Mitternachtserwachen
war hin- und hergerissen zwischen Freude und Besorgnis, man sah es ihm deutlich an. Er hob Morven von den Füßen, küsste sie hart und besitzergreifend auf den Mund. Morven würde später mehr als nur einen heißen Arsch bekommen.
Mephistopheles grinste wie ein Bär, der gerade feinsten Manukahonig entdeckte. Doch jetzt war keine Zeit, um das freudige Ereignis zu feiern. Schlagartig änderte sich die Stimmung, als die Bedrohung in den Vordergrund rückte.
„Morven sollte bei uns bleiben“, sagte Exodus. „Es ist zu gefährlich, sie von uns zu trennen.“
Das kleine Biest rückte näher an den Vampir der Dunkelheit heran, der sich im Sonnenlicht dank der Kleidung bewegen konnte, die Morven für ihn genäht und mit dem entsprechenden Schutz aufgerüstet hatte.
„Du bleibst zwischen mir und Kendrick“, knurrte Mephistopheles. „Dein Gefährte und ich werden uns nachher ausgiebig mit deinem Benehmen beschäftigen, Tochter.“
Morven schluckte hörbar und stand inzwischen so dicht bei Exodus, dass nicht einmal ein Blatt Papier zwischen die beiden gepasst hätte.
„Es gibt keinen Weg hinein. Türen und Fenster sind durch Magie verstärkt. Die Rollos lassen sich nicht einen Millimeter bewegen“, informierte Lior die Anwesenden. Die Angst um Aileen lag spürbar auf seiner Haut und zerrte an seinen Nerven.
Babylonus stellte sich vor die Tür und legte vorsichtig seine Handfläche gegen das verzierte Holz. „Sprich Freund und tritt ein.“
„Spar dir deine Späße für ein anderes Mal auf, Dämon“, knurrte Taran. Der glatzköpfige Söldner wirkte, als sei er bereit, das Haus mit den eigenen Händen niederzureißen. Lior hatte gedacht, dass er nicht mehr zu richtiger Liebe fähig wäre. Doch er liebte Betty, Morvens Freundin, saß in jeder freien Minute an ihrem Bett, und hoffte, dass sie aufwachen würde. Und das, obwohl er noch kein Wort mit ihr gesprochen hatte. Niemand konnte sich sein Verhalten erklären, und er selbst am allerwenigsten. Der Zustand hatte Taran unvorbereitet getroffen und die Lugus nicht weniger.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass Aileen Betty kannte. Sie hatte Mr Noodles von ihr gekauft, das hatte er vorhin ganz klar in ihren Gedanken gelesen.
Mephistopheles reichte Babylonus ein Stück Kreide, hergestellt aus den Knochen eines Eisdrachens, und in den Händen von hochrangigen Dämonen löste sie jede Magie, entstanden aus negativer Energie. Synchron setzten sie die rötlich schimmernde Kreide in den oberen Ecken an, doch ehe sie loslegen konnten, flog die Tür nach innen auf, und eine Welle Eistoter strömte hinaus. Auch diese waren unfertig, allerdings gefestigter als die aus dem Maisfeld.
Was hatte jemand den ehemals menschlichen Frauen angetan, um sie in diese Monstrositäten zu verwandeln?
„Zur Seite!“, brüllte Morven. Babylonus und Mephistopheles reagierten so schnell, dass Lior es mit den Augen nicht erfasste.
Energie sammelte sich in den Fingerspitzen der Armanach, schoss auf die Kreaturen zu und schleuderte sie zurück. Lior sah alles wie in Zeitlupe, während kalte Entschlossenheit seinen Zorn und seine Angst um Aileen verdrängte. Er fing das Schwert am Griff auf, das Kendrick ihm zuwarf. Taran war bereits auf der Türschwelle, holte aus und köpfte die erste Eistote mit einer Wucht, dass ihr Kopf zur Seite flog.
Lior erreichte die Tür zusammen mit Dàn. Lior rammte die Klinge durch die Brust der Kreatur, die ihn ansprang. Sie war so klein, reichte ihm nicht einmal bis zur Schulter. Zu seinem Schock warf sie sich nach vorn, sodass sie ihn beinahe berührte. „Hilf uns, bitte“, wisperte sie, während das unnatürliche Leben aus ihr wich. Lior zog sein Schwert mit einem Ruck aus ihr. Es war keine Zeit, zu überlegen.
„Was zur Hölle!“, rief Dàn, der die Worte auch gehört hatte.
Lior rammte seine Faust in das nächste Wesen, das ihn angriff. Vielleicht konnte sie gerettet werden. Doch sie schüttelte sich nur und zielte mit den langen Messern, die sie in den Händen hielt, auf sein Herz. Lior drängte sie zurück, sie ließ ihm keine andere Wahl, als sie zu töten, denn sie gab nicht nach, kämpfte bis zum Schluss.
Dàns dunkle Haare klebten ihm auf der Stirn, und auch er gab seine Bemühungen auf, die blonde Eistote lebend zu fangen, und jagte ihr den Dolch durch die Kehle.
„Versucht, eine lebend zu bekommen“, brüllte Lior.
Morven stand auf einmal neben ihm. Anscheinend hatte sie beschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie murmelte etwas, und eine
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