Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
Schicksal entscheiden zu lassen: Sollte die Deathwhisper am Horizont erscheinen, würde man tun, worum der Falke bat, wenn nicht, dann eben nicht.
Aufgebracht eilte Gregory durch die Halle in Nathans Arbeitszimmer. Dieser hatte ihn von seiner Waffenübung abberufen und ihn zu einem dringlichen Gespräch beordert. Was sollte das? Warum musste ihm dieser Säufer denn ständig mit irgendetwas in den Ohren liegen? Erst am Morgen hatte er sich anhören dürfen, sein eigenmächtiges Handeln, was die Ketten bei dem Gefangenen anging, sei in Zukunft zu unterlassen. Er habe sich, wie jeder andere auch, vom Verlies fernzuhalten.
Und nun? Was konnte es denn nun schon wieder geben? Ehe er eintrat, schluckte er seine Wut hinunter und setzte das Lächeln auf, welches er eigens für seinen zukünftigen Schwiegervater in Reserve hatte.
„Nathan, du wolltest mich sprechen?“, fragte er höflich, kaum dass er durch die Tür trat. Wie selbstverständlich schlenderte er zu dem Tischchen, auf dem der Whiskey zusammen mit kristallenen Gläsern bereitstand und schenkte sich ein.
„Ja richtig. Wir haben ein Problem, mein Junge.“
„Auch einen Whiskey?“, unterbrach Greg, der sich des Alkoholproblems seines Gegenübers sehr wohl bewusst war.
Nach einem sehnsüchtigen Blick auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit schüttelte Nathan den Kopf.
„Nein, lieber nicht. Auch wenn ich dringend einen Schluck brauchen könnte“, murmelte er.
„Also, worum geht es?“, hakte Greg nach.
„Es ist so: Diese Fanny Boyle hat der Köchin erzählt, sie hätte davon gehört, dass der Mitternachtsfalke für den heutigen Abend seine Männer zusammenruft, weil wohl ein Schiff mit Schmuggelware erwartet wird.“
Mit einer wegwerfenden Handbewegung tat Greg Nathans Worte ab.
„Das ist unmöglich! Dar Falke sitzt sicher im Verlies und hat zu niemandem Kontakt. Das Weib täuscht sich.“
Nachdenklich ging Nathan im Raum auf und ab.
„Wie können wir uns so sicher sein? Immerhin hat er abgestritten, der Schmuggler zu sein“, überlegte er laut.
„Ja, aber wenn du dich recht erinnerst, behauptete er auch, Julia sei stattdessen der Falke!“, höhnte Greg.
„Wie wahr“, stimmte ihm sein Schwiegervater stirnrunzelnd zu. „Aber dennoch kann ich es nicht riskieren, dem König den falschen Mann vorzuführen!“
„Was heißt denn hier den falschen Mann? Julia hat ihn doch erkannt!“, rief Greg.
„Ja, aber wie zuverlässig mag ihre Aussage schon sein? Sie war sicherlich verängstigt. Man darf auch nicht vergessen, dass es dunkel war und sie einen Schlag auf den Kopf bekommen hat. All dies zusammengenommen ergibt für mich keine eindeutige Identifizierung. Und inzwischen ist sie sich ja auch nicht mehr so sicher, dass es wirklich dieser Mann war, der sie entführt hat“, gab Nathan zu bedenken.
„Was? Wann hat sie das denn gesagt?“
„Heute Morgen. Sie ist direkt nach dem Frühstück auf mich zugekommen und hat mir ihre Zweifel mitgeteilt.“
Gregory schäumte vor Wut. Was sollte das? Wenn dieser Kerl, den er eindeutig für den Schmuggler hielt, nun in Nathans Augen unschuldig sein sollte, was würde dann mit dem Gold, welches er bekommen hatte? Das alles konnte nicht wahr sein! Er hatte doch die Blicke gesehen, die Julia und dieser Mistkerl miteinander ausgetauscht hatten. Nein, so leicht würde er den Bastard nicht davonkommen lassen, Mitternachtsfalke hin oder her.
„Was schlägst du also vor?“, fragte er barsch.
„Wir müssen dieser Sache in jedem Fall nachgehen. Du wirst deine Männer heute Nacht zur Küste schicken und nachsehen, ob an diesem Gerede etwas dran ist.“
„Sicher. Wie du wünschst, Nathan“, schluckte er seinen Ärger hinunter und stapfte aus dem Arbeitszimmer.
Nun, dann würde er doch zuerst einmal der Quelle diesen ganzen Übels einen Besuch abstatten. Schon viel zu lange wartete er auf einen Grund, sich diese rothaarige Hexe vorzunehmen.
Mit einem boshaften Grinsen im Gesicht machte er sich auf den Weg zum Stall, als er unvermittelt Julia in die Arme lief.
„Hallo, meine Liebe, ich wollte …“, er brach mitten im Satz ab, als er den stummen Jungen hinter ihrem Rock hervorspitzen sah.
„Guten Tag, Gregory,“, grüßte Julia distanziert.
„Dieser verlauste Junge schon wieder!“, fuhr er sie an, „Wie oft muss ich Euch noch sagen, dass ich den Umgang mit dem Gesindel als unpassend für meine Frau erachte?“, fragte er wirsch.
„Da ich noch nicht Eure Frau bin, werde ich meinen Umgang, bis es
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