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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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recht«, sagte er und schritt zur Tür. »Rufen Sie mich in meinem Büro an, wenn Ihre Truppe abfahrbereit ist.« Er drehte sich um und ging.
    Peter Flemming war erleichtert. Zumindest war es ihm gelungen, die Fäden in der Hand zu behalten. Seine einzige Sorge war, dass Braun ihn in seinem Ungestüm zu übereiltem Handeln zwingen könnte.
    »Schön, dass Sie diese Schmuggelroute herausgefunden haben«, sagte Juel herablassend. »Gute Polizeiarbeit. Ich hätte es allerdings für taktvoller gehalten, wenn Sie zunächst mich darüber in Kenntnis gesetzt hätten.«
    »Es tut mir Leid, Herr Polizeirat«, sagte Flemming, obwohl das gar nicht möglich gewesen wäre. Als der schwedische Kollege am Abend zuvor angerufen hatte, war Juel schon längst nach Hause gegangen. Dies zu erwähnen hielt Flemming allerdings nicht für ratsam.
    »Schon gut«, sagte Juel. »Stellen Sie eine Einsatzgruppe zusammen und schicken Sie mir die Leute zur Instruktion. Und dann fahren Sie zum Flughafen raus und geben mir telefonisch Bescheid, wenn die Passagiere an Bord gehen wollen.«
    Flemming kehrte zurück zu Tildes Schreibtisch im Hauptbüro. Ihre Kleidung – Jacke, Bluse und Rock – war in unterschiedlichen Hellblautönen gehalten. Sie erinnerte ihn an ein Mädchen auf einem französischen Gemälde. »Na, wie ist es gelaufen?«, fragte sie ihn.
    »Ich bin zwar zu spät gekommen, hab das aber wettgemacht.«
    »Gut.«
    »Am späteren Vormittag findet eine Razzia auf dem Flughafen statt«, berichtete er. Er wusste genau, welche Beamten er mitnehmen wollte. »Bent Conrad, Peder Dresler und Knut Ellegard werden mich begleiten.« Polizeimeister Conrad war ein begeisterter Freund der Deutschen, während die Schutzpolizisten Dresler und Ellegard nicht durch besonderes politisches oder patriotisches Engagement auffielen, dafür aber gewissenhafte Polizeibeamte waren, die sich an ihre Befehle hielten und gute Arbeit leisteten. »Außerdem möchte ich Sie bitten mitzukommen, wenn es Ihnen recht ist. Es ist möglich, dass weibliche Verdachtspersonen durchsucht werden müssen.«
    »Ja, natürlich.«
    »Juel wird Ihnen die notwendigen Instruktionen erteilen. Ich fahre schon vorher zum Flughafen. Wie geht‘s dem kleinen Stig?« Tilde hatte einen sechsjährigen Sohn, um den sich während der Dienstzeiten die Großmutter kümmerte.
    Sie lächelte. »Stig? Dem geht‘s prächtig. Er lernt jetzt lesen und macht große Fortschritte.«
    »Der wird eines Tages Polizeichef.«
    Ihre Miene verdüsterte sich. »Ich möchte nicht, dass er zur Polizei geht.«
    Flemming nickte. Tildes Ehemann war bei einem Schusswechsel mit einer Schmugglerbande ums Leben gekommen. »Das kann ich verstehen.«
    »Würden Sie etwa wollen, dass Ihr Sohn diese Laufbahn einschlägt?«, fragte sie nicht ohne einen gewissen Vorwurf in der Stimme.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Kinder und werde wohl auch kinderlos bleiben.«
    »Wer weiß, was die Zukunft noch alles bringt«, antwortete Tilde und sah ihn dabei mit einem Blick an, den Flemming nicht zu deuten vermochte.
    »Ja, da haben Sie Recht.« Er wandte sich ab. Es gab viel zu tun. An einem solchen Tag wollte er sich nicht auf eine so heikle Diskussion einlassen. »Ich ruf Sie an.«
    »In Ordnung.«
    Er ging zum Fuhrpark und suchte sich einen der zivilen schwarzen Buicks heraus, die seit kurzem auch mit Sprechfunkgeräten ausgestattet waren. Dann verließ er die Stadt und fuhr über die Brücke zur Insel Amager, auf der der Flughafen Kastnip lag. Es war ein sonniger, warmer Tag. Vom Auto aus sah er, dass sich viele Menschen auf den Stränden tummelten.
    In seinem konservativen Kreidestreifen-Anzug mit dezent gemusterter Krawatte hätte man Peter Flemming ohne weiteres für einen Geschäftsmann oder Anwalt halten können. Zwar hatte er keine Aktentasche bei sich, um der Glaubwürdigkeit willen aber rasch noch einen Aktenordner mitgenommen und ihn mit Briefbögen und Formularen aus einem Papierkorb gefüllt.
    Je näher er dem Flughafen kam, desto nervöser wurde er. Ein, zwei Tage hätte er noch gebraucht, um seine Quelle zu verifizieren und festzustellen, ob nur ab und zu illegale Dokumente auf diese Weise außer Landes geschafft wurden oder mit jedem Flug. Der Gedanke, die Razzia könne sich als Schlag ins Wasser entpuppen, machte ihn schier verrückt. Am schlimmsten war, dass die Widerstandsgruppe durch die Aktion gewarnt und sich künftig andere Wege suchen würde. In diesem Fall wären alle bisherigen Ermittlungen für

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