeln sah er Aileen, die ausholte, als hätte sie niemals etwas anderes getan, und der Kreatur die Klinge in den Rücken rammte, direkt in die Lunge. In einer fließenden Bewegung wirbelte Aileen herum, und sie stieß einen Laut puren Horrors aus. Noch ehe er einschreiten konnte, warf sich eine Marbhadair auf die kleine Rothaarige, die es nicht mehr schaffte, auszuweichen und auf den Boden fiel.
    „Sari?“, wisperte Aileen.
    Lior wollte sie gerade von Aileen reißen, als Babylonus die Kreatur köpfte. Ihr eisiges durchsichtiges Blut tropfte auf Aileen, die ihn dermaßen verloren ansah, dass es Lior tief ins Herz schnitt. Lior ließ ihr keine Zeit, in den Zustand des Schocks zu fallen. Er zog sie an den Händen auf die Füße und packte sie hart an den Schultern. Das Leben kehrte in ihre Augen zurück.
    Tapfere Kleine.
    Allmählich erlangten die Donas die Oberhand. Babylonus schien auf etwas zu warten, das nicht eintrat. Er wirkte fast enttäuscht, dass der Kampf vorüber war.
    Mit einem Schrei spießte eine seiner Leibwächterinnen die letzte Jägerin auf, die mit einem gurgelnden Geräusch auf den Lippen ihren finalen Atemzug nahm. Die gefallenen

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