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Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe

Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe

Titel: Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Euch nicht gut?“, fragte er.
    „Nein, ich meine doch. Aber wir müssen uns beeilen“, stotterte sie.
    Sie wusste nicht, wie sie die nächsten Sätze sagen konnte, ohne vor Verzweiflung zu schreien.
    „Wenn Greg die Wahrheit gesagt hat, dann müssen wir keine hundert Höhlen absuchen. Dann kommen nur einige wenige infrage.“
    „Aber das ist doch eine gute Neuigkeit.“
    „Nein, ist es nicht! Denn diese Höhlen, nördlich der Felsnadeln, laufen bei Flut voll.“
    Das blanke Entsetzten hatte Julia gepackt. Sie sah das Wasser kommen, hörte es in ihren Ohren rauschen, wusste, wie schnell diese Höhlen zu einer tödlichen Falle wurden. Als sie mit Fanny nach einem Unterschlupf für die Schmuggler gesucht hatte, waren sie auf diese Höhlen gestoßen. Schneller als sie dachten war das Wasser gestiegen und hätte ihnen beinahe den Rückweg versperrt. Nur mit viel Glück waren sie den eisigen Fluten damals entkommen.
    Verzweifelt packte sie den Richter am Arm und bettelte:
    „Wir dürfen keine Zeit verlieren!“
    Das Wasser stand ihm schon bis zur Hüfte. Bei jeder neuerlichen Welle wurde der Sog stärker, welcher ihn von den Beinen zu reißen drohte. Noch immer zerrte er mit ganzer Kraft an den unnachgiebigen Ketten, stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Eisen. Außer einigen Steinchen, die sich gelöst hatten, war er nicht wirklich weiter gekommen. Langsam packte ihn die Angst. Zu lebhaft standen ihm die Bilder vor Augen, Bilder seines eigenen Lebens, welches an ihm vorbeizog. Bilder einer grünen Sonne, deren Strahlen sein nasses kaltes Grab stimmungsvoll beleuchteten. Bilder einer Schlange, die nass und kalt in seinen Rachen glitt, seinen Mund füllte und sich schließlich seine Kehle hinab wand und seine Lunge zu sprengen drohte.
    Plötzlich hatte er Mühe zu atmen und er glaubte beinahe, die Ketten schnürten ihm die Luft ab, so wie sie es bei dem Wieselgesicht getan hatten.
    Um den Kopf klar zu bekommen, spritzte er sich das Wasser ins Gesicht, rieb sich mit den Händen über die Haut, spürte seine Bartstoppeln und seine geschwollene Lippe. Als er auf seine Hände hinabsah, erblickte er Blut. Sein Blut, welches aus einer Platzwunde am Kopf kam. Rot und lebendig suchte es sich seinen Weg über die Finger und löste sich schließlich in der nächsten Welle auf.
    „Julia, komm schnell“, rief Olivia von der Haustür her. Sie war bleich und ihr Ruf duldete keinen Aufschub.
    „Was ist denn? Ist etwas mit Vater?“, fragte Julia bang.
    Richter Cox tätschelte ihr beruhigend den Rücken, doch sein fragender Blick heftete sich auf Olivia, ehe er beide Damen vor sich ins Haus bat.
    „Es geht ihm nicht gut. Zwar ist er jetzt eingeschlafen, aber ich fürchte, sein Herz kann diesen Schock vielleicht nicht überwinden“, gestand sie.
    Eine eisige Klaue griff nach Julia. Die Welt, wie sie sein sollte, gab es nicht mehr. Ihr Vater kämpfte um sein Leben. Der Mann, den sie hatte heiraten sollen war der Mörder ihrer Mutter. Und Drew - der wie ein Blitz in ihr Herz geschlagen war - schwebte in Lebensgefahr. Wo gehörte sie hin? An die Seite ihres Vaters? Natürlich! Oder war es nicht wichtiger zur Küste zu reiten und dem Richter zu zeigen, wo Drew zu finden war?
    „Julia?“
    Olivia schüttelte ihren Arm und drängte ihre Nichte, weiter zu gehen.
    „Ich komme Tante, aber was wird aus Drew? Ich muss zur Küste.“
    „Unsinn Kind. Was willst du denn da? Du stehst den Männern nur im Weg. Richter Cox wird schneller vorankommen, wenn er sich nicht auch noch mit einer Frau aufhalten muss.“
    Voller Vertrauen in das Geschick des Richters galt ihre einzige Sorge ihrem Bruder.
    „Dein Platz ist jetzt an der Seite deines Vaters.“
    Wie konnte Julia ihnen auch klarmachen, dass niemand diese Höhlen so gut kannte wie sie? Das war unmöglich, ohne gleichzeitig zuzugeben, dass ihr Wissen daher rührte, dass sie der Mitternachtsfalke war. Ihre Verzweiflung wuchs ins Unermessliche, denn weder wollte sie Drew im Stich lassen, noch konnte sie ihren Vater verlassen. Ihrer Brust entrang sich ein heißerer Laut und Tränen verschleierten ihren Blick.
    „Komm jetzt Julia. Richter Cox wird aufbrechen wollen und wir sollten den Männern hier nicht im Weg stehen.“
    Unfähig sich den Worten ihrer Tante zu widersetzen, schleppte sie sich zum Arbeitszimmer. In der Tür fiel ihr noch etwas ein:
    „Mylord!“, rief sie, „Wenn Ihr um Stonehaven herumreitet, seid Ihr schneller. Und vergesst nicht: Es kommen nur die

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