Mitternachtslust
Gedanken um meinen Mann!«, befahl Melissa ihm streng. »Außerdem gehört der Hund mir nicht.«
»Aber du hast ihn doch eben beim Namen genannt!« Alexander bückte sich und setzte das braune Tier auf den Boden. Schon jetzt hatte der Hund, obwohl eindeutig noch sehr jung, die Größe eines etwas zu klein geratenen Schäferhundes.
»Ich sagte doch, ich kenne ihn nicht!«, beteuerte Melissa mit unsicherer Stimme, während der junge Hund schnurstracks auf sie zulief, ihr kurz über die Hände leckte und sich dann neben ihr niederließ, als wäre er es genau so gewohnt.
»Er scheint da ganz anderer Meinung zu sein«, stellte Alexander mit gerunzelter Stirn fest.
Melissa ignorierte seine Worte und sein Grinsen und rückte schweigend ein Stück von dem Tier ab.
»Wahrscheinlich hat er Hunger«, vermutete Alexander. »Wir geben ihm erst einmal etwas von unserem Essen ab, und dann sehen wir weiter.«
»Von welchem Essen?«, erkundigte Melissa sich schnippisch. Schließlich hatte er sie zum Essen eingeladen, ihr aber bisher nicht mehr als einen aufdringlichen Hund präsentiert.
»Komm mit!« Alexander reichte ihr die Hand und zog sie vom Boden hoch.
Nur wenige Schritte vom Ufer entfernt gab es eine von Büschen umstandene und mit dichtem, weichem Gras bewachsene Senke, wie geschaffen für ein Picknick nach Sonnenuntergang.
Hier hatte Alexander eine weiße Decke auf dem Boden ausgebreitet, auf der zwischen unzähligen Tellern, Schalen und Schälchen mit diversen Köstlichkeiten fast ebenso viele Teelichter in zarten Gläsern funkelten. In der Mitte der Decke stand eine Sektflasche in einem silbernen Kühler.
»Ich wusste nicht, was du gern isst, deshalb habe ich von allem etwas besorgt«, erklärte er bescheiden und zog den Hund, der hinter ihnen hergetappt war, am Nackenfell vom Rand der Decke weg, wo er sich allzu sehr für eine Platte mit geräuchertem Lachs interessierte.
»Das ist alles sehr … Das sieht sehr appetitlich aus.« Melissa stand unschlüssig da und betrachtete noch immer das als Picknick getarnte Spezialitätenbüfett. Er musste x-mal zu seinem Haus und zurück gelaufen sein, um all diese Sachen hierherzuschaffen, denn die Wege waren viel zu schmal, um sie mit dem Auto zu befahren.
»Dann stoßen wir erst mal an!« Ohne große Umstände hatte Alexander sich auf eines der bereitliegenden Kissen gesetzt und machte sich daran, die Sektflasche zu öffnen. Melissa erkannte am Etikett, dass es sich um teuren Champagner handelte.
Wenn dieser Mann glaubte, sie mit diesem Aufwand beeindrucken zu können, hatte er sich getäuscht, beschloss Melissa bockig, bevor sie sich ebenfalls auf ein Kissen hockte. Als hätte er darauf gewartet, dass sie sich endlich niederließ, legte der Hund sich dicht neben ihren ausgestreckten Beinen ins Gras, wobei er die Lebensmittel auf der Decke nicht aus den Augen ließ.
»Vielleicht sollten wir erst einmal unserem kleinen Freund etwas anbieten.« Alexander hatte zwei langstielige Gläser mit Champagner gefüllt und sah sich jetzt suchend auf der Decke um.
»Magst du kalten Braten in Aspik, Bonzo?«, erkundigte er sich bei dem Hund.
Melissa zuckte bei seinen Worten zusammen. »Wie kommst du darauf, dass er Bonzo heißt?«
»Du hast ihn so genannt. Nicht sehr fantasievoll, aber irgendwie passt der Name zu ihm.« Zufrieden sah Alexander zu, wie das Tier sich über das Fleisch hermachte.
Melissa runzelte die Stirn. »Jedenfalls kannst du ihn nicht einfach behalten. Wahrscheinlich ist er jemandem weggelaufen und wird schon verzweifelt gesucht.«
Es musste einfach so sein, ganz gleich, wie sehr er jenem Hund, den sie meinte, vor dem Kamin gesehen zu haben, ähnelte.
»Ich habe vorhin schon bei der Polizei und beim Tierheim angerufen. Bis jetzt wird er nicht vermisst. Auf jeden Fall habe ich ihn genau beschrieben und meine Telefonnummer hinterlassen.«
Alexander reichte ihr eines der Gläser mit der perlenden goldenen Flüssigkeit und strich dabei wie zufällig mit seinem kleinen Finger über ihren Handrücken. Sie zuckte zurück und hob hastig das Glas zum Mund, ohne mit ihm anzustoßen.
»Worauf trinken wir?«, fragte Alexander, nachdem er zugeschaut hatte, wie sie mit einem kräftigen Zug das Glas zur Hälfte leerte.
»Keine Ahnung«, gab sie sich gleichgültig und sah zum Himmel hinauf, dessen zartes Blau sich langsam in ein samtiges Grau verwandelte. Stets schien sie mit Alexander in dieser magischen Stunde zwischen Tag und Nacht zusammenzutreffen.
»Dann stoßen
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