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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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rot schimmernde Glyphe legte sich um die Kreatur, die Lior gerade angreifen wollte. „Beeilt euch.“
    Morven brach der Schweiß aus, tropfte sogar von ihren Fingerspitzen, und sie fiel auf die Knie. Verdammter Mist! Morven hatte jede Vorsicht vergessen, war verwundbar, und wenn sie unbeschadet blieb, würde Kendrick ihr den kleinen Hals umdrehen, nachdem er sie bestraft hatte.
    Mephistopheles fluchte neben ihm. Die Männer bildeten einen Ring um Morven und die Eistote in der Glyphe. Unbeeindruckt von dem Schmerz, der sie durchzuckte, sobald sie das schimmernde Rot berührte, sprang sie gegen den Wall, das Gesicht verzweifelt, und ihre Augen würden ihn in seinen Träumen verfolgen. Sie war den Mächten schutzlos ausgeliefert, die sie beherrschten. Lior wusste nicht, ob sie wirklich lebte oder nur eine zombiehafte Kreatur war. Er hoffte nur, dass sie es wert war, lebend gefangen zu werden.
    „Morven, deaktiviere die Glyphe. Sofort!“, brüllte Kendrick. Morven gab nicht auf, blieb störrisch und konzentriert.
    Falls dem Kind etwas geschah, weil sie so leichtfertig gehandelt hatte, würde die Armanach sich das niemals verzeihen. Doch allmählich gewannen die Krieger die Oberhand. Mit einem Schrei erledigte Lior die letzte Eistote außerhalb der Glyphe. Eine eigenartige Stille herrschte in dem Eingangsraum, wenn man von dem keuchenden Atmen der Anwesenden absah.
    Exodus nahm eine Peitsche von seinem Gürtel. „Lasst mir Platz. Morven, du lässt die Glyphe auf fünf fallen. Mephistopheles, Babylonus, macht euch bereit. Lior, zähl.“
    Morven wimmerte inzwischen vor Anstrengung und zitterte am ganzen Körper. Sie wichen zurück, und Exodus spannte den Arm an. Genau bei fünf fiel das rote Schimmern in sich zusammen, und die silbrig schimmernde Peitschenschnur wickelte sich um Oberkörper und Arme der Eistoten. Morven taumelte, doch Kendrick fing sie auf und hob sie hoch.
    Das Wesen kreischte vor Qual. Die Dämonen warfen sich auf sie, sodass sie auf den Boden knallte. Sie wehrte sich wie eine Besessene, und erst mit der Hilfe von Dàn schaffte es Taran, ihr einen Halsring umzulegen. Der Söldner aktivierte den Ring mit einer Handbewegung, erhöhte den Schmerz, um die Eistote in die Bewusstlosigkeit zu zwingen. Ehe es gelang, fuhr ein Schatten aus ihrem geöffneten Mund, und vor ihnen lag eine menschliche Frau, die mit dem Tod kämpfte.
    „Daingit!“ Taran löste den Ring, doch es war zu spät. Er hielt die kleine, dünne Frau in seinen Armen, und Lior traute seinen Augen nicht. Zwei Tränen tropften dem Folterer die Wangen hinunter. Er wirkte, als verlöre er gerade den Rest seines Verstandes.
    Exodus legte ihr eine Hand flach auf den Brustkorb und schüttelte den Kopf. „Mit der Magie verschwand auch das Leben aus ihr. Wir hätten sie nicht retten können.“
    Lior drehte sich zu Kendrick und Mephistopheles. Morven lag bewusstlos in den Armen des Söldners. Das einzige Licht in dem Haus drang durch die Eingangstür. Selten zuvor hatte Lior eine derart seltsame Dunkelheit erlebt. Sie wirkte wie Öl, klebrig, undurchdringlich und kalt.
    „Morven ist in Ordnung …“ Ein gellender Schrei ließ Kendrick verstummen.
    Aileen!
    Und wo zum Teufel war Togo?

Kapitel 10
     
    Aileen verharrte auf der obersten Stufe, lauschte, doch eine absolute Stille umgab sie. Sie wusste, sie musste in den Abgrund, um sich dem zu stellen, was in der Tiefe auf sie lauerte. Es gab keinen Ausweg für sie.
    Bring es hinter dich wie eine Marbhadair!
    Dennoch blickte sie in den Flur. Diese eigenartige Dunkelheit war alles, was sie dort erwartete. Sie wirkte noch bedrohlicher als der Keller, wie eine dichte Decke, die sich um das Opfer legte, um es langsam zu ersticken.
    Aileen hielt das Messer vor ihren Körper und fasste mit der linken Hand nach dem Geländer. Die unebenen Stufen passten nicht zu dem Haus, das sie beim ersten Mal betreten hatte. Es erschien, als wäre dieses Silent Rose auf einem alten Gewölbe erbaut worden. Sie lief mehrere Stufen hinunter.
    Ein Hecheln ertönte aus dem Flur, sie drehte sich um, und ein blaues Schimmern raste auf sie zu. Als es näher kam, erkannte sie, dass es Augen waren, die sich auf Oberschenkelhöhe über dem Boden bewegten. Es erreichte die Kellertür und sprang ihr entgegen, ehe diese mit einem Krachen ins Schloss fiel. Aileen verlor beinahe den Halt und konnte sich gerade noch am Handlauf festhalten. Sie schwor, sie hatte den Griff des Messers losgelassen, um sich mit beiden Händen vor dem Sturz

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