Mitternachtslöwe (German Edition)
wie ein Geschwür welches sich immer weiter ausbreitet, bis alles zum Erliegen kommt. Stoppen... ich glaube nicht einmal der Löwe kann das.« Der alte Greis erhob sich vom Thron, schnappte sich Besen und Eimer und verschwand.
Weinend lief Sophia aus dem Turm. Das Tal war überschwemmt mit den Körpern geschlachteter Regimeanhänger. Was hatte sie nur getan? War dies das heilige Werk eines Frieden bringenden Löwen? Nein. Es war nicht besser, als das wofür die Männer, die hier starben, gestanden hatten. Den Adler, das Regime, den General.
»Am Ende hatte niemand von uns recht. Der Mitternachtslöwe bringt nicht das Heil für das wir ihn immer hielten und der General... ist nichts weiter als ein Schreckgespenst, welches wir uns selber schufen.«
Liebevoll legte Sophias Vater seinen Arm um sie. »Es ist wohl wahr, nichts ist so wie es einer von uns erhofft hat. Dennoch sollten wir es nicht als Rückschlag betrachten. Du, liebe Sophia, bist der Mitternachtslöwe und deine Aufgabe wird es sein weiterzukämpfen. Doch in keiner Schrift, auf keinem Runenstein oder in irgendeinem Pergament steht geschrieben, dass ein wenig Hilfe dir nicht zur Seite stehen soll. Von Anfang an warst du nicht allein. Herr Abaris, seliger Herr Abaris – er gab sogar sein Leben und allein deswegen sind wir es in seinem Namen schuldig, weiterzumachen. Und du weist, solange mich meine müden Knochen noch tragen, werde ich sowohl für den Löwen, aber besonders für meine Tochter, liebste Sophia, immer da sein.«
»Auch ich«, sprach Byrger warm und herzig, »werde weiterhin an deiner Seite sein, wo immer du mich brauchst, Sophia. Mit Magie, Verstand und Herz.«
»Nun Herrin, ich sagte bereits, dass ich euch dienen werde und ich wiederhole es aus vollem Stolz nochmal: Ich diene euch, dem Löwen, und daran wird sich nichts ändern. Euch verdanke ich die Heilung meines Wahns und ich werde die Schuld begleichen«, sagte Vitus und verneigte sich in Würde vor Sophia.
Draußen im Tal erwachte ein goldener Himmel. Bittere Einsamkeit lag ihnen zu Füßen. Es war der Tag an dem alles hätte gut werden können. Doch die Trauer und das Leid das ihr widerfuhr, gab Sophia nun Kraft.
»Schreit es hinaus in alle Länder: der Löwe der durch die Mitternacht zieht, ist erwacht. Ich weise euch den Weg durchs Dunkle, strahle dort wo der Gedanken Finsternis euch ereilt und zeige wohin ihr in diesen finsteren Tagen zu blicken habt, um das Licht der Freiheit zu kosten. Ich bin der Mitternachtslöwe.«
Johannes Thomae Agrivillensis Bureus (Johan Bure)
1568 - 1652
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