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Mitternachtsfantasie

Mitternachtsfantasie

Titel: Mitternachtsfantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Sala
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nahm ihrer Tante den Hörer aus der Hand und versuchte, nicht zu lächeln, als sie dann Tylers vertraute tiefe Stimme hörte.
    „Hallo?“
    Tyler entspannte sich. Wenigstens war sie an den Apparat gekommen. Das bedeutete, dass sie immer noch bereit war, mit ihm zu reden. Er streckte sich auf dem Bett aus und hielt sich den Telefonhörer ein bisschen dichter an den Mund. Wenn er Amelia schon nicht bei sich haben konnte, dann konnte er zumindest im Bett liegen, während er mit ihr sprach. Das war besser als das Schweigen in letzter Zeit.
    „Wie geht es Ihnen?“, fragte er.
    „Gut, denke ich.“
    Er hörte mehr heraus, als sie beabsichtigt hatte. Da waren Schmerz und Sehnsucht in ihrer Stimme, wie eine Art Echo auf seine eigenen Gefühle.
    „Haben Sie noch mal darüber nachgedacht, ob Sie irgendwann mit mir ausgehen wollen?“
    Amelia hätte fast vor Freude gelacht. Er hatte es doch ernst gemeint! Sie wollte weinen, und sie wollte lachen. Aber das konnte sie beides nicht, weil Tante Witty unmittelbar hinter ihr stand.
    „Ein bisschen“, sagte sie leise. „Tatsächlich habe ich ein Problem, von dem ich glaube, dass Sie mir dabei helfen können.“
    Er schloss die Augen, stöhnte und umklammerte den Hörer. Er hatte selbst ein Problem, und das belastete ihn mehr, als er vermutet hätte. Und er wusste genau, dass nur Amelia ihn davon befreien konnte.
    „Ich würde Ihnen gern helfen“, sagte er. „Wann können wir uns treffen, um darüber zu reden?“
    „Wie wäre es mit Samstag? Das heißt, falls Sie Zeit haben.“
    Er hätte seine ganze verdammte Ernte untergepflügt, falls das nötig gewesen wäre, um sie zu sehen. „Das wäre mir recht.“
    „Gut. Dann treffe ich Sie …“
    „Nein! Ich hole Sie ab. Sie treffen mich nirgendwo anders, okay?“
    Seine Weigerung kam ihr irgendwie sehr vertraut vor, aber sie ging dem Gedanken nicht weiter nach, weil Wilhemina hinter ihr nach Luft schnappte und Rosemary begeistert in die Hände klatschte.
    „Okay“, sagte sie. „Und danke, dass Sie mich angerufen haben.“
    Ich danke dir, Lady, dachte Tyler und lächelte, als er auflegte.
    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Wilhemina.
    „Was denn, Tante Witty?“
    „Dass du diesen Mann triffst. Und spiel nicht das Unschuldslamm. Warum hat er dich angerufen? Hast du dich hinter meinem Rücken mit ihm getroffen?“
    „Um Himmels willen, Willy. Sie ist neunundzwanzig Jahre alt. Sie kann treffen wen sie will, hinter deinem Rücken oder hinter der Scheune.“ Rosemary kicherte über ihren eigenen Witz. „Und ich weiß nicht, was an diesem Jungen falsch sein soll.“
    Wilhemina schnaubte. „Er hat einen schrecklichen Ruf. Ich erinnere mich …“
    „Puh“, unterbrach Rosemary sie. „Das war vor Jahren. Ich bin sicher, dass er sich gebessert hat. Und außerdem ist ein Mann kein Mann, solange er sich nicht die Hörner abgestoßen hat. Erinnerst du dich, dass Poppa einmal erwischt wurde …“
    Wilhemina wollte diese alte Geschichte nicht wieder hören. Ihre Mutter hatte danach gedroht, nach New Orleans zurückzukehren, und ihr Vater hatte all seine Überredungskraft aufbieten müssen, um sie davon abzuhalten. Wilheminas Stimme wurde schrill.
    „Ich weiß nicht, wieso du dich nie erinnern kannst, wo du deine Handtasche hingelegt hast, aber noch alles weißt, was vor fast siebzig Jahren passiert ist. Das ergibt keinen Sinn.“
    „Doch“, erwiderte Rosemary. „Ich erinnere mich an die frühen Jahre, weil sie die besten waren. Später ist nichts mit uns geschehen, außer dass wir alt geworden sind, Willy. Gar nichts.“
    „Eins ist doch geschehen“, sagte Amelia. „Ihr habt mich bekommen.“
    Die Schwestern starrten sich an und lächelten beide, was selten vorkam.
    Vorübergehend war Tylers Anruf vergessen. Erst später vor dem Einschlafen erinnerte Wilhemina sich daran, und da war es zu spät, um etwas deswegen zu unternehmen. Aber sie nahm sich vor, das am nächsten Tag zu tun.
    „Er ist da!“ Rosemary riss die Tür auf, noch bevor Tyler eine Chance hatte zu klopfen.
    „Guten Morgen, Tyler“, sagte sie. „Komm rein. Amelia wird gleich da sein.“
    Tyler versuchte nicht zu grinsen, aber es war hoffnungslos. Rosemary Beauchamp lächelte auf bezaubernde Weise, und das passte gut zu ihrem pinkfarbenen Kleid und den Tennisschuhen.
    „Haben Sie einen Spaziergang gemacht?“
    „Oh ja. Das ist sehr gesund.“
    „Ja, Ma’am. Ich tue es gelegentlich selbst.“
    Sie strahlte, offenbar erfreut darüber, dass sie etwas

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