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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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nach Sande gefahren, um den Stützpunkt auszuspionieren, und hatte er dieses mysteriöse Gerät selbst gezeichnet? Oder spielte er die wichtigere Rolle des Koordinators, der die Informationen sammelte und in verschlüsselten Botschaften nach England übermittelte? Und wenn Kirke tatsächlich die zentrale Kontaktperson war – wer war dann auf Sande gewesen und hatte die Zeichnung angefertigt? Arne Olufsen vielleicht? Denkbar war es schon, doch Arne hatte vor einer Stunde, als Flemming und seine Leute unangemeldet auf dem Stützpunkt aufgetaucht waren, keinerlei schlechtes Gewissen gezeigt. Trotzdem konnte es sicher nichts schaden, wenn man Arne unter Beobachtung stellte.
    Als die Tiger Moth aufsetzte und über die unebene Graspiste holperte, jagte vom anderen Ende der Rollbahn einer der beiden Polizei- Buicks auf die Gruppe zu und bremste so scharf, dass beinahe die Hinterräder ausbrachen. Dresler sprang heraus, in der Hand einen leuchtend gelben Gegenstand.
    Nervös sah Flemming ihm entgegen. Er wollte keine Unruhe, keine auffälligen Bewegungen, die Kirke möglicherweise warnen konnten. Als er sich jetzt umsah, wurde ihm klar, dass er etwas unvorsichtig gewesen war: Er hatte einfach nicht daran gedacht, dass die kleine Gruppe am Rande der Rollbahn dort deplatziert wirken musste – er selbst im dunklen Anzug, der Zigarren rauchende Major Schwarz in deutscher Uniform, eine Frau und nun ein Mann, der offenbar in höchster Eile aus einem Auto sprang. Das sah nach einem seltsamen Empfangskomitee aus, dessen Zusammensetzung bei Kirke die Alarmglocken schrillen lassen konnte.
    Dresler kam zu ihm und wedelte aufgeregt mit dem gelben Gegenstand in der Luft herum. Es war ein Buch mit einem sehr lebhaft gefärbten Einband. »Das ist sein Codebuch!«, rief er.
    Damit stand fest, dass Kirke die Schlüsselfigur war. Flemming sah nach dem kleinen Flugzeug, das von der Piste abgebogen war und nun an ihnen vorbei auf die Abstellplätze zurollte. »Stecken Sie das Buch unter Ihren Mantel, Sie Idiot!«, fuhr er Dresler an. »Wenn er Sie mit dem Buch herumfuchteln sieht, weiß er sofort, dass wir hinter ihm her sind!«
    Wieder sah er nach der Tiger Moth. Er konnte Kirke im offenen Cockpit sehen, doch blieb die Miene des Mannes hinter Schal, Helm und Fliegerbrille verborgen.
    Doch was als Nächstes geschah, ließ keinen Raum mehr für Fehlinterpretationen.
    Unvermittelt gab der Pilot Gas, und der Motor röhrte auf.
    Das Flugzeug schwang herum, drehte sich in den Wind und hielt auf die kleine Gruppe um Peter Flemming zu, der die Situation sofort erkannte und schrie: »Verdammt, er versucht abzuhauen!«
    Das Flugzeug nahm Fahrt auf und kam direkt auf sie zugerast.
    Flemming zog seine Pistole.
    Er wollte Kirke lebendig fangen und ihn verhören. Doch bevor er ihn entkommen ließ, würde er ihn eher töten. Mit beiden Händen zielte er auf das entgegenkommende Flugzeug, visierte, so gut er konnte, den Fliegerhelm an und drückte ab. Ein Flugzeug mit einer Handfeuerwaffe abzuschießen war praktisch unmöglich, aber Flemming hoffte, mit einem Glücksschuss den Piloten erledigen zu können.
    In diesem Augenblick hob sich das Leitwerk der Tiger Moth vom Boden und brachte Kirkes Kopf und Schultern in Sicht. Flemming feuerte noch sechsmal, bis das Magazin seiner Walther PKK leer war. Doch zu seiner bitteren Enttäuschung musste er feststellen, dass er zu hoch gezielt hatte: Im Tank über dem Kopf des Piloten zeichneten sich wie Tintenflecken mehrere kleine Löcher ab, aus denen sich in dünnen Strahlen Treibstoff ins Cockpit ergoss. Das Flugzeug ließ sich dadurch nicht aufhalten.
    Die anderen warfen sich flach auf den Boden.
    Eine selbstzerstörerische Wut bemächtigte sich Flemmings, als der wirbelnde Propeller mit an die hundert Stundenkilometer Geschwindigkeit auf ihn zuraste. Am Steuerhebel saß plötzlich nicht mehr Poul Kirke allein, sondern da hockten alle Ganoven, die bisher ihrer gerechten Strafe entgangen waren, darunter Finn Jonk, der Fahrer, der Inge um ihre Gesundheit gebracht hatte. Flemming hatte nur noch eines im Sinn: Kirke zu stoppen, und wenn es ihn das eigene Leben kostete.
    Aus dem Augenwinkel sah er die glimmende Zigarre von Major Schwarz im Gras liegen, und plötzlich kam ihm eine Idee.
    Er wartete, bis ihm der Doppeldecker tödlich nahe kam, nahm die brennende Zigarre und warf sie nach dem Piloten.
    Dann hechtete er zur Seite.
    Er spürte den Windstoß, als der untere Flügel seinen Kopf nur um Zentimeter verfehlte.
    Er

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