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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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abzuliefern.
    Wie meistens wurde sie beim Betreten des Gärtnerhäuschens von lauter Musik empfangen. Alexander malte. Sie ließ Bonzo in den Wintergarten vorauslaufen, folgte ihm langsamer und ging als Erstes zielstrebig zur Musikanlage, um den Ton leiser zu drehen.
    »Du musst besser auf ihn aufpassen«, erklärte sie Alexanders nacktem Rücken. Sie hasste seine Angewohnheit, mit unbekleidetem Oberkörper zu malen. Das machte es ihr ziemlich schwer, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren.
    Fasziniert beobachtete sie das Muskelspiel zwischen seinen Schulterblättern, während er seelenruhig weiter an einem blauen Fleck in der linken oberen Ecke seines abstrakten Werks malte. Erst als er mit dem blumenartigen Tupfer zufrieden war, wandte er sich ihr zu.
    Sein Begrüßungslächeln traf sie wie ein Lenkgeschoss, aber es gelang ihr, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Scheint so, als hätte unser Bonzo sich in dich verliebt, was ich irgendwie nachvollziehen kann«, stellte er mit zuckenden Mundwinkeln fest.
    Melissa verschränkte die Arme vor ihrer Brust und betrachtete durch die großen Fenster den wolkenlosen Sommerhimmel.
    »Heute kommt mein Mann zurück.« Als ihr auffiel, dass diese Bemerkung ziemlich zusammenhanglos war, fügte sie hastig hinzu: »Er mag keine Hunde.«
    »Und du?«, fragte Alexander mit harmloser Miene.
    Melissa schaute zu dem jungen Hund hinunter, der sich an ihr Bein schmiegte und voller Hingabe an ihren Fingern knabberte. Dann zuckte sie mit den Achseln.
    »Hat sich immer noch niemand gemeldet, der ihn vermisst?«
    »Nein. Das wird wohl auch nicht mehr passieren. Immerhin ist es jetzt drei Tage her, seit er hier aufgetaucht ist. Ich würde ihn ja behalten, aber viel mehr, als ihn zu füttern, erlaubt er mir nicht. Bei jeder Gelegenheit läuft er schnurstracks zu dir. Ich kann ihn auch nicht einsperren. Die Tür ist schon völlig zerkratzt.«
    Melissa unterdrückte einen Seufzer. »Vielleicht gewöhnt er sich noch an dich.«
    Versehentlich sah sie Alexander in die Augen und versank für unbestimmte Zeit in dem goldgefleckten Grün. Als es ihr endlich gelang, sich loszureißen, schüttelte sie unwillig den Kopf. Und schüttelte ihn noch heftiger, als sie merkte, dass er sich ihr bis auf zwei Schritte genähert hatte.
    »Damit muss jetzt wirklich Schluss sein!«, hauchte sie mit schwacher Stimme, bevor sie in seine Umarmung sank und ihre Lippen willig seinem Kuss öffnete.
    »Warum? Seinetwegen?« In seiner Stimme lag jene Heiserkeit, die ihn immer zu quälen schien, sobald er sie berührte.
    Rasch befreite sie sich aus seiner Umarmung. »Heute Abend feiern wir die Einweihung unseres Hauses«, erklärte sie rasch. »Wenn du Lust hast, kannst du gern kommen. Es ist ein Maskenball. Das Motto lautet ›Neunzehntes Jahrhundert‹. Wir bitten unsere Gäste, zeitgenössische Kostüme und eine Maske zu tragen.«
    »Und mir schlägst du vor, dass ich mich mit einer Tarnkappe kostümiere und sie möglichst den ganzen Abend nicht abnehme, damit dein Herr Gemahl mich nicht unter seinen Gästen erspäht, nehme ich an.«
    Melissa zuckte zusammen. Noch nie hatte sie derart beißenden Spott in Alexanders Stimme gehört.
    »Er würde sich vor den anderen Gästen nie die Blöße geben, dich unfreundlich zu behandeln«, klärte sie ihn rasch auf. »Außerdem wäre es eine gute Gelegenheit, dass ihr euch vielleicht doch ein wenig besser kennenlernt und irgendwie vertragt. Schließlich seid ihr Nachbarn.«
    »Ich weiß nicht, ob die Voraussetzungen so günstig sind. Immerhin schlafen wir mit derselben Frau.« Alexander schaute ihr direkt ins Gesicht, doch sie senkte hastig den Blick.
    »Ich habe dir gesagt, dass es damit vorbei ist. Das mit uns war ein Ausrutscher …«
    »Und ich denke, wir sind ein oder zwei Mal zu oft ausgerutscht.« Er fuhr mit der Spitze seines Zeigefingers über ihre Wange und folgte dann dem Schwung ihrer halb geöffneten Lippen.
    Melissa wollte seinen Finger wegwischen, wollte ihn von sich schieben – und rührte sich nicht. Wahrscheinlich hätte sie es auf der Stelle mit ihm getrieben, wenn er es gewollt hätte, notfalls hier auf dem Fußboden. So viel zu ihren guten Vorsätzen!
    Eilig zog sie sich in Richtung Tür zurück. »Das Fest beginnt um zwanzig Uhr.«
    Er nickte, und obwohl es den Abend wahrscheinlich nicht leichter für sie machen würde, freute sie sich darüber, dass er offensichtlich vorhatte, zu kommen.
    »Ich sehe aus wie ein Buchhalter oder so was Ähnliches.« Richard,

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