Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
Gregory Gisbourne. Dieser deutete noch nicht einmal so etwas wie eine Verbeugung an, sondern kam direkt auf Fanny zu.
„Wir müssen reden! Allein!“, forderte er, wobei er sie grob am Arm packte und unter dem wachsamen Blick des Hundes zurück in ihre Hütte bugsierte.
„Aber Mylord, bitte, worum geht es denn?“, fragte Fanny irritiert.
„Stell dich nicht dümmer als du bist!“, fuhr er sie an.
Die stickige Hitze in Fannys kleiner Hütte trug nicht gerade dazu bei, seine Laune zu verbessern.
„Du läufst herum und erzählst, der Mitternachtsfalke habe vor, eine Schmuggelladung anzunehmen. Du dummes Stück! Der Falke sitzt längst bei mir im Verlies!“
Gregorys Haar war strähnig nach hinten gekämmt, seine Hose und seine Hemdschöße staubig vom Ritt. Seine auf Hochglanz polierten Stiefel wirkten auf dem Stroh ihrer Hütte fehl am Platz. Sich ihrer eigenen spärlichen Aufmachung mehr als bewusst, fürchtete Fanny sich davor, ihm in die Augen zu blicken, als sie antwortete:
„Es tut mir leid, Mylord. Ich habe doch nur gesagt, was ich gehört habe. Ihr müsst mir glauben, ich hatte keine bösen Absichten.“
Greg kam näher. Sein Fuß nur wenige Zentimeter neben dem Fass mit dem Rum, welches ihr die Schmuggler als Dank für die Hilfe bei der Versorgung von Michaels Wunde überlassen hatten.
Fanny brach der Schweiß aus. Wie hatte sie nur das Fass vergessen können? Sie trat einen Schritt zur Seite, um es hinter ihrem Rock zu verbergen, kam dabei aber Greg gefährlich nahe. Flehend griff sie nach seiner Hand.
„Was kann ich tun, damit Ihr mir glaubt?“
Der Knoten in Fannys Schultertuch löste sich und es rutschte hinunter. Glücklicherweise kam es auf dem Fass zum Liegen und verdeckte es damit. Allerdings befand sich Fanny nun in einer ganz anderen misslichen Lage: ihr offenes, durchweichtes Mieder direkt unter Gregorys Nasenspitze. Und seinem Blick nach zu urteilen, hatte er diesen Umstand auch bereits bemerkt.
„Was du tun kannst, damit ich dir glaube?“, hakte er nach, wobei er ihr ungeniert auf den Busen starrte, „Oh es gäbe da schon etwas, …“
Schnell schlüpfte Fanny seitlich davon und bedeckte ihre Blöße mit den Händen.
„Aber Mylord, Ihr wisst doch sicherlich, dass ich mit Lady Julia befreundet bin. Ich würde Euch doch niemals Umstände bereiten wollen. Wenn Ihr sagt, der Falke ist in Gefangenschaft, dann ist das natürlich so.“
„Das - mein Schätzchen - will ich auch meinen! Und jetzt hör mir zu,“, raunte Greg, der ihr den Weg versperrte und dabei langsam seine Reitgerte aus dem Gürtel zog.
„Du mischst dich nicht mehr in Dinge ein, die dich nichts angehen.“S
ein Grinsen wurde breiter, als er die Gerte anhob und die Angst in ihren Augen erkannte.
„Du bleibst in Zukunft dem Herrenhaus fern.“
Die lederne Spitze strich über ihre Wange, den Hals entlang.
„Und du hältst dich fern von meiner Verlobten“, befahl er, während er Fannys Hände mit der Gerte beiseiteschob, um ungehindert in ihren Ausschnitt blicken zu können. Er leckte sich die Lippen, dann presste er sie mit seinem Körper gegen die Tischkante, während er ihr ins Ohr raunte:
„Du solltest besser auf mich hören. Vergiss nicht, dass der alte Hayes meistens das tut, was ich will. Und wenn ich ihn nun bitten würde, dich mit einem meiner Männer zu verheiraten, was denkst du, würde er da tun?“
Fanny wagte es nicht zu atmen. Sie wusste nicht, wovor sie mehr Angst hatte - dem Mann vor sich oder der Vision, die er ihr soeben zeichnete.
Greg hob ihr Kinn mit der Gerte an und zwang Fanny damit, ihn anzusehen.
„Wem soll ich dich zur Frau geben? Ashton oder lieber Burton, was meinst du? Eigentlich ist es egal, denn die beiden teilen ohnehin alles miteinander. Und ich meine wirklich alles!“, lachte er. Ihre Furcht steigerte seine Erregung und er hatte Mühe, von der Frau abzulassen. Dennoch zwang er sich dazu. Mit einem letzten Blick auf den cremeweißen Busen trat er den Rückzug an.
Kapitel 20
Das erste Licht des anbrechenden Tages entflammte den Himmel über dem Herrenhaus. Die Luft roch nach Morgentau und die Vögel begrüßten lautstark den nahenden Tag. An die rückwärtige Stallwand gedrückt lauschte Robby auf verdächtige Geräusche. Als er nichts hörte, spähte er vorsichtig ums Eck. Eigentlich sollte er nicht hier sein. Seine Ziehmutter hatte es ihm ausdrücklich untersagt, aber niemand sonst konnte Butchs Nachricht an Julia übergeben. Leise schlüpfte er hinter dem Stall
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