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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Steuerknüppel.
    Die Wolken unter ihnen bildeten keine geschlossene Decke. Immer wieder boten sich Lücken, durch die sie die im Mond licht liegende Landschaft unter ihnen sehen konnten. Plötzlich flogen sie übers Meer – sie hatten die Insel Seeland hinter sich gelassen. »Prüf die Höhe«, sagte Karen.
    Harald fand es schwierig, aufs Instrumentenbrett zu sehen sagte ihm doch sein Gefühl, dass er seine ganze Konzentration zum Fliegen der Maschine benötigte. Als er seinen Blick vom Firmament losriss, erkannte er, dass sie schon über zweitausendeinhundert Meter hoch waren. »Wie ist das denn passiert?«, fragte er.
    »Du hältst die Nase zu hoch. Das ist ganz natürlich. Du hast unbewusst Angst, auf den Boden zu fallen, deshalb versuchst du weiterhin ständig zu steigen. Nimm die Nase runter.«
    Er schob den Steuerknüppel nach vorn. Als die Nase herunterkam, sah er ein anderes Flugzeug mit großen Kreuzen auf den Tragflächen. Harald wurde übel vor Angst.
    Karen erblickte den Flieger zur gleichen Zeit. »Verdammt!«, rief sie. »Die Luftwaffe!« Der Schreck war ihr genauso in die Glieder gefahren wie Harald.
    »Ich seh sie«, gab er zurück. Die Maschine befand sich etwa vierhundert Meter entfernt links unter ihnen und stieg auf ihre Höhe.
    Karen griff nach dem Steuerknüppel und senkte die Nase der Hornet Moth abrupt nach unten. »Ich übernehme.«
    »Du übernimmst.«
    Die Hornet Moth ging in den Sturzflug.
    Harald erkannte in dem anderen Flieger eine Messerschmitt Bf 110, einen zweimotorigen Nachtjäger mit deutlich erkennbarem Doppelleitwerk und einer lang gestreckten Glashaube. Er erinnerte sich, dass Arne von der Bewaffnung der Bf 110 mit ebenso viel Angst wie Neid gesprochen hatte: In der Nase hatte die Messerschmitt Kanonen und Maschinengewehre, und Harald konnte jetzt auch die hinteren MGs erkennen, die unter dem Ende der Cockpithaube hervorragten. Mit solchen Maschinen wurden die von der Radarstation auf Sande georteten britischen Flugzeuge abgeschossen.
    Die Hornet Moth besaß keinerlei Verteidigung.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Harald.
    »Möglichst schnell in den Wolken verschwinden, bevor er in Schussnähe kommt. Verflucht, ich hätte dich nicht so hoch steigen lassen dürfen.«
    Die Hornet Moth ging nun steil hinunter. Harald warf einen Blick auf den Geschwindigkeitsmesser und sah, dass sie hundertdreißig Knoten erreicht hatten: Er kam sich vor wie bei der Talfahrt einer Achterbahn und merkte, dass er sich unwillkürlich an der Kante seines Sitzes festklammerte. »Ist das nicht gefährlich?«, fragte er.
    »Abgeschossen werden ist gefährlicher.«
    Die Messerschmitt kam rasch näher. Sie war viel schneller als die Hornet Moth. Dann sahen sie einen Blitz und hörten das Geratter von Gewehrfeuer. Obwohl Harald auf den Angriff vorbereitet war, konnte er einen Entsetzensschrei nicht unterdrücken.
    Karen flog eine Rechtskurve und versuchte auf diese Weise, dem Jäger das Zielen zu erschweren. Die Messerschmitt zischte unter ihnen durch. Das Gewehrfeuer hörte auf, und der Motor der Hornet Moth dröhnte weiter. Sie waren nicht getroffen worden.
    Arne hatte ihm einmal gesagt, dass es für schnelle Flugzeuge ziemlich schwierig sei, ein langsames zu treffen. Vielleicht war es deshalb noch einmal gut gegangen.
    Als Karen wieder wendete, sah er den Jäger in der Ferne verschwinden.
    »Ich glaube, wir sind jetzt außer Reichweite«, sagte er.
    »Bestimmt nicht lange«, erwiderte Karen.
    Sie hatte Recht, die Messerschmitt kurvte wieder ein. Die Sekunden dehnten sich zu einer Ewigkeit, während die Hornet Moth abwärts auf die schützende Wolkendecke zuhielt und der schnelle Jagdflieger seinen weiten Bogen flog. Harald sah, dass ihre eigene Geschwindigkeit nunmehr hundertsechzig Knoten betrug. Die Wolkendecke war qualvoll nahe – aber nicht nahe genug.
    Er sah die Blitze und hörte das Krachen, als der Jäger erneut das Feuer auf sie eröffnete. Diesmal, war er näher an sie herangekommen, sodass der Pilot einen besseren Angriffswinkel hatte. Zu seinem namenlosen Entsetzen sah Harald, wie sich in der Bespannung der linken unteren Tragfläche ein Riss mit gezackten Kanten bildete. Karen zerrte den Steuerknüppel rüber, und die Hornet Moth legte sich in die Kurve.
    Im nächsten Augenblick tauchten sie in die Wolke ein.
    Das Geschützfeuer hörte abrupt auf.
    »Gott sei Dank«, seufzte Harald. Trotz der Kälte lief ihm der Schweiß herunter.
    Karen zog den Steuerknüppel zurück und beendete den

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