Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
Vom Netzwerk:
dieser Jahreszeit. Die letzte Ernte war aber sehr ergiebig. Wir werden gut durch den Winter kommen, sagt Mutter Oberin.«
    Vor einer Reihe Holztüren stoppte Eleonora. »Wir haben drei Zimmer für euch herrichten lassen. Das ist doch richtig so, oder?«
    »Ja«, frohlockte Maria mit großen Augen, »ich schlafe bei Sophia.«
    Eleonora verteilte noch Kerzen, bevor sie sich verabschiedete. »Also, bis morgen früh, beim Läuten der Glocke«, freute sich Eleonora und winkte wild mit der Hand, »Ich wünsche eine erholsame Nacht.«
    Als sich auch der letzte Lichtschein Eleonoras Lampe im Korridor verkrochen hatte, verabschiedete sich auch Byrger und bezog sein Zimmer.
    »Leg dich schon mal schlafen«, sagte Sophia zu Maria, »Ich komme auch gleich.«
    Als nur noch Sophia und Abaris im Korridor standen wartete er gespannt, was sie wohl wollte. Irgendetwas lag ihr auf dem Herzen. »Was ist denn? Hast du irgendwas?«, sagte Abaris schließlich, da Sophia stumm blieb.
    Bureus Tochter suchte nach Worten. »Kurz bevor wir Lübeck erreichten, hatte ich eine Vision. Ich begegnete dem General.« Ihre Miene trübte sich. »Abaris, ich habe Angst davor, dass diese Vision Wirklichkeit wird. Glaubst du, dass er hier ist?« Ihre Stirn legte sich in Falten voller Besorgnis.
    Kurz wandte Abaris seinen Blick ab, so als könne er durch die Wände schauen, bis vor die Stadtmauer Ulms. »Ich weiß es nicht, aber nachdem was wir gehört haben, ist es sehr gut möglich. Versuch ein wenig zu schlafen. Morgen machen wir uns dann auf die Suche nach dem Schatz und dann verschwinden wir hier so schnell wie möglich. In Ordnung?«
    Zaghaft nickte Sophia. Ohne etwas zu sagen umarmte sie Abaris.
    Er spürte keinerlei Berührungsängste und erwiderte die Geste. »Keine Sorge, ich passe auf dich auf, so wie du auf Maria aufpasst.«
    Eine angenehme Wärme machte sich in Abaris breit, so wie er sie seit langem nicht mehr gespürt hatte. Schneller als ihm lieb war, verabschiedete sich auch Sophia.
    Stunde um Stunde wälzte sich Abaris grübelnd auf der harten Pritsche. Es war ein Graus, ein stetiges Hin und Her. So sehr in diesen einen Gedanken verbissen, stand er auf und schlich sich in den Hof des Klosters. Sein Entschluss war noch nicht ganz gefasst, als ihm bereits die kalte Nachtluft um die Ohren fegte.
     
    Mit einem gewaltigen Schrecken fuhr Sophia hoch. Sie stürmte zu Abaris' Zimmer. Niemand da.
    Verdammt, Abaris, tu das nicht.
    Sie warf sich ihren Umhang um und rannte aus dem Kloster. Im Stockdusterem folgte sie ihren Sinnen durch die Straßen Ulms. Endlich an der Stadtmauer, erklomm sie diese über eine Treppe.
    Kaum wahrnehmbar, im Schatten der Nacht, breitete sich im Südwesten zu Füßen des massiven Steinwalls ein Ozean voller Unheil aus. Auf ihm spiegelte sich das trügerische Abbild eines Sternenhimmels. Hundert kleine Lichtpunkte hier und dort, die Sophia bei genauerem Hinsehen verrieten, dass sich dort eben nicht die Reflexion eines unnahbaren Himmelskörpers, sondern die Zelte und handwerklich misslungenen Hütten des Regimes standen.
    Vom Tumult, der hier bei ihrer Ankunft herrschte, war zu dieser Stunde nichts mehr zu erkennen. Erschöpft und dennoch willig sich jeden Moment erneut in den Kampf zu stürzen, harrten die Ulmer oben auf ihrer Mauer aus, schliffen ihre Schwerter und spanten ihre Bögen. Doch obwohl auch die Soldaten des Regimes sich eine Pause gönnten, ließen sie es sich nicht nehmen ihre Gegenspieler weiterhin zu bombardieren. Wenn auch nur verbal. Beschimpfungen, Parolen und Drohungen schallten die Mauer empor. Sophia erkannte die Stimme von Vitus. Doch dieser war nirgends zu sehen. Stattdessen stand vor der Mauer eine Kiste aufgebaut mit einem großen Trichter darauf, welche in krächzendem Ton die Stimme dieses Monsters wieder und wieder nachplapperte. Ein metallener Papagei, eine von vielen anderen Maschinen des Regimes.
    »Wo steckst du nur?«, stöhnte Sophia, »Ich muss irgendwie da runter.«
     
    Schritt auf Schritt schlich sich Abaris zur nächsten Hütte. Auch hier nur Gegröle und Gelächter. Weiter. Achtsam schielte er um die Ecke. Da stand die Eisenbahn, bewacht von zwei Soldaten.
    Mal sehen welchen Klatsch es zur Zeit gibt.
    Im richtigen Moment huschte er zur Vorderseite des Stahlriesen. Lautlos nährte Abaris sich auf der gegenüberliegenden Seite den Wachen.
    »...Korbi haben sie auch erwischt. Gleich von mehreren Pfeilen durchbohrt. Aber ich sag dir, das werden diese Bastarde noch bitter bereuen.« Er

Weitere Kostenlose Bücher