Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
Olivia sagt“, flehte Julia.
Beschwichtigend hob Richter Cox die Hände und erklärte:
„Aber, natürlich werden wir ihm auf den Fersen bleiben und ihn bei der nächsten Gelegenheit wieder einfangen. Doch um zu erfahren, was er mit diesem armen Mann gemacht hat, müssen wir so tun, als lassen wir uns auf sein Spielchen ein.
Geschwächt sank Nathan in die Kissen und Olivia tupfte seine Stirn mit einem feuchten Tuch ab. Entschlossen erhob sich Julia und bat:
„Mylord, wenn Ihr so freundlich wärt, mich mitzunehmen. Ich muss hören, was er getan hat. Immerhin ist er mein Verlobter gewesen.“
Mit einem entschuldigenden Blick auf den Hausherren nickte der Richter.
Gregory war bereits in der vergitterten Kutsche eingesperrt und die bewaffnete Eskorte hatte sich um das Gefährt postiert.
Als der Richter näher kam, verbeugten sie sich und steckten ihre Pistolen ein.
„Mylord, er ist bereit für den Transport nach London“, berichtete Brown.
„Danke. Aber wie es scheint, ist heute Mister Gisbournes Glückstag“, erwiderte er ironisch und trat an das Gitter.
„He! Gisbourne! Sag uns, wo Drew Warring ist. Wenn wir ihn gefunden haben, lassen wir dich gehen“, bot er an.
Aus dem Inneren der Kutsche drang gedämpftes Gelächter.
„Nein, nein, nein. Haltet Ihr mich für so dumm? Nein. Wenn Ihr das Leben dieses Bastards retten wollt, dann bestimme ich die Spielregeln!“
„Bitte Mylord, lasst ihn gehen. Wir müssen Drew finden“, flehte Julia den Richter an.
Wenn dieser sich darüber wunderte, dass die junge Lady Hayes wie selbstverständlich den Vornamen des vermeintlichen Schmugglers gebrauchte, so ließ er es sich nicht anmerken. Resigniert zuckte er mit den Schultern und gab nach:
„Na schön Gisbourne. Wie du willst.“
Auf ein Zeichen hin wurde die Türe entriegelt und der siegessicher dreinblickende Greg stolzierte aus der Kutsche.
Mit einem verächtlichen Blick auf Julia verneigte er sich vor ihnen.
„Wusste ich es doch!“, prahlte er, „Und jetzt wünsche ich, dass man mir mein Pferd bringt. Erst wenn ich sicher im Sattel sitze, sage ich, wo der Kerl ist“, feilschte er.
Umgehend wurde Gregorys Pferd von John gesattelt und in den Hof geführt. Lässig, so als ginge es nicht um sein Leben, prüfte Greg die Gurte, ehe er sich in den Sattel schwang. Die Pistolen der Eskorte waren die ganze Zeit über auf ihn gerichtet, aber er beachtete dies nicht weiter. Selbstbewusst wie ein Krieger, der eine ganze Armee in die Schlacht zu führen gedachte, sah er nun über ihre Köpfe hinweg, den Weg nach Stonehaven hinunter. Nur noch wenige Augenblicke trennten ihm von seinem Ritt in die Freiheit, nachdem er doch schon gefürchtet hatte, alles verloren zu haben. Er war eben ein Mann, den niemand aufhalten konnte, dachte er sich. Und auch wenn er diesmal gescheitert war, so würde sich für ihn eben ein anderer Weg finden müssen, den Wunsch seiner Mutter zu erfüllen. Wenn er ihr Zuhause nicht verspielt hätte, wäre sie niemals in dieser schäbigen Hütte an einer Lungenentzündung gestorben. Er war es ihr schuldig und würde einen Weg finden, diese Schuld zu begleichen.
„So Gisbourne. Jetzt sag, wo der Mann steckt, oder meine Leute schießen dich von deinem Gaul schneller wieder herunter, als du denkst.“
Unruhig tänzelte Gregs Pferd. Er zog scharf am Zügel und riss den Kopf des Tieres in die Höhe.
„Er ist in einer Höhle an der Küste.“
„In einer Höhle?“, fragte Julia, „Dort gibt es Hunderte Höhlen!“
„So ist es meine Liebe!“, triumphierte er.
Dann schlug er dem Pferd mit dem Ende der Zügel auf die Flanke und das Tier stieg auf die Hinterbeine, ehe es mit einem großen Satz davon preschte.
„Aber, …!“, wollte Julia ihn aufhalten, doch Greg brachte das Pferd selbst noch einmal zum Stehen. Über die Schulter rief er:
„Wenn ihr ihn noch lebend finden wollt, dann müsst ihr euch beeilen. Es könnte sein, dass ihn sonst die Fische vor euch finden!“
Damit grub er die Fersen in die Flanken des Pferdes und preschte davon.
Sofort erteilte der Richter Befehle:
„Dawson, du reitest diesem Gisbourne nach. Unauffällig. Ich will nicht, dass du dich in Gefahr begibst. Wir holen den Verräter noch früh genug zurück. Sehr weit wird er ohne Geld und Proviant ohnehin nicht kommen. Ich nehme an, er wird sich erst einmal ein Versteck suchen.“
„Und Ihr Lady Julia, …“,
Erst jetzt fiel ihm auf, wie blass die junge Frau mit einem Mal aussah.
„Meine Liebe, geht es
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