Mitternachtslust
durchfuhr sie ein heißer Pfeil, dessen Ziel ihr Unterleib war. Du lieber Himmel! Was war eigentlich seit gestern Abend mit ihr los? Hastig wandte sie sich dem Bücherregal zu und tat so, als würde sie versuchen, aus der Ferne einige der Titel zu entziffern.
»Warum ist Ihnen eine normale, menschliche, um nicht zu sagen, männliche Reaktion peinlich?«, erkundigte ihr Gastgeber sich interessiert. »Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich Sie attraktiv finde …«
»Könnten wir jetzt bitte damit aufhören, Ihre körperlichen Probleme und mein Aussehen zu diskutieren?«, unterbrach Melissa ihn mit gepresster Stimme und abgewandtem Gesicht.
»Sehen Sie eine Erektion als Problem an?« Seinem Tonfall nach schien er sich köstlich zu amüsieren. »Die meisten Leute halten eher ihr Ausbleiben für problematisch.«
»Ehrlich gesagt, interessiert es mich nicht im Geringsten, ob und wann Sie eine …«, sie schluckte krampfhaft und fuhr entschlossen fort »… Erektion haben. Ich bin hierhergekommen, weil Sie mir trockene Sachen versprochen haben, aber wie ich sehe …«
»Natürlich. Kommen Sie!«
Während sie ihm durch die Tür folgte, die offenbar zu den anderen Räumen des Hauses führte, konnte sie unbemerkt seinen nackten Rücken und das Spiel der Muskeln unter der immer noch feucht glänzenden Haut betrachten. Ihr Blick glitt ein wenig tiefer. Das Handtuch schmiegte sich eng an seine Hüften, und durch den nassen Stoff konnte sie deutlich sein kleines festes Hinterteil erkennen. Schon wieder musste sie schlucken. Das merkwürdige Kribbeln in ihren Kniekehlen, an den Innenseiten ihrer Schenkel und noch an einigen anderen Körperstellen ignorierte sie tapfer. Es war ganz sicher nicht normal, sich zu einem Mann wie diesem, der mit einer wildfremden Frau über seine Erektion debattierte, hingezogen zu fühlen. Diese seltsame Reaktion hatte sie wahrscheinlich nur der Tatsache zu verdanken, dass sie ihrem Mann dabei zugesehen hatte, wie er seine Sekretärin auf seinem Schreibtisch mit seiner Erektion beglückte.
Als Melissa das zerwühlte Bett in der Ecke des Zimmers sah, in das ihr Gastgeber sie geführt hatte, hätte sie am liebsten auf der Stelle die Flucht ergriffen. Sie kniff entsetzt die Augen zusammen und verstärkte den Druck ihrer Arme auf ihren Oberkörper, weil sie fühlte, wie ihre Brustwarzen sich noch härter gegen den Stoff pressten.
»Meinen Sie, das hier könnte Ihnen einigermaßen passen?«
Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken, und sie öffnete wieder die Augen, allerdings offenbar nicht rasch genug.
»Ich schätze, Sie gehören zu den gewissenhaften Menschen, die jeden Morgen sofort nach dem Aufstehen ihr Bett machen und einen so unordentlichen Anblick kaum ertragen können.« Zum Glück hatte er ihren Ausdruck falsch gedeutet und gemeint, sie hätte vor lauter Entsetzen über die Unordnung im Zimmer die Augen geschlossen. Sie nickte eifrig, um ihn auf seiner falschen Fährte zu bestätigen.
»Ich habe in diesem Bett allein geschlafen, falls die Vorstellung, was sonst noch zwischen den Laken geschehen sein könnte, Sie beunruhigt.«
»Sie werden lachen, aber das ist mir völlig egal.« Sie grapschte nach dem Hemd und den Shorts, die er ihr hinhielt.
»Das Bad ist da drüben.« Mit einer Kopfbewegung zeigte er ihr die Richtung.
Ohne ein weiteres Wort raste sie auf die rettende Tür zu. Sie hatte keinen dringenderen Wunsch, als sich endlich umzuziehen und aus diesem Haus und der Nähe dieses merkwürdigen Mannes zu verschwinden. Niemals zuvor war sie in einer derart peinlichen Lage gewesen, was allerdings weniger mit der Situation an sich als mit diesem Mann zusammenhing, der mit schönster Selbstverständlichkeit nur mit einem Handtuch verhüllt vor ihr herumstolzierte und seine Erektion mit ihr besprach.
Mit dem Fuß schob sie die Tür hinter sich ins Schloss. Einen Schlüssel gab es nicht, wie sie auf den ersten Blick feststellte. Also musste sie sich damit begnügen, den Hocker, der neben dem Waschbecken stand, unter die Klinke zu schieben. Das würde zwar niemanden am Hereinkommen hindern, aber zumindest einen Mordskrach veranstalten, wenn die Tür von außen geöffnet wurde.
Nervös sah sie sich nach einem frischen Handtuch um. Der kleine Raum war erstaunlich sauber und ordentlich, wenn man ihn mit dem Schlafzimmer verglich, wo nicht nur das Bett zerwühlt war, sondern auch überall zerknüllte Kleidungsstücke herumlagen. Melissa konnte nichts dagegen tun, dass ihr bei diesem
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