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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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Zeitpunkt hat er mich auch nicht mehr zärtlich berührt, und wir lagen wie Fremde nebeneinander im Bett.“
    Morven griff nach ihren Händen und hielt sie fest, während Aileen mit ihren Tränen kämpfte. „Am Tag seines Todes haben wir uns schrecklich gestritten. Er hat mich geschubst, und ich war so erzürnt, dass ich ihm ins Gesicht geschlagen habe, mit der ganzen Kraft, die ich hatte. Ich verstehe bis heute nicht, warum ich das getan habe.“
    Aileen tat einen Löffel Sahne in ihren Tee. „Er hat mich hasserfüllt angestarrt und gesagt, dass ich es bitterlich bereuen würde. Dann hat er sich sein Mountainbike geschnappt und …“
    Morven stand auf und setzte sich neben sie, berührte sie jedoch nicht. Aileen war dankbar, denn ansonsten wäre sie in Tränen ausgebrochen. „Das Cottage, wie hast du es gefunden?“
    „Ralph hat es ausfindig gemacht. Das Haus war genauso, wie wir es uns immer erträumt hatten. Nein, eigentlich wie ich es mir erträumt hatte. Da stimmte alles außer der Kücheneinrichtung. Doch vom Tag unseres Einzuges an änderte sich die Beziehung zwischen Ralph und mir.“ Und sie fühlte sich schuldig, als ob sie ihn gestoßen, obendrein er sich wegen ihr das Genick gebrochen hatte. Sie brauchte einen Augenblick für sich allein. „Wo ist das Bad?“
    Morven zeigte auf den Flur. „Die zweite Tür rechts.“
    Sie krampfte ihre Hände um das Waschbecken, während sie versuchte, die Tränen zu besiegen. Es war das erste Mal, dass sie es ausgesprochen hatte, und die Last drohte sie zu erdrücken, doch gleichzeitig war das Geständnis erleichternd. Sie kniff die Augenlider zu. Erschreckt fuhr sie zusammen, weil sich starke Hände auf ihre Schultern legten. Sie traf Liors Blick im Spiegel. Der Kerl bewegte sich trotz seiner Größe leise wie ein Schatten.
    „Ulaidh, hier sind ganz andere Kräfte am Werk. Wir finden heraus, wer es war.“
    Das Ungeheuerliche seiner Worte drang erst allmählich in ihren Verstand. „Du glaubst, jemand hat ihn umgebracht?“
    Lior zog sie dicht an seinen Körper. „Ich fürchte, so einfach ist es nicht. Aber eines ist sicher, du bist nicht schuld, dass er gestorben ist und auch nicht, dass er sich verändert hat.“
     
    Lior schämte sich nicht, dass er das Gespräch belauscht hatte. Aileen holte zitternd Luft, straffte die Schultern, und er gab ihr ein Papiertuch. Sie wirkte, als sei ihr eine Last von der Seele genommen worden. Manchmal reichte es, dem Unaussprechlichen eine Stimme zu geben, sodass die Bürde leichter wurde. Lior mutmaßte, dass hinter dem Tod von Ralph eine Menge mehr steckte, als sie vermuteten. Er wollte heute Nacht mit Kendrick das Grab öffnen. Dort würden sie zwar nicht des Rätsels Lösung finden, aber ein weiteres Puzzleteilchen, das Nosferat benutzen konnte.
    Aileen wusch sich die Tränen mit kaltem Wasser fort, nahm sich etwas von Morvens Körpermilch und cremte sich das Gesicht ein. Die schottische Blume hatte eine ungewöhnlich zarte und weiche Haut. Lior wusste bereits jetzt, davon konnte er nicht genug bekommen, und auf ihr würde man die Male eines lustvollen Spankings noch Stunden danach sehen. Doch eines musste er noch wissen.
    „Hat Ralph dich jemals im Zorn geschlagen? Oder dir andere Gewalt angetan?“
    Er musste ganz sicher sein. Vielleicht hatte sie es vor Morven zurückgehalten.
    „Nein!“ Sie wirkte in diesem Moment so unglaublich verletzlich, und zur gleichen Zeit erkannte er eine Stärke in ihr, von der sie selbst nichts ahnte. „Bevor wir in das Cottage gezogen sind, war er niemals jähzornig. Ich habe ihm bedingungslos vertraut. Ich weiß, dass er mich über alles geliebt hat. Manchmal war es, als wüsste er, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Ich hatte mehrmals das Gefühl, dass er sich mir mitteilen wollte. Doch jedes Mal war es, als würde ein Schatten über ihn fallen und sich mit ihm verbinden, seine Worte in der Kehle ersticken.“
    „Hast du wirklich einen Schatten gesehen?“
    Aileen runzelte die Stirn. „Jetzt wo du es sagst. Ja, aber ich habe es als Einbildung abgetan und es auf den Stress zurückgeführt. Ich habe sehr unter der Situation gelitten, wie heftig erkenne ich erst allmählich.“
    Vielleicht sollte er Draehda, die Monarchin der Druiden, hinzuziehen. Sie hatten ihr letztes Jahr das Leben gerettet, als das Urchaid, das Böse, das Morven überwältigen wollte, sie heimgesucht und beinahe ihren ganzen Hofstand ausgelöscht hatte. Die mächtige Druidin hatte eine offene Beziehung mit

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