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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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zurück, »Ihr verdammten Zauberer! Hexen!«
    Auch Abaris hielt Abstand und presste sich gegen das Gitter. »Sophia?« Sie schien ihn nicht zu bemerken. Ihre gelb leuchtenden Augen stachen durch Vitus hindurch. »Sophia?«
    »Ich bin Lilith!«, fauchte sie mit unsäglicher Stimme.
    Verzweifelt ließ Vitus ein paar Mal seine Donnerbüchse rauchen. Kleine Funken zischten am Gitter entlang. Er schmiss das Gerät beiseite und rannte die Hütte hinaus. »Gebt Alarm, Zauberer im Lager, Zauberer!«, brüllte er draußen um sich.
    Lilith legte ihre Handflächen zusammen.
    Besorgt stand Abaris am Gitter, fragte sich was passieren mochte. Doch nichts geschah. Draußen vor der Hütte hörte er Vitus' Männer in ihren Rüstungen klappern. »Bring uns hier raus! Sophia? Hörst du mich?« Da standen sie bereits knöcheltief im Matsch. Die gesamte Hütte stand unter Wasser und der Pegel stieg. Rasch.
    »Machst du das?« Das Wasser stand ihnen schon bis zur Hüfte. Von draußen hörte Abaris Rufe und Befehle, ein unsagbares Durcheinander. »Das ist ein Stahlkäfig, Sophia. Wir werden ertrinken!«
    Da erhob der Käfig sich, bis er auf der Oberfläche des Wasser schwamm. Rasant stieg der Pegel weiter. Kisten und Tische machten sich auf, den Fluten zu folgen. Ihr Gefängnis brach durch das Dach der Hütte. Mehrere Meter hoch stand das Wasser schon. Im Lager herrschte Verwirrung und Panik. Überall strampelten Soldaten des Regimes um ihr Leben. Einige retteten sich auf die Holztrümmer ihrer Hütten oder versuchten sich an Treibgut zu klammern. Alles was leicht genug war trieb umher.
    »Unglaublich«, staunte Abaris beim Anblick dessen, was eben noch der mächtige Stützpunkt der Regimebelagerung gewesen sein sollte, nunmehr nichts als eine Ansammlung umhertreibender Trümmer, wie nach einer Seeschlacht. Von der Eisenbahn ragte nur noch das Ende ihres Schornsteins empor, wie eine runde metallene Badewanne dessen Wasser übergelaufen war.
    »Sophia, es ist vorbei, es ist genug jetzt. Hör auf, bitte.«
    Gemächlich erhob sich ihr Floß vom Wasser in die Luft. Plötzlich geriet das Stahlgestell heftig ins Wanken.
    »Ihr verfluchten Zauberer!«, schrie Vitus der sich am Gitterboden festklammerte. Er griff nach Abaris Bein und riss ihn zu Boden. »Ich reiß dich auseinander!«
    Durch das Gitter packte Vitus Abaris fest am Bein und zerrte an seinem Leib. Mit aller Gewalt drückte er Abaris an das Gitter, als wolle er ihn durch eins der Löcher ziehen. Abaris versuchte irgendwie an ihn ran zu kommen, doch seine Hände fanden keinen Weg durch die Streben.
    Vitus' Griffel hingegen waren geschickter und bekamen Abaris' Hals zu fassen. »Nochmal entwischt ihr mir nicht!«
    Abaris röchelte. Gerade als er dachte, dass das gehässige Grinsen Vitus' das letzte sei was er sah, ging Vitus in einer großen Stichflamme auf. Schmerzgepeinigt schrie er und zappelte. Er ließ locker.
    Mit einem Ausruf höllenbrünstiger Flüche verblasste das Licht Vitus', der lebenden Fackel, in einem dampfenden Zischen.
    Abaris verschnaufte. Er blieb am Gitterboden liegen und ließ sich einfach die kühle Nachtluft durchs Gesicht wehen. Unter ihm zogen die Trümmer des Regimes lang, dann die Stadtmauer Ulms, auf ihr die Ulmer mit fragendem Gesicht was da grad vor ihrer Haustür passiert sei, und schließlich die Häuser an den einsamen Straßenrändern die ihre Schatten über die Mauer zu strecken versuchten, um einen flüchtigen Blick des Trubels zu erhaschen.
    Scheppernd setzt der Käfig vor dem Kloster auf den Boden auf. Liliths Strahlen erloschen, gaben Sophia frei. Sie sackte auf die Knie zusammen. Sorgsam bettete Abaris ihren Kopf auf seinen Schoß.
    »Du lebst«, sagte Sophia schwach.
    Abaris zog den Mundwinkel kurz zu einem Lächeln hoch. »Natürlich. Alles ist gut.«
    »Ich... werde schlafen«, murmelte Sophia und schloss zufrieden die Augen.
    Eine Nonne kam aus dem Kloster gerannt. Es war Eleonora. »Was ist denn euch passiert?«, fragte sie entsetzt.
    »Ich glaube wir benötigen einen Schmied.«
     
    Die Familie saß zusammen auf einer Bank, als Sophia den Innenhof des Klosters betrat. Ihre Tochter sah sie zu erst. »Sophia!«, rief Maria froh und rannte zu ihr, um Sophia mit einem großen Satz in den Arm zu springen. »Wo hast du denn das schöne Kleid her?«
    »Ein Geschenk von Mimmi.« Inmitten all der Nonnen, als einzige Frau die in Hosen rumlief, kam Sophia sich etwas verloren vor und trug erstmals überhaupt ein Kleid. Von Byrger erntete sie einen

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