Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
miteinander wechselten.
„… nicht umsonst Sophia umgebracht, um mir nun, kurz vor dem Ziel wieder Steine in den Weg legen zu lassen! ...“, hörte er Gregory sagen.
„Das dauert mir ohnehin alles schon viel zu lange! …Wer hätte denn schon wissen können, dass die beiden darauf bestehen würden, ein Trauerjahr einzuhalten! Andererseits ist Julias Mutter ja auch wirklich uneinsichtig gewesen … nichts anderes übrig geblieben … Reitunfall vorzutäuschen.“
Der Junge erstarrte. Julias Mutter? Seit er Julia kannte, hatte sie nur ein einziges Mal über ihre Mutter gesprochen. Der unerwartete Verlust hatte sie und den Earl schwer getroffen. Sie hatte Robby versucht zu erklären, dass ihr Vater seither nicht mehr er selbst war. Was hatte Gisbourne gemeint? Hatte er etwas mit dem Tod von Sophia Hayes zu tun? Es schien so. Angestrengt versuchte er, der Unterhaltung zu folgen.
„…sie hätte dir lieber nicht drohen sollen, … deiner Geldnöte … bessere Partie für Julia zu finden“, stimmte Haribert einer Äußerung von Greg zu.
„Dummes Weib, wollte … Schuldschein von Lady Bellham erpressen … nicht anders verdient. Ich … besser erst den Schuldschein an mich gebracht, bevor … irgendwo versteckt!“
Damit marschierte Gregory über den Hof in Richtung Haupteingang davon. Auf halbem Wege drehte er sich noch einmal zu seinem Gefolgsmann um und rief:
„Ach, vergesst nicht, euch um den Gefangenen zu kümmern. Wollen doch nicht, dass er uns noch mal Ärger macht.“
„Geht klar. So gut wie erledigt“, gab das Wieselgesicht zurück.
Aber Gregory war bereits weitergegangen. Nachdenklich spuckte Haribert aus und kratzte sich am Kopf. Dabei fiel sein Blick zufällig auf Robby. Entschlossen kam er auf den Jungen zu und zerrte diesen grob hinter dem Holzstoß hervor.
„Was soll das? Was lungerst du hier herum?“
Sein Griff war hart und bei jedem Wort schüttelte er ihn, sodass seine Zähne aufeinanderschlugen. Abwehrend hielt sich Robby die Hände vors Gesicht und schüttelte hilflos den Kopf.
„Hast du uns etwa belauscht, du elendes Balg?“
Wieder schüttelte Robby den Kopf, wagte es aber weiterhin nicht, in das wutverzerrte Gesicht über ihm zu blicken.
„Dein Glück, dass du dein Maul nicht aufkriegst, du Dummkopf, sonst würd’ ich dir gleich hier und jetzt den Hals umdrehen!“, spie er dem weinenden Kind ins Gesicht.
„Heul hier nicht rum!“
Angeekelt stieß er Robby von sich und trat ihm, als er am Boden lag, mit seiner Stiefelspitze in die Seite. Robby keuchte unter der Wucht des Trittes und kauerte sich zusammen, um sich zu schützen.
„Elendes Balg!“
Ein weiterer Tritt landete in Robbys Magen.
Leise wimmerte der stumme Junge vor Schmerzen.
„Hau ab, bevor ich es mir anders überlege.“
Dies brauchte er nicht zweimal zu sagen. So schnell es seine zitternden Glieder zuließen, rappelte sich Robby auf und stolperte vom Hof, im Rücken noch immer die wüsten Verwünschungen von Haribert Lewis.
Kapitel 21
Was war da nur los? Schon seit Stunden wartete Julia auf eine Nachricht von ihren Männern. Doch wann immer sie aus ihrem Fenster blickte, war alles ruhig. Weder ihr treuer Vogel noch Robby ließen sich blicken. Mit jeder Minute, die verstrich, wuchs ihre Unruhe. Sie wollte endlich wissen, ob ihr Plan aufgegangen war und Gregorys Männer erkannt hatten, dass ihr geliebter Drew nicht der Mitternachtsfalke sein konnte. Warum sandte Butch ihr keine Nachricht?
Julia hatte vor lauter Auf und Ab bereits eine Spur in den Teppich gelaufen, ihr Haar mehrmals aufgesteckt, nur um es wenige Minuten später wieder zu lösen und auszukämmen. Doch das alles half nichts, sie würde keinen vernünftigen Gedanken fassen können, solange sie im Unklaren schwebte.
„Abbie, ich brauche meinen Mantel“, entschied sie schließlich. „Ich gehe in die Stadt.“
Das Herz wurde ihr schwer, als sie am Stall vorbei kam und sich vorstellte, wie Drew noch immer im Verlies saß. Seit ihrem nächtlichen Besuch in seiner Zelle hatte sie ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Der Stallbursche hatte ihr am nächsten Tag einen sehr merkwürdigen Blick zugeworfen und schob seither stur seine Wache.
Doch selbst wenn John sie erneut in das unterirdische Gefängnis hätte gehen lassen, hätte sie es nicht gewagt, Drew noch einmal gegenüberzutreten. Immer wieder hallten seine Worte in ihrem Kopf: ‚ Ich glaube, ich liebe dich .‘ Wäre es ihr wirklich nicht möglich gewesen, einfach mit ihm davon zu
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