Mitternachtsfalke - Auf Den Schwingen Der Liebe
Zehenspitzen und suchte die Terrasse ab. Sie war leer. Wie sie befürchtet hatte, war sie wieder von ihren Sinnen getäuscht worden. Vollkommen unbeteiligt lächelte sie den Mann, dessen Namen sie nicht einmal gehört hatte, an und konzentrierte sich darauf, ihre Tränen zurückzuhalten.
„Mylord“, erwiderte sie leidenschaftslos seinen Gruß.
„Ich muss schon sagen, Ihr seid wirklich die schönste Dame des Abends“, schmeichelte er, wobei er ihrem tiefem Dekolleté besondere Aufmerksamkeit schenkte.
Ein dunkles Räuspern von der Seite unterbrach den Herren vor seinem nächsten Kompliment und er sah verwundert zu dem Mann neben sich auf. Dieser erklärte ohne Umschweife:
„Sir, ich bitte um Entschuldigung, aber dieser Tanz gehört mir.“
Damit griff er nach Julias Hand und ebenso wie kurz vorher noch von Elizabeth, wurde sie erneut willenlos durch den Saal gezogen.
Die Musik setzte ein und sein starker Griff legte sich um ihre Taille. Atemlos wurde sie übers Parkett geführt, während sie nicht sicher war, ob ihre Füße überhaupt den Boden berührten.
„Mir kam zu Ohren, für den Mitternachtsfalken würde ein Ehemann gesucht werden. Da konnte ich nicht widerstehen“, flüsterte er viel zu nah an ihrem Ohr.
Die Nähe des Mannes überflutete ihr Gehirn mit Bildern, Erinnerungen und Emotionen, sodass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Drew Warring. Diese beiden Worte hallten laut wie das Donnern von Kanonenkugeln durch ihren Kopf und bildeten den neuen Rhythmus ihres Herzschlags. Sie wagte es nicht, den Blick zu heben, um in sein Gesicht zu blicken. Bei jedem Schritt trat sie ihm ungeschickt auf die Füße und stolperte beinahe über ihren Rocksaum, so wenig war sie in der Lage auf etwas anders zu achten, als auf ihr klopfendes Herz.
„Wenn du einen Ehemann suchst, dann nimm doch einfach mich. Lass uns jetzt, heute Nacht verschwinden und diesen Ball und all diese Menschen hinter uns lassen“, raunte er an ihren Hals, während er sie mit vollendeter Eleganz durch die Menge führte.
Die anderen Tänzer machten ihnen automatisch Platz, so selbstverständlich bewegte er sich mit Julia zur Musik.
Endlich fand sie ihre Stimme wieder.
„Drew? Was, … was tust du hier?“, stotterte sie.
Eine weitere Drehung wirbelte sie von ihm weg, ehe er sie zum nächsten Takt dafür noch näher an sich heranzog.
„Nun Mitternachtsfalke, wie gesagt: Ich biete mich dir als Ehemann an“, antwortete er leichthin.
Meinte er das ernst? Wie gerne hätte Julia gejubelt, dass sie ihre Wahl getroffen hatte, dass alle anderen Herren sich lieber nach einer anderen heiratswilligen Lady umsehen sollten, weil sie ihren Mann gefunden hatte. Aber das war unmöglich. Wie war er überhaupt hier hereingekommen?
„Hör auf mit dem Unsinn!“, knurrte sie, wobei sie dem Pärchen, welches neugierig an ihnen vorüberschwebte, ein freundliches Lächeln präsentierte.
„Was denkst du, was du hier tust? Wir sind nicht mehr in einer Höhle! Wir bewegen uns in eben diesem Moment vor der Crème de la Crème Londons, die sich sicher bereits fragt, wer du bist. Was willst du denen antworten, Drew Warring?“, fauchte sie leise.
Sein Lächeln war sündig, sein Daumen streichelte ihr leicht über den Rücken.
„Liebste Schmugglerin, es hat mich noch nie gekümmert, was die Leute tratschen. Und ich bedauere es im Übrigen sehr, nicht mit dir in einer Höhle zu sein.“
Er zwinkerte verschwörerisch und Julia schoss das Blut ins Gesicht.
„Hör auf!“, fuhr sie ihn an „Nenn mich nicht Schmugglerin! Wenn dich jemand hört!“
„Wie soll ich dich denn nennen, meine Süße?“, stichelte er.
Warum tat er ihr das an? Am liebsten hätte sich Julia losgerissen und wäre von der Tanzfläche gestürmt. Nur das damit verbundene Getuschel hielt sie davon ab.
Endlich hob sie ihm ihr Gesicht entgegen und sah ihn an. Ein Fehler, wie sie feststellte. Sofort begann sich die Welt um sie herum zu drehen und sie wollte nichts sehnlicher tun, als ihm hingebungsvoll in die Arme zu sinken.
„Hör zu Drew - Gott weiß, wie schwer mir das fällt, denn ich habe noch nie so etwas für einen Mann gefühlt, aber andere Kleider machen noch keinen anderen Mann aus dir. Und gerade jetzt, wo es Vater nicht gut geht, kann ich ihn nicht enttäuschen.“
„Stellst du dafür sogar dein eigenes Glück hinten an?“
Julia schwieg. Sie hatte es inzwischen aufgegeben, zu versuchen, den Tanz elegant zu beenden und sich stattdessen ganz Drews starker
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