Mitternachtsfalken: Roman
die Katz, und er konnte von vorne anfangen.
Der Flughafen bestand aus einer Ansammlung flacher Gebäude neben einer einzigen Start- und Landebahn. Er wurde schwer bewacht von deutschen Truppen, doch hielten die dänische Luftfahrtgesellschaft DDL, die schwedische ABA sowie die deutsche Lufthansa den zivilen Luftverkehr nach wie vor aufrecht.
Peter Flemming parkte vor dem Büro des Flugplatzleiters. Nachdem er der Sekretärin gesagt hatte, er komme von der regierungsamtlichen Flugsicherungsbehörde, wurde er sofort vorgelassen. Der Flughafenleiter, Christian Varde, war ein kleiner Mann mit dem bereitwilligen Lachen eines Vertreters. Flemming zeigte ihm seinen Dienstausweis und sagte: »Wir werden heute bei dem Lufthansaflug nach Stockholm eine spezielle Sicherheitsüberprüfung durchführen. Sie ist von General Braun, der in Kürze hier eintreffen wird, autorisiert. Wir müssen sofort die notwendigen Vorbereitungen in die Wege leiten.«
Ein Anflug von Furcht zeigte sich auf der Miene des Flughafenleiters. Er griff nach dem Telefon auf seinem Schreibtisch, doch Flemming kam ihm zuvor, indem er die Hand auf den Apparat legte. »Nein«, sagte er. »Ich darf Sie bitten, niemanden vorzuwarnen. Haben Sie eine Liste der Passagiere, die voraussichtlich an Bord gehen werden?«
»Ich nicht, aber meine Sekretärin.«
»Dann bitten Sie sie, uns diese Liste zu bringen.«
Varde tat, wie ihm geheißen, und kurz darauf kam die Sekretärin herein und gab ihm die Liste, die er sofort an Flemming weiterreichte.
»Kommt die Maschine aus Berlin pünktlich?«, wollte Flemming wissen.
»Ja.« Varde sah auf die Uhr. »In einer Dreiviertelstunde sollte sie landen.«
Das war knapp, aber es reichte noch.
Am einfachsten war es, wenn nur die Passagiere, die in Kopenhagen zustiegen, durchsucht werden mussten. »Ich möchte, dass
Sie sich mit dem Piloten in Verbindung setzen und ihm sagen, dass niemand heute in Kastrup das Flugzeug verlassen darf, weder die Passagiere noch die Besatzung.«
»Sehr wohl.«
Flemming studierte die Liste, die die Sekretärin ihnen gebracht hatte. Sie enthielt nur vier Namen: zwei Dänen, eine Dänin und einen Deutschen. »Wo sind die Passagiere jetzt?«
»Sie dürften bei der Abfertigung sein.«
»Sorgen Sie dafür, dass das Gepäck nicht verladen wird, bevor es von meinen Leuten durchsucht worden ist.«
»Sehr wohl.«
»Auch die Passagiere werden durchsucht, bevor sie die Maschine betreten. Kommt außer den Passagieren und ihrem Gepäck sonst noch Ladung an Bord?«
»Kaffee und Brötchen für den Flug, außerdem ein Postsack. Und der Treibstoff natürlich.«
»Die Lebensmittel und Getränke müssen ebenso kontrolliert werden wie der Postsack. Das Auftanken wird unter Aufsicht eines meiner Leute stattfinden.«
»In Ordnung.«
»Sie nehmen jetzt Kontakt zu dem Piloten auf und geben ihm meine Instruktionen weiter. Sobald die Passagiere eingecheckt haben, kommen Sie zu mir. Sie finden mich in der Abflughalle. Und benehmen Sie sich bitte möglichst unauffällig – ich möchte nicht, dass irgendjemand Verdacht schöpft.«
Varde entfernte sich.
Peter Flemming begab sich zur Abflughalle und zermarterte sich das Gehirn, ob er auch wirklich an alles gedacht hatte. Er setzte sich in die Lounge, beobachtete diskret die anderen Passagiere und fragte sich, wer von ihnen heute im Gefängnis statt auf einem anderen Flughafen landen würde. Da an diesem Vormittag noch Flüge nach Berlin, Hamburg, Oslo, Malmö und auf die dänische Ferieninsel Bornholm anstanden, konnte er die vier Passagiere, die nach Stockholm wollten, nicht ausmachen.
Allerdings gab es Indizien. So befanden sich insgesamt nur zwei
Frauen unter den Wartenden – eine junge Mutter mit zwei Kindern und eine sehr schön gekleidete ältere Dame mit weißen Haaren. Gut möglich, dass diese Alte die Schmugglerin ist, dachte Flemming, und dass das spektakuläre Äußere zur Ablenkung dienen soll.
Drei der männlichen Passagiere trugen deutsche Uniformen. Flemming warf einen Blick auf die Liste. Sein Mann war ein Oberst von Schwarzkopf. Nur einer der Soldaten war ein Oberst. Aber es war ziemlich abwegig anzunehmen, dass ausgerechnet ein deutscher Offizier dänische Untergrundzeitungen nach Schweden schmuggeln sollte.
Die anderen Männer sahen mehr oder weniger aus wie er selbst: Sie trugen Anzüge und Krawatten und hielten ihre Hüte auf dem Schoß.
Er versuchte, den Eindruck eines gelangweilten, aber geduldigen Passagiers zu erwecken, der auf
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