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Mitternachtskinder

Mitternachtskinder

Titel: Mitternachtskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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lieben. Er wusste, was mit mir passieren wird, u. hat es nicht verhindert.
     
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    O gott, das war gar nicht luke. Das war die ganze zeit jmd. anderes. Was soll ich jetzt machen?
     
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    James
     
    Der mensch, dem ich vertrauen kann, war die ganze zeit vor meiner nase. Ich habe ihm viele sms geschrieben u. keine abgeschickt. Wie diese, die ich auch nie schicken werde. Jetzt ist es zu spät, u. ich will nicht, dass du das ertragen musst. Ich kann sie hören. Sie kommen. Ich liebe dich.
     
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[home]
    James
    E s war noch so früh, dass das Tageslicht sehr zart wirkte – so als könnte der Horizont davonwehen und sich in der Dunkelheit auflösen, wenn man kräftig pustete. In diesem eiskalten Dämmerlicht fand ich Nuala auf dem steilsten Hügel hinter der Schule. Mein braunes Kapuzenshirt nützte nichts gegen die Kälte, und ich kniete nur ein paar Minuten neben ihr, bis ich selbst zu zittern begann.
    »Nuala«, wiederholte ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.
    Ich kannte sie sonst nur mächtig, stark und knallhart, und jetzt konnte ich nicht aufhören, sie da im Gras anzuschauen. Sie erinnerte mich an so einen Umriss, den die Polizei in Kreide um eine Leiche zieht, die Arme über den Kopf gestreckt, die langen, nackten Beine gekreuzt. Sie war im Grunde nur ein Mädchen. Nur ein zerbrechlicher Körper, der ein wenig so aussah, als hätte Nuala sich mit den Sachen einer anderen verkleidet, um älter zu wirken.
    Warum wachst du nicht auf?
Sie atmete so langsam, als könnte ihr Atem ganz leicht einen Zug aussetzen und dann den nächsten und noch einen.
    Ich biss die Zähne zusammen, wappnete mich gegen die Kälte, zog mir das Sweatshirt aus und legte es ihr über die Beine. Ich schob einen Arm unter ihre Knie – Himmel, ihre Haut war
eiskalt –
und einen unter ihren Nacken, zog sie auf meinen Schoß und drückte sie an mich.
    Ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper, aber nicht ihretwegen. Das war echte Kälte. Ich hielt ihren Kopf an meine Brust, spürte ihre eisige Wange durch mein T-Shirt hindurch und beugte mich über sie. Ihr Atem strich über mein Gesicht, und er roch nach überhaupt nichts. Nicht nach Blumen. Nach nichts.
    »Was hast du denn?«, fragte ich.
    Ich konnte nicht traurig oder zornig sein, weil ich mir einfach nicht erklären konnte, warum sie die Augen nicht aufmachte. Ich wusste nur, dass ich hier mit einem sterbenden Mädchen in den Armen mitten auf einer Wiese saß. Mein Verstand konnte nichts aufnehmen außer ihrem Haar und der Art, wie es ihr Gesicht umrahmte, dem in der Morgendämmerung farblosen Gras und einem Stückchen braunen Faden, der sich am Ärmel meines Sweatshirts gelöst hatte.
    Plötzlich wurde mir bewusst, dass da noch jemand vor mir hockte – und ich erschrak zu Tode, weil ich nicht einmal raten konnte, wie diese Person hierhergekommen und wie lange sie schon da war.
    »Sentimentalität ist eine gefährliche Sache«, sagte der andere Jemand, und zu meinem Entsetzen merkte ich, dass ich diese Person kannte.
    »Wie kommt Ihr darauf?«, fragte ich und zog den Arm unter Nualas Beinen hervor, damit mein eiserner Armreif sichtbar wurde.
    »Ach, keine Sorge, Pfeifer«, sagte Eleanor. »Diesmal bin ich nicht hier, um dich zu töten. Ich habe nur deinen Kummer gesehen und wollte herausfinden, ob ich einem meiner sterbenden Untertanen Beistand leisten kann.«
    Sie war entsetzlich schön – auf eine süße, wilde Art, die mir in der Kehle brannte. Sie kniete vor mir, streckte die langen Finger nach Nualas Stirn aus, berührte sie aber nicht. »Ich verstehe gar nicht, wie sie das Eisen erträgt, die Ärmste. Welch eine Ironie, dass es letzten Endes ein Mensch sein wird, der sie tötet.«
    »Und wie kommt Ihr
darauf?
«
    Eleanor richtete den Oberkörper wieder auf, und ihr hellgrünes Kleid breitete sich wie Blütenblätter über das Gras um sie herum. »Nun, sie ist eine
Leanan Sidhe,
Pfeifer. Du weißt doch gewiss, womit sie sich am Leben erhält?«
    Sie hatte recht. Das wusste

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