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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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ihnen repräsentiert sowohl einen Buchstaben als auch eine Zahl. Doch sie dienen nicht nur um Wörter und Nummern zu bilden. Die Adulruna ist eher eine Karte des Universums, wie ein Wegweiser durch die verschiedenen Ebenen der menschlichen Existenz«, sprach Bureus begeistert, wobei er großzügig mit den Armen gestikulierte.
    »Vor vielen Jahren hatte ich eine Offenbarung, und ich begriff, dass die Runen zwei Ebenen in sich verbergen. Die äußere Ebene, die offenbare, verächtliche Form in Zeichen und Schrift. Sie kann uns lehren die Runen zu lesen. Doch die innere Ebene ist die bedeutendere, die göttliche Form. Sie ist eine bildhafte Ebene in der mehrere Runen zusammen dargestellt werden und so neue Wahrnehmungen bilden. Der Ascendus ist solch eine Wahrnehmung.«
    Bureus blätterte weiter auf eine Seite mit mehreren Zeichnungen. Beim näheren Hinsehen erkannte Abaris, dass es sich, wie Bureus sagte, um mehrere zusammengefasste Runen handelte die so neue Symbole ergaben. Eins dieser Symbole kam ihm bekannt vor. Es waren die gleichen Zeichen wie auf seinen Stab.
    »Der Ascendus illustriert den göttlichen Aufstieg eines Menschen in sieben Schritten. Er beginnt in der materiellen Welt, und endet mit der göttlichen Erleuchtung. Ihr könnt es auch in die entgegengesetzte Richtung lesen. Das wäre dann der Descendus, also der Abstieg. So wie einst Gottes Sohn herabstieg, als Mensch geboren wurde und auch wieder auf umgekehrten Wege zum Himmel aufstieg. Die einzelnen Runen zeigen dabei welche Grade man durchlaufen muss um auf- beziehungsweise abzusteigen.«
    »Also ist das was auf meinem Stab steht eine Anleitung um mit „Gott“ zu reden?«, fragte Abaris skeptisch.
    »Nun, so könnte man es wohl auch formulieren. Wobei es sich hier nicht um Gott als Person handelt. Jemand der den Weg des Ascendus beschreitet wird göttliche Erleuchtung erfahren und Gottes Wort vernehmen.«
    »Aber warum sollten mich der Engel und das Orakel von Delphi hierher führen? Um etwa hier erleuchtet zu werden?«
    »Herr Abaris, ich bin der Überzeugung, dass Ihr hierher geleitet wurdet, weil Ihr der Dritte im Bunde einer Gemeinschaft seid, der Teil eines höheren Plans ist.«
    Überaus kritisch schaute Abaris Bureus an.
    »Ich mache Euch einen Vorschlag. Seid mein Gast. Ich werde Euch ein Zimmer im Wirtshaus bereitstellen lassen, und heute Abend setzten wir uns in einer gemütlichen Runde zusammen. Dann werde ich Euch alles genau erzählen. Was haltet Ihr davon?«, bot Bureus an.
    »Vielen Dank, Herr Bureus. Sehr gerne nehme ich Euer Angebot an.«
    »Großartig. Jörn, wir brauchen ein Zimmer im Zwinkernden Eber.«
     
    Den Nachmittag verbrachte Abaris in der Stadt. Er schlenderte durch die Straßen Uppsalas, vorbei an den vielen Fachwerkhäusern und durch die Schatten der allüberragenden Spitzen des gotischen Doms. Allerlei Händler boten in den Gassen ihre Ware zum Verkauf an. Hier und dort schnappte er immer wieder einige Gerüchte auf. Der Krieg stehe vor der Tür hieß es. In der Luft lag der trübsinnige Wunsch nach Aufbruch, der sich wie ein schweres Laster über die Stadt legte. Viele Familien verließen bereits das Land. Die Menschen lebten in stetiger Angst vor der Armee die unter den Namen „Das Regime des Adlers“ über die Länder Europas hinwegfegte, mordend, plündernd, ohne Gnade, nur dem einem Ziel entgegen, immer mehr für sich zu beanspruchen. Angeführt vom machtbesessenen General marschierte das Regime unaufhaltsam voran. Finstere Zeiten waren es, die die Welt zu überstehen hatte.
    Am frühen Abend bezog Abaris sein Zimmer im ersten Stock des Wirtshaus Zum zwinkernden Eber. Als er die Gaststube betrat kam ihm Holmger schon freudig entgegen.
    »Wie gefällt Euch Euer Zimmer, Herr Apis? Ist alles zu Euerer Zufriedenheit, benötigt Ihr noch etwas?«
    »Es heißt Abaris«, korrigierte Abaris den Wirt freundlich, »aber danke ich habe alles was ich benötige.«
    »Verzeiht, solch ein ungewohnter Name«, scherzte Holmger, »Bitte kommt, Herr Bureus hat einen Tisch bereitstellen lassen.« Der Wirt führte ihn an einen etwas abgelegenen Tisch. »Ich denke er wird bald kommen. Möchtet Ihr schon etwas trinken?«
    »Einen Wein bitte. Rot. Lieblich.«
    Obwohl es noch nicht sehr spät war, saßen schon einige Gäste an den Tischen, aßen, tranken und plauderten. In der Mitte der Wirtsstube schmorte über der Feuerstelle ein dickes Wildschwein, dessen appetitlicher Duft sich im ganzen Haus ausbreitete. Holmgers Wildschwein

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