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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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um das Flugzeug steuern zu können?«
    Harald wagte einen Schuss ins Blaue: »Auf der Rollbahn kann man die Querruder nicht einsetzen«, sagte er.
    »Weil.?«
    »Weil die Flügel den Boden berühren würden.«
    »Stimmt. Wir benutzen das Seitenruder beim Rollen, weil wir am Boden die Flügel nicht kippen können. Es kommt allerdings auch in der Luft zum Einsatz, nämlich zur Kontrolle unerwünschter Seitwärtsbewegungen des Flugzeugs, des so genannten Schiebemoments.«
    Die fünfzehn Abiturienten ließen sich den Stützpunkt zeigen, hörten sich einen Vortrag über die Berufschancen, die Bezahlung und die Ausbildung bei der Armee an und nahmen mit einer Gruppe von Flugschülern an einem gemeinsamen Mittagessen teil. Danach warteten sie gespannt auf den Höhepunkt des Tages, eine individuelle Flugstunde für jeden Einzelnen von ihnen. Fünf Tiger Moths standen nebeneinander auf dem Gras. Offiziell bestand für dänische Militärmaschinen seit Beginn der Okkupation Startverbot. Allerdings gab es Ausnahmen. Die Flugschulen durften noch Segelflugunterricht erteilen. Für die heutige Vorführung mit den Tiger Moths gab es zudem eine Sondergenehmigung. Allerdings standen auch für alle Fälle zwei Messerschmitt Me-109-Kampfflugzeuge startklar auf der Rollbahn, die jede Tiger Moth, deren Pilot auf die Idee kommen sollte, nach Schweden zu fliehen, sofort abfangen und vom Himmel holen würden.
    Poul Kirke löste Arne bei seinen Instruktionen ab. »Ich möchte 130 nun, dass ihr, einer nach dem anderen, einen Blick ins Cockpit werft«, sagte er. »Stellt euch auf die schwarz markierte Fläche auf dem Unterflügel – ja nicht anderswohin, sonst brecht ihr durch die Bespannung, und aus dem Fliegen wird nichts.«
    Tik Duchwitz probierte es als Erster. »Auf der linken Seite siehst du einen silberfarbenen Gashebel, der die Geschwindigkeit der Maschine regelt. Weiter unten ist ein grüner Trimmhebel, der über eine Feder das Höhenruder verstellt. Bei richtiger Trimmung sollte die Maschine, wenn der Pilot den Steuerknüppel loslässt, ohne Höhenänderung weiterfliegen.«
    Harald war der Letzte. Obwohl er sich immer noch über die aalglatte Arroganz ärgerte, mit der Poul Karen Duchwitz samt ihrem Fahrrad praktisch entführt hatte, konnte er sein Interesse nicht verhehlen.
    Als er wieder auf dem Boden stand, fragte ihn Poul: »Na, was hältst du davon, Harald?«
    Harald zuckte mit den Schultern. »Sieht ganz gut aus.«
    »Dann darfst du als Erster fliegen«, erwiderte Poul grinsend.
    Die anderen lachten, doch Harald freute sich.
    »So, jetzt werfen wir uns erst einmal alle in Montur«, sagte Poul.
    Sie kehrten zum Hangar zurück und schlüpften in Fliegerkombis, die auf der Vorderseite zugeknöpft wurden. Auch wurden Helme und Fliegerbrillen verteilt. Zu Haralds Unmut kam Poul auf ihn zu, um ihm zu helfen.
    »Das letzte Mal haben wir uns auf Kirstenslot gesehen«, sagte er, als er Haralds Brille festzurrte.
    Harald nickte kurz. Er wollte an diese Begegnung nicht erinnert werden, obwohl er immer noch darüber nachgrübelte, was für ein Verhältnis Poul und Karen eigentlich verband. Gingen sie einfach nur aus miteinander – oder war da mehr? Küsste sie ihn leidenschaftlich und ließ sich von ihm abfingern? Planten die beiden vielleicht sogar zu heiraten? Trieben sie es miteinander? Harald wollte sich all diese Fragen eigentlich gar nicht stellen, doch die Gedanken kamen einfach und ließen sich nicht vertreiben.
    Als die Schüler fertig waren, durften die ersten fünf zurück aufs
    Flugfeld – jeder mit »seinem« Piloten. Harald wäre am liebsten mit seinem Bruder Arne geflogen, aber wieder war es Poul, der sich seiner annahm. Es wirkte beinahe, als lege er Wert darauf, Harald besser kennen zu lernen.
    Ein Flugwart im ölverschmierten Overall tankte gerade die Maschinen auf, wobei er mit einem Fuß in einer in den Rumpf eingelassenen Trittstufe stand. Der Tank befand sich in der Mitte des oberen Flügels, also direkt über dem Frontsitz, was Harald etwas bedrohlich vorkam. Ob ich die vielen Liter brennbarer Flüssigkeit über meinem Kopf so einfach vergessen kann, fragte er sich.
    »Vor dem Start kommt die Vorfluginspektion«, sagte Poul und beugte sich ins Cockpit. »Wir müssen sicher sein, dass die Magnetschalter abgestellt sind und der Gashebel auf ›Aus‹ steht.« Er inspizierte die Räder. »Bremsklötze an Ort und Stelle.« Er trat gegen die Reifen und rüttelte an den Seitenrudern. »Du hast erzählt, du hättest mal

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