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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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heranarbeitete und dabei mit einem Handstaubsauger Fasern und Haare vom Teppich saugte. Als Nächstes würde der Leichnam drankommen, der auf mögliche Hinweise abgesucht werden musste. Der Holzschaft des Speeres konnte selbst gemacht sein, obwohl er so glatt und gleichmäßig aussah, dass es sich, wie Knox fand, auch um einen Besenstiel handeln könnte. Die Metallspitze hingegen war bestimmt nicht selbst gemacht, es sei denn, ihr Mörder hatte sich eine Spenglerei in der Garage eingerichtet.
    Roger Dee ging neben ihm in die Hocke. »Was denkst du?«
    »Ich denke über Speere nach«, erwiderte Knox. »Und über Techniken.«
    »Was für Techniken?«
    »Ich bin kein Experte im Speerkampf, aber ich würde meinen, man kann einen Speer auf zwei Arten einsetzen: Man kann damit zustoßen oder man kann ihn werfen. Beide Male wäre der Eintrittswinkel so gut wie nie ganz senkrecht. Wenn man zustößt, kann man von unten nach oben oder von oben nach unten stechen. Mit Sicherheit kann das nur der Pathologe feststellen, aber mir kommt es so vor, als ginge die Stoßrichtung leicht nach unten.«
    »Er hat also nach unten gestochen. Vielleicht können wir daraus auf die Größe des Täters schließen.«
    »Es sei denn, der Speer wurde geworfen. Auch bei einem Wurf würde der Speer in einem leichten Bogen fliegen, richtig?« Knox holte mit dem Arm aus und ahmte die Flugbahn eines Speeres nach. »Bei einem seitlichen Wurf würde der Speer leicht schräg fliegen, sodass der Einstich von rechts nach links verlaufen würde, wenn der Täter Rechtshänder war, oder von links nach rechts, wenn er mit links wirft.«
    »Einverstanden.« Roger Dee zupfte an seiner Lippe und beäugte den ausgestreckt liegenden Leichnam, der von einer kleinen Pfütze aus geronnenem, schwarzem Blut umgeben war. »Viel geblutet hat er nicht, er muss also schnell gestorben sein.«
    »So wie der Speer steckt, würde ich sagen, dass er das Herz durchbohrt hat.« War Taylor Allen sofort vornüber gekippt, oder hatte er sich erst umgedreht und seinen Angreifer angesehen, ehe er zusammengebrochen war?
    Knox sann über die spezifischen Eigenschaften eines Speeres nach, den man im Gegensatz zu einer Kugel nur einsetzen konnte, wenn die Sicht frei war. Außerdem war einiges Geschick beim Wurf erforderlich, oder aber eine gute Portion Glück. »Wenn es nach der Logik geht, wurde er damit erstochen. Ein ungewöhnliches Tötungsinstrument, aber eine gewöhnliche Methode. Aber angenommen, der Speer wurde geworfen. Wo hätte der Mörder stehen müssen, um freie Bahn zu haben?«
    Roger Dee deutete in die Eingangshalle jenseits des weiten Bogens, der ins Wohnzimmer führte.
    »Dann müsste er da drüben gestanden haben.«
    »Vorausgesetzt, Mr Allen hat sich nicht umgedreht und ist dann zu Boden gegangen. In diesem Fall hätte der Täter da draußen gestanden.« Knox deutete auf ein Seitenfenster. »In Anbetracht der Größe des Zimmers und der Länge des Speeres hätte er nicht viel näher kommen wollen. Damit bleiben zwei Möglichkeiten, die wir beide berücksichtigen müssen.«
    »Und wenn Mr Allen nur eine halbe Drehung geschafft hat?«
    »Meiner Meinung nach«, sagte Boyd Ray, der neben dem Leichnam in die Hocke gegangen war, »würde er nicht so perfekt ausgestreckt auf dem Boden liegen, wenn er nur eine halbe Drehung geschafft hätte. Dann wäre er unbeholfener gestürzt und hätte Arme und Beine weiter abgespreizt. So sieht es aus, als wäre er vornüber aufs Gesicht gefallen.«
    Seine Männer hatten nicht oft mit einem Mord zu tun, dachte Knox, aber an ihren Schlussfolgerungen war nichts auszusetzen.
    Sie folgten der üblichen Routine, hörten den Anrufbeantworter ab, drückten auf die Wahlwiederholungstaste des Telefons, um anzeigen zu lassen, wen Mr Allen zuletzt angerufen hatte, und holten die Nummer des letzten eingegangenen Anrufes aufs Display. Was Ersteres betraf, hatte er zuletzt in seinem Büro angerufen, und der letzte eingegangene Anruf stammte von einer Nummer in Louisville, womit es sich wahrscheinlich um das Gespräch handelte, das Mrs Allen seiner Sekretärin gegenüber erwähnt hatte.
    »Wenn ich ein misstrauischer Mensch wäre, würde ich mich fragen, ob Mrs Allen vielleicht heute Morgen angerufen hat, um sich zu überzeugen, dass Mr Allen zu Hause ist.«
    Roger Dee schnaubte. Es war eine grundlegende Wahrheit, dass der Ehepartner gewöhnlich der Hauptverdächtige war, wenigstens zu Anfang der Ermittlungen. Je näher man einem Menschen stand, desto

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