Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
dass ich es sehr bedauern würde, wenn man diesen herrlichen Körper vierteilt“, informierte sie ihn keck, ehe sie erneut von den Wogen der Begierde hinfort gespült wurden, und noch einmal in den Armen des anderen Erfüllung fanden.
Julia öffnete die Augen. Drews gleichmäßiger Atem an ihrer Schulter jagte ihr Schauer den Rücken hinunter. Wie viel Zeit sie hier im Verlies schon verbracht hatte, konnte sie nicht sagen, aber sehr lange würde sie nicht mehr bleiben können. Sicher hatte Fanny inzwischen John außer Gefecht gesetzt. Trotzdem musste sie das Gefängnis verlassen, ehe er wieder erwachen würde. Langsam setzte sie sich auf und warf einen Blick auf den friedlich schlafenden Mann neben sich. Wie hatte es nur passieren können, dass sie sich so Hals über Kopf verliebt hatte. In einen Mann, den sie im ersten Moment dafür gehasst hatte, sie enttarnt zu haben, sie in seiner Gewalt zu haben. Sie konnte auch noch immer nicht fassen, wie leicht ihr Körper für ihn entbrannt war und welche Wonnen sie in seinen Armen erlebt hatte. Dieser starke Mann, dessen Kraft selbst jetzt wo er schlief, noch zu sehen war, hatte sie mit einer Zärtlichkeit geliebt, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Ihr leises Seufzen weckte ihn. Verschlafen strich er sich übers Gesicht, ehe er ihr ein zaghaftes Lächeln schenkte.
„Hallo meine süße Julia.“
Ungeniert streckte er seinen nackten Leib neben ihr aus und Julia versuchte, sich auf sein Gesicht zu konzentrieren.
„Ich muss gehen, es ist schon viel zu spät“, erklärte sie.
Diesmal nickte Drew. Aber dennoch fasste er nach ihrer Hand und verflocht seine Finger mit ihren.
„Julia, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ich will dich nicht gehen lassen“, murmelte Drew, der sich gerade selbst nicht verstand. „Ich kann dir nicht sagen, wie sehr mir der Gedanke verhasst war, du könntest die Geliebte einer ganzen Horde Schmuggler sein, aber noch sehr viel weniger kann ich den Gedanken ertragen, dass dieser Widerling dein Bett teilt. Ich würde lieber sterben, als zulassen zu müssen, dass er seine Hände in dein Haar gräbt, oder deinen Körper in Besitz nimmt!“, stieß er aufgebracht hervor.
Julia sah ihn verständnislos an. Was wollte er ihr damit sagen? Erwiderte er etwa ihre Gefühle? Aber was würde das ändern? Sie hatte doch keine Wahl. Drew war ein mittelloser Kopfgeldjäger, den ihr Vater niemals als Ehemann für sie in Betracht ziehen würde. Außerdem stand ihm ein Gerichtsverfahren bevor, wenn ihr nicht noch etwas einfallen würde, dies zu umgehen.
„Drew, du musst mich jetzt gehen lassen. Ich muss zurück. Aber ich werde dich hier herausholen, das schwöre ich. Niemals würde ich zulassen, dass man dich für mein Vergehen bestraft“, versicherte sie ihm.
„Dann lass uns einfach gehen. Wir verschwinden noch heute Nacht, bestimmen unser Schicksal selbst. Ich habe noch nie so etwas empfunden, ich glaube, ich liebe dich.“
Julia schüttelte den Kopf. Nein, so etwas durfte er einfach nicht sagen. Sie konnte nicht einfach ihren Vater verlassen. Er würde diesen Verlust niemals verkraften und außerdem wäre auch Drews Ruf für immer ruiniert. Nein, sie musste seinen Namen reinwaschen und ihrer Pflicht als Tochter nachkommen, was auch immer sie dies kosten mochte.
„Drew, um Gottes willen, ich liebe dich doch auch! Aber bedenke doch: Wo sollten wir hin? Etwa mittellos durch England ziehen? Denn hierbleiben könnten wir nicht. Gregory würde uns jagen, sei dir dessen gewiss. Unser Schicksal selbst bestimmen? Das kann ich nicht. Es gibt Menschen, denen ich verpflichtet bin, die ich nicht einfach im Stich lassen kann. Niemand kann vor der Verantwortung, die er bereits bei der Geburt erhält, davonlaufen“, erklärte sie bestimmt, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Die Ungerechtigkeit der Welt lastete auf ihren Schultern und nicht zum ersten Mal verfluchte sie es, Julia Hayes zu sein. Sie schlüpfte mit zitternden Gliedern in ihr Kleid, raffte ihre Haarnadeln zusammen und flocht sich einen halbwegs ordentlichen Zopf. Auch Drew war aufgestanden und in seine Hose geschlüpft. Zornig stand er ihr gegenüber.
„Das ist es? Du hast Angst davor, mittellos zu sein? Ziehst einen widerlichen Gecken dem Mann vor, den du liebst, weil du fürchtest, auf ein Leben in Saus und Braus verzichten zu müssen?“
Drew konnte nicht glauben, wie dumm er gewesen war. Hatte sich für diese Frau zum Narren gemacht und ihr sein Herz zu Füßen
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