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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Ausnahmen. Wir erwarten morgen eine Delegation der deutschen Luftwaffe. Die Herren wünschen in einem unserer Schulflugzeuge mitgenommen zu werden. Deshalb haben wir die Sondererlaubnis für einen Testflug erhalten – die Maschine soll schließlich anstandslos funktionieren. Kirke müsste in ein paar Minuten landen.«
    »Dann werde ich so lange sein Quartier durchsuchen. Wo ist er untergebracht?«
    Renthe zögerte einen Augenblick und sagte dann mit erkennbarem Widerwillen: »Die Quartiere befinden sich am anderen Ende der Rollbahn.«
    »Hat Leutnant Kirke ein Büro oder ein Schließfach? Oder gibt es einen anderen Ort, wo er möglicherweise persönliche Dinge aufbewahrt?«
    »Er hat ein kleines Büro, drei Türen weiter auf diesem Flur.«
    »Dort fange ich an. Tilde, Sie begleiten mich. Sie, Conrad, passen Kirke draußen auf dem Flugfeld ab – ich möchte nicht, dass er uns entkommt. Dresler und Ellegard durchsuchen Quartier A. Herr Kommandant, ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.« Er sah, wie der Blick des Flugplatzkommandanten das Telefon auf dem Schreibtisch streifte und fügte hinzu: »Unterlassen Sie in den nächsten Minuten alle Telefongespräche. Wenn Sie jemanden vor unseren Aktionen warnen, so müsste ich dies als Behinderung der Justiz werten und Sie in Haft nehmen. Dem Ansehen der Armee wäre das nicht gerade förderlich, oder?«
    Renthe verzichtete auf eine Antwort.
    Flemming, Tilde Jespersen und Major Schwarz begaben sich zu der Tür mit der Aufschrift Flugschule – Chefpilot. In den kleinen, fensterlosen Raum hatte man einen Schreibtisch und einen Aktenschrank gezwängt. Während Flemming und Tilde mit der Durchsuchung begannen, steckte sich Major Schwarz eine neue Zigarre an. In dem Aktenschrank befanden sich die Unterlagen der Flugschüler. Geduldig blätterten Flemming und Tilde sie durch, ohne auch nur ein einziges Blatt auszulassen. Das kleine Zimmer verfügte über keinerlei Frischluftzufuhr. Tildes flüchtiges Parfüm verlor sich im Tabakqualm von Major Schwarz.
    Nach einer Viertelstunde sagte Tilde plötzlich überrascht: »Holla! Das ist aber merkwürdig.«
    Flemming, der gerade las, dass ein Flugschüler namens Keld Hansen seine Prüfung im Fach Navigation nicht bestanden hatte, blickte auf.
    Tilde reichte ihm ein Blatt Papier, das er mit gerunzelter Stirn studierte. Es zeigte einen ihm unbekannten Apparat: eine große, rechteckige Antenne auf einem von einer Mauer umgebenen Sockel, der so aussah, als könne er sich drehen.
    Tilde sah ihm über die Schulter. »Was könnte das sein?«, fragte sie.
    Er spürte ihre Nähe intensiv. »Ich habe so etwas noch nie gesehen, aber ich gehe jede Wette ein, dass es sich um ein geheimes Objekt handelt. Ist sonst noch was in der Akte?«
    »Nein.« Sie zeigte ihm eine Mappe, auf der der Name Andersen, H. C. stand.
    Flemming räusperte sich verächtlich. »Hans Christian Andersen! Das allein ist doch schon verdächtig.« Er drehte das Blatt um. Auf der Rückseite befand sich die Skizze einer Insel, deren Umrisse Flemming so vertraut waren wie die Karte von Dänemark. »Das ist Sande, die
    Insel, auf der mein Vater lebt!«, sagte er.
    Bei näherer Betrachtung erkannte er, dass auf der Karte auch der neue deutsche Stützpunkt und der gesperrte Strandabschnitt zu sehen waren.
    »Das ist ein Knüller«, sagte er leise.
    Tildes blaue Augen funkelten vor Erregung. »Jetzt haben wir einen Spion erwischt, oder?«
    »Noch nicht«, gab Flemming zurück. »Aber wir stehen kurz davor.«
    Gefolgt von dem schweigsamen Major Schwarz gingen sie hinaus. Die Sonne war inzwischen untergegangen, doch im weichen Zwielicht eines langen skandinavischen Sommerabends konnte man noch alles gut erkennen.
    Sie gingen auf das Flugfeld. Conrad stand in der Nähe der Abstellplätze für die Flugzeuge. Eine Tiger Moth wurde gerade für die Nacht in den Hangar gebracht. Zwei Flugwarte schoben an den Flügeln, ein dritter hob das Leitwerk vom Boden.
    Conrad deutete auf eine anfliegende Maschine und sagte: »Ich denke, das wird unser Mann sein.«
    Es war ebenfalls eine Tiger Moth. Während sie in einem lehrbuchhaften Landeanflug in den Wind drehte, kam Flemming zu der Überzeugung, dass an Poul Kirkes Spionagetätigkeit kein Zweifel mehr bestehen konnte. Das Beweismaterial im Aktenschrank reichte aus, ihn an den Galgen zu bringen. Bevor es allerdings so weit war, hatte Flemming noch eine ganze Reihe Fragen an ihn. War er nur ein einfacher Berichterstatter wie Ingemar Gammel? War Kirke selber

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