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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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seinen Flug wartete. Dabei beobachtete er jedoch alle Anwesenden sehr genau und achtete vor allem darauf, ob der eine oder andere etwas von der bevorstehenden Sicherheitsüberprüfung ahnte. Einige Passagiere wirkten nervös, aber das mochte auch daran liegen, dass sie an Flugangst litten. Flemming wollte vor allem sicherstellen, dass niemand versuchte, ein Päckchen wegzuwerfen oder irgendwo im Wartesaal Papiere zu verstecken.
    Plötzlich stand Varde neben ihm. Übers ganze Gesicht strahlend, so als freue er sich ungemein, Flemming wieder zu sehen, berichtete er: »Alle vier Passagiere haben eingecheckt.«
    »Gut.« Jetzt konnte die Aktion beginnen. »Sagen Sie ihnen, dass die Lufthansa ihnen ein besonderes Zeichen ihrer Gastfreundschaft präsentieren mochte, und führen Sie sie in Ihr Büro. Ich komme dann nach.«
    Varde nickte und ging zum Lufthansa-Schalter. Während er die nach Stockholm gebuchten Passagiere bat, ihm zu folgen, ging Flemming zu einer Telefonzelle, rief Tilde an und sagte Bescheid, dass alles für die Razzia bereit war. Dann schloss er sich der kleinen, von Varde geführten Prozession an.
    Als sie alle in Vardes Büro versammelt waren, lüftete Flemming seine Identität. Er zeigte dem Oberst seine Dienstmarke und sagte, um möglichen Protesten vorzubeugen: »Ich handle unter Befehl von General Braun. Er ist auf dem Weg hierher und wird Ihnen alles erklären.«
    Der Oberst wirkte verärgert, nahm aber kommentarlos Platz. Die anderen drei Passagiere – die weißhaarige alte Dame und die beiden dänischen Geschäftsleute – verhielten sich genauso. Peter Flemming lehnte sich an die Wand und musterte sie; kein noch so geringes Anzeichen von schlechtem Gewissen sollte ihm entgehen. Alle hatten ein Stück Handgepäck bei sich: die alte Dame eine große Handtasche, der Offizier einen schmalen Diplomatenkoffer, die beiden Geschäftsleute jeweils eine Aktentasche. Jeder von ihnen hätte problemlos mehrere Exemplare einer illegalen Zeitung verstecken können.
    »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee oder Kaffee anbieten, solange Sie hier warten müssen?«, fragte Varde mit strahlender Miene.
    Flemming sah auf die Uhr. Das Flugzeug aus Berlin musste jetzt eintreffen. Er warf einen Blick durchs Fenster und erspähte die Maschine im Landeanflug. Es war eine dreimotorige Ju-52 – ein hässliches Flugzeug, dachte er unwillkürlich. Die Oberfläche war geriffelt wie ein Wellblechdach, und der dritte Motor ragte aus dem Bug heraus wie eine Schweineschnauze. Da sich die Ju-52 aber mit einer bei einem so schweren Flugzeug bemerkenswert niedrigen Geschwindigkeit näherte, wirkte ihr Anblick fast majestätisch. Die Maschine landete und rollte zum Terminal. Die Tür ging auf, und der Bordmechaniker warf die Bremsklötze hinaus, die am Abstellplatz die Räder sichern.
    Braun und Juel erschienen mit den vier Beamten, die Flemming ausgewählt hatte, während die wartenden Passagiere am Ersatzkaffee der Flughafenkantine nippten.
    Flemming beobachtete angespannt, wie seine Beamten die Aktentaschen der Männer und die Handtasche der weißhaarigen alten Dame durchsuchten. Gut möglich, dass der Spion die illegale Zeitschrift im Handgepäck mitnimmt, dachte er – der Verräter konnte sich im Ernstfall dann darauf herausreden, dass er sie als Reiselektüre mitgenommen hätte. Helfen würde ihm das allerdings auch nicht viel.
    Aber die Inspektion der Taschen brachte nichts Verdächtiges zutag e .
    Tilde führte die alte Dame in einen Nebenraum zur Leibesvisitation. Die drei Männer wurden gebeten, Mäntel und Jacken auszuziehen. Braun tastete den deutschen Oberst ab, Polizeimeister Conrad die beiden Dänen. Die Suche verlief ergebnislos.
    Flemming war enttäuscht, sagte sich jedoch, dass die Kontrabande viel eher im aufgegebenen Gepäck versteckt war.
    Den Passagieren wurde gestattet, in den Warteraum zurückzukehren, aber sie durften noch nicht an Bord gehen. Ihr Reisegepäck war auf dem Vorfeld vor der Abflughalle aufgereiht: zwei neu aussehende Koffer aus Krokodilleder, die zweifellos der alten Dame gehörten, ein Matchsack, den Flemming dem Oberst zurechnete, sowie ein brauner Lederkoffer und ein billiger Reisekoffer aus Pappe.
    In einem dieser Gepäckstücke finden wir Virkligheden bestimmt, dachte Flemming zuversichtlich.
    Bent Conrad hatte bei den Passagieren die Kofferschlüssel eingesammelt. »Ich wette, es ist die Frau«, flüsterte er Flemming zu. »Sieht mir aus wie eine Jüdin.«
    »Öffnen Sie die Koffer«, sagte

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