Mitternachtslöwe (German Edition)
wollt.«
»Den Schatz von Paracelsus«, platze Abaris ebenso ungeduldig heraus. Mit Höflichkeiten hatte er es nicht so wie der gute Herr Tidesson, aber da Äbtissin Adele auch nicht grad die Freundlichkeit in Person zu sein schien, nahm er sich die Freiheit das ganze Getratsche zügig zu beschleunigen.
»Herr Abaris, bitte«, wurde Byrger etwas ungehalten.
»Aber es stimmt doch. Was sollen wir hier rum schwätzen? Ihr selber sagtet, dass die Opfer des Regimes keine Zeit haben. Jetzt grad in diesem Moment seid Ihr nämlich derjenige, der deren Zeit verschwendet.« Abaris war es langsam leid sich von Tidesson den Mund verbieten zu lassen.
»Hört auf euch zu streiten«, ging Sophia scharf dazwischen. »Wir sind hier in einem Haus Gottes, also etwas mehr Respekt bitte, egal welchem Glauben ihr angehört.« Mit Letzterem meinte sie Abaris, so verriet es ihr eisiger Blick.
Für einen Moment zog sich einer der Mundwinkel Äbtissin Adeles nach oben, um dann aber auch wieder flugs im mürrischen Mienenspiel ihres Gesichts abzutauchen.
Womit wohl niemand gerechnet hatte war, dass Maria sich auf einmal an die Mutter Oberin wandte. »Meine Freunde wollen doch nur den Schatz finden, damit sie den Krieg beenden können. Weil nur der Schatz kann den General und seine Soldaten aufhalten.«
Ganz erstaunt über Marias Worte schauten alle das Mädchen an und warteten auf eine Reaktion Adeles. Sie war eben doch nicht nur ein kleines, blumenbestaunendes Mädchen welches nichts von der Welt verstand.
»Nun«, sagte Mutter Oberin Adele nichts von ihrer Ernsthaftigkeit verlierend, »dann sehen wir doch mal, was wir da machen können.«
Nächtliches Schleichen
Äbtissin Adele sprach kurz die aktuelle Lage Ulms an, dass sich die Verteidigung dank Gottes Hilfe gut halte. Sie ging über zum gemeinsamen Gebet, in dem sie für ein schnelles Ende der schon einwöchigen andauernden Belagerung ihrer Stadt bat.
Geduldig wohnte Abaris dem Gebet bei. Zwar war dies, das Christentum, nicht seine Religion, dennoch respektierte er den Glauben anderer Leute. Ihm fielen Sophias Worte wieder ein, die sie zu ihm auf Gotska Sandön am Runenstein sprach. Mit dem Gedanken, dass viele Religionen eigentlich nur eine andere Sicht auf die selben Dinge seien, konnte er sich doch anfreunden. Vor allem da er jetzt keiner Religion mehr angehörte, fiel ihm dies sehr leicht.
Nach dem Gebet fanden sich alle Nonnen im Speisesaal zu einer schlichten Brotzeit ein. Auch die Reisenden waren eingeladen und nahmen dankend an. Im Orden war es üblich während des Essens nicht zu sprechen. So verzerrten sie stumm ihr Brot.
Am Morgen darauf, in aller früh, wollte sich die Mutter Oberin mit ihnen über Paracelsus und das, was er hier vielleicht hinterließ, reden. Mehr wollte sie zu diesem Zeitpunkt nicht dazu sagen.
Abaris spürte Sophias Aufregung. Sie konnte es kaum erwarten endlich zu erfahren, was man hier im Kloster über Paracelsus und seine Hinterlassenschaften wusste. Dem Luftwanderer hingegen war es recht, sich vorher noch ein wenig zur Ruhe legen zu können.
Eine junge Nonne begleitete die Reisenden nach dem Mahl durch die langen Gänge des Klosters. Mit einer Öllampe in der Hand leuchtete sie ihnen den Weg zu den Zimmern die man ihnen zur Verfügung stellte. Im Gegensatz zu ihren Ordensschwestern war diese Nonne sehr neugierig und aufgeschlossen.
»Ich zeige euch eure Zimmer. Ihr kommt aus Schweden, stimmt doch oder? Da habt ihr wirklich eine lange Reise hinter euch. Ihr müsst ja völlig erschöpft sein von der langen Reise. Ich bin übrigens Eleonora. Das ist ja so aufregend jemanden zu treffen der von so weit her kommt.«
Eleonora redete gerne, und das viel. Dabei lag ihr immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen, was Abaris ein wenig an Odilo erinnerte. Kurz überlegte er, ob es vielleicht sein könnte, dass sie hier auf einen von Odilos Verwandten getroffen seien, eine Ähnlichkeit zu dem Mann mit der Katze erkannte er aber nicht.
Die redefreudige Nonne führte die Gäste zu einem offenen Korridor, dem Kreuzgang des Klosters. Prompt sprudelte Eleonora vor Begeisterung weiter. »Das ist der Innenhof. Wenn das Wetter gut ist, sitze ich hier gerne und lese. Das sieht Mutter Oberin leider gar nicht gerne. Sie mag es nicht, wenn man die Bücher aus der Bibliothek mitnimmt und schon gar nicht mit nach draußen. Aber an der frischen Luft kann ich einfach besser lernen. Und dahinten ist der Garten. Da wächst im Moment aber nicht viel, klar, zu
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