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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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Augen festgesetzt hatte. »Und alles so authentisch, sogar die Musiker!«
    Sie deutete auf die fünf Herren im Frack, die auf einem niedrigen Podest, umgeben von zahlreichen mehrarmigen Silberleuchtern, Kammermusik spielten. Melissa biss sich auf die Lippen, da selbst ihr nicht sonderlich ausgeprägter Musikverstand ihr sagte, dass die Stücke, die die Männer zu Gehör brachten, eher aus dem siebzehnten als aus dem neunzehnten Jahrhundert stammten.
    Richard warf sich schon wieder in die Brust. »Es war natürlich nicht einfach, ein solches Fest zu organisieren«, erklärte er voller Bescheidenheit. »Aber am Ende lohnt sich doch die Mühe, wenn unsere Gäste sich wohlfühlen. Vielen Dank für das Kompliment, gnädige Frau!«
    Mit jenem unbewegten Gesicht, das sie für solche Gelegenheiten parat hatte, wandte Melissa sich ab. Neben der Tür hatte sie Natascha erspäht, die in ihrem weit ausgeschnittenen weißen Ballkleid zwischen den gesetzten Herrschaften sehr einsam und ein wenig fehl am Platz wirkte.
    Melissa eilte auf sie zu. »Schön, dass du gekommen bist!«
    Nataschas dunkelgraue Augen wanderten durch den Raum. »Eine tolle Party!«, stellte sie nicht sehr überzeugend fest.
    Auch Melissa sah sich in der Halle um. »Ich muss jetzt leider erst einmal Richards Geschäftsfreunde begrüßen. Wenn ich nur wüsste, wo Alexander bleibt! Er würde sich sicher gern um dich kümmern.«
    Vielleicht würde er in Natascha ein neues Aktmodell erkennen und sich in sie verlieben. Damit wäre die unselige Geschichte zwischen ihm und ihr endgültig aus der Welt.
    »Ich stelle dich mal ein paar anderen Gästen vor.« Melissa nahm Nataschas Arm und steuerte mit ihr auf die mäuschenhafte Frau von Doktor Schreibmüller zu.
    »Das ist vielleicht keine so gute Idee.« Nataschas Blick huschte unruhig hin und her. »Den da drüben – den kenne ich, zumindest vom Sehen. Er war schon mehrmals bei uns in der Bar.«
    »Wer?« Eher interessiert als entsetzt fuhr Melissa herum und sah in die Richtung, in die Natascha diskret ihre roten Locken hatte wippen lassen. Neben der Treppe stand der wichtige Doktor Schreibmüller neben einem weiteren unverzichtbaren Mitglied der Geschäftsleitung, dessen Namen Melissa schon wieder vergessen hatte, den sie aber an seinem dicken Bauch und der glänzenden Stirnglatze erkannte. Dritter im Bunde war ein wieselgesichtiger Zwerg im Frack, den sie schleunigst begrüßen musste, weil sie davon ausging, dass es sich um einen von Alexanders Vorzugsgästen handelte. Die drei Herren unterhielten sich angeregt, und keiner von ihnen sah auffällig in Nataschas Richtung.
    »Vielleicht sollte ich doch lieber gehen.« Natascha berührte Melissas Arm. »Ich habe dir gleich gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit, auf einer Party wie dieser von einem der Männer erkannt zu werden, für mich ziemlich hoch ist.«
    »Natürlich bleibst du! Er wird ja wohl kaum überall herumerzählen, woher er dich kennt. Und wenn Alexander erst einmal da ist, wird er dafür sorgen, dass niemand es wagt, dir gegenüber irgendwelche dummen Bemerkungen zu machen.« Melissa warf einen ungeduldigen Blick zum Eingang. Wo blieb er denn nur?
    Als in diesem Moment Susanne mit der ihr eigenen Energie in die Halle stürzte, atmete Melissa auf. Sie zog Natascha mit sich in Richtung Tür, wurde aber bereits nach wenigen Schritten von Susanne überrannt, die ihre Freundin in eine stürmische Umarmung riss, ohne auf Melissas kunstvoll hochgestecktes Haar oder ihren weiten Rock Rücksicht zu nehmen.
    »Lieschen, meine Süße! Wenn du wüsstest, wie du mir gefehlt hast!«
    »Als ob du noch an jemand anders als an deinen Professor denken würdest!«, neckte Melissa sie. »Wo ist er denn nun?« Neugierig spähte sie über Susannes Schulter.
    »Er kommt gleich. Parkt nur den Wagen, was ein bisschen schwierig zu sein scheint, weil es ein Mietwagen und er nun mal ein Philosoph ist. Er kann wunderbar denken, und während der Fahrt hat er ständig über die Länge und Breite des unbekannten Fahrzeugs nachgedacht.« Susannes Augen blitzten schelmisch. So sehr, wie Melissa befürchtet hatte, hatte sie sich doch nicht verändert.
    »Ihr seid spät dran. Hattet ihr Schwierigkeiten, herzufinden?« Susanne hatte es vorgezogen, ein Doppelzimmer im Hotel zu buchen, obwohl Melissa ihr eines der zahlreichen leerstehenden Schlafzimmer im Haus angeboten hatte.
    »Manchmal wird es nachts bei uns ziemlich laut. Das könnte deinen Gatten schockieren«, hatte sie fröhlich

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