Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
Vom Netzwerk:
darstellten. Blieb ihr nur noch, die Bettwäsche anzustarren, welche allerdings in schlichtem Weiß gehalten war, sodass es beim besten Willen nicht viel zu sehen gab.
    »Kommen Sie! Wir sollten eine Tasse heißen Tee trinken«, schlug Alexander Burg vor, der inzwischen sogar seinen Oberkörper mit einem T-Shirt verhüllt hatte. »Oder möchten Sie lieber Kaffee?«
    »Nein! Auf keinen Fall!« Ein Kaffeekränzchen mit diesem Mann war das Letzte, was sie jetzt brauchte. Sie wagte nicht, sich vorzustellen, welche Gesprächsthemen er bei einer solchen Gelegenheit für angemessen halten würde. Und sie würde in viel zu weiten Sachen und ohne Unterwäsche dasitzen und sich vor Verlegenheit winden!
    Als er sie überrascht ansah, wurde ihr bewusst, dass ihre Ablehnung seines freundlichen Angebots vielleicht doch ein wenig zu schroff geklungen hatte, und sie fügte rasch hinzu: »Ich bin in Eile. Eigentlich bin ich nur in Hamburg, um mich nach einem geeigneten Haus umzusehen. Da dieses aber schon bewohnt ist …«
    »Welches Haus meinen Sie? Das Hauptgebäude?« Er deutete durch das Fenster in den Garten hinaus.
    Melissa nickte stumm und zupfte nervös am Saum des geliehenen Hemdes, weil sie den Eindruck hatte, dass Alexander Burg ein wenig zu häufig den Blick in Richtung ihrer nackten Beine schweifen ließ.
    »Das Hauptgebäude steht seit ungefähr zwei Monaten leer. Es ist zu vermieten.« Er schaute sie plötzlich so prüfend an, als würde er ernsthaft überlegen, ob diese seltsame Frau eine geeignete Mieterin wäre.
    Verwirrt erwiderte Melissa seinen Blick. »Aber Sie … Wohnen Sie denn nicht in dem Haus?«
    Er lachte amüsiert auf. »Sehe ich so aus, als hätte ich Interesse daran, eine Zehn-Zimmer-Villa in Ordnung zu halten? Mir reicht mein Gärtnerhäuschen voll und ganz.«
    Plötzlich wurde Melissa klar, was er da sagte: Das Haus mit den Türmchen und den hübschen Fensterläden, das Haus, zu dem dieser verwunschene Park und der See unter der Trauerweide gehörte, war tatsächlich zu vermieten! Ihr Herz machte einen kleinen Sprung.
    »Und wie kann ich es mieten? Ich meine, an welchen Makler muss ich mich wenden?« Sie hatte das Gefühl, als müsste sie sofort losrennen, damit niemand ihr dieses Haus vor der Nase wegschnappte.
    »Ich gebe Ihnen die Nummer des Maklers«, versprach Alexander Burg ihr mit ruhiger Stimme. »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen das Haus zeigen, bevor Sie mit ihm sprechen. Ich habe einen Schlüssel.«
    Bei dem Gedanken, noch an diesem Nachmittag durch die breite Tür in die große Halle zu treten, über die schwarz-weißen Fliesen zu gehen, die Hand auf das glatte Holzgeländer zu legen und die geschwungene Treppe in den ersten Stock zu hinaufsteigen, lief ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Natürlich möchte ich es sehen!«, rief sie aufgeregt. »Kommen Sie!«
    Melissa musste sich zusammennehmen, um ihn nicht am Arm zu packen und mit sich zu zerren, so ungeduldig war sie.
    Er stellte ihre Geduld auf eine harte Probe. Während sie schon in der offenen Tür stand und in ihren nassen Sandalen von einem Fuß auf den anderen trat, kramte er in sämtlichen Schubladen einer alten Kommode, wo er erst den richtigen Schlüssel fand, als sie die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte.
    »Kommen Sie!« Nun war er derjenige, der sie am Arm nahm, als hätte er Angst, sie könnte ihm auf dem Weg durch den Park verlorengehen. Erstaunt spürte Melissa durch den dünnen Stoff die Wärme seiner Hand. Seine Hitze brannte auf ihrer Haut, während ihr nach dem unfreiwilligen Bad im See noch immer eiskalt war.
    »Sie hätten doch lieber erst eine Tasse Tee trinken sollen«, stellte er fest. »Sie sind kalt wie ein tiefgekühlter Hering.« Seine Finger waren an ihrem Ärmel hinabgeglitten und hatten sich prüfend um ihre Hand gelegt.
    Schnell zog sie ihren Arm weg, trat einen Schritt zur Seite und wäre fast in einem stacheligen Busch gelandet, hätte er sie nicht im letzten Augenblick an den Schultern gepackt und wieder ins Gleichgewicht gebracht.
    Entnervt wischte sie seine Hände von ihrem Körper. »Ich kann allein gehen, danke!«
    Dieser Mann hatte etwas an sich, das sie nicht nur nervös machte, sondern auch ihr Verhalten ständig, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, zwischen der Schüchternheit eines unbeholfenen Teenagers und der barschen Art einer echten Zicke wechseln ließ. In beiden Rollen gefiel sie sich nicht, und beide waren ihr fremd. Deshalb nahm sie ihm die Wirkung, die er auf sie hatte,

Weitere Kostenlose Bücher