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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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das Haus und nahm dabei jedes Fenster, den Zustand des Gebüschs unter den Fenstern und den Abstand zwischen Fenster und Boden in Augenschein. Dieses Wissen könnte sich vielleicht als ganz nützlich erweisen, oder auch nicht. Sie wusste schon, wie; sie wusste nur nicht, wer oder wo dieser wer steckte.
    Hinten gab es eine kleine Luke im Ziegelsockel, durch die man unter das Haus kriechen konnte. Sie untersuchte den Boden, um sicherzugehen, dass vor der Tür keine Spuren zu finden waren, und ging dann in die Hocke; es gab einen Griff, den sie aber nicht berühren wollte, um das Beweismaterial nicht für die hiesigen Polizisten unbrauchbar zu machen. Stattdessen bohrte sie die Finger unter den Rand, bis sie die dünne Sperrholztür nach außen biegen konnte, wobei, wie ihr auffiel, die untere Ecke im Dreck schleifte. Sie nahm die Stiftlampe aus ihrer Schultertasche und richtete den Strahl auf den Boden direkt hinter der kleinen Luke. Er wirkte unberührt, weder Schleifspuren noch Handabdrücke waren im Erdboden zu sehen.
    Dass keinerlei Spuren zu sehen waren, bekräftigte sie in der Annahme, dass sie auf der richtigen Spur war. Sie steckte die Stiftlampe in ihre Schultertasche zurück und schob die Luke wieder zu.
    »Was, zum Teufel, haben Sie an meinem Tatort zu schaffen?«
    Die tiefe Stimme erschallte direkt hinter und über ihr und schoß wie ein Blitz durch ihr Nervensystem. Sie schreckte hoch, schaffte es aber gerade noch, den Aufschrei zu unterdrücken, der aus ihrer Kehle aufsteigen wollte. »Nur gut, dass ich kein schwaches Herz habe«, sagte sie, stand auf und drehte sich zu dem Besitzer der Stimme um.
    »Beantworten Sie meine Frage.« Seine Gesichtszüge blieben fest und seine blauen Augen kalt.
    Er war breitschultrig und groß, bestimmt zwanzig Zentimeter größer als sie, dabei war sie schon einen Meter siebzig. Zu seinen Jeans trug er abgewetzte Stiefel und ein blaues Jackett über einem weißen Polohemd. Die braunen Haare wirkten leicht unfrisiert, nicht ganz vorschriftsmäßig. Entweder hatte er einfach keine Zeit gehabt, zum Friseur zu gehen, oder er hatte eine rebellische Ader.
    Auf ihr Zögern hin stemmte er die linke Hand in die Hüfte, eine wohlüberlegte Geste, da er dabei die Jacke zurückschob und sowohl die an seinem Gürtel befestigte Polizeimarke als auch die in seinem Schulterholster steckende Waffe entblößte. »Wenn Sie Reporterin sind«, sagte er, da er ihre Kamera bemerkt hatte, »haben Sie jetzt mächtig Ärger am Hals.«
    Genauso wohlüberlegt öffnete Nikita ihr Sakko und zeigte ihm ihre Waffe; dann hob sie die Klappe ihrer Schultertasche an und ließ ihre Marke aufblitzen. »Nikita Stover, FBI«, sagte sie und reichte ihm die Hand.
    Seine Brauen hoben sich, und er wirkte, wenn überhaupt, noch grimmiger als zuvor. »Als ich mich das letzte Mal informiert habe, war das FBI noch nicht für einen einfachen Mord zuständig. Was tun Sie hier?«
    Sie zuckte mit den Schultern und ließ die Hand wieder sinken. Es wäre einfacher gewesen, wenn er ihr wohlgesonnen gewesen wäre, nachdem er offensichtlich die Untersuchung leitete; schließlich hatte er von »seinem« Tatort gesprochen. Jetzt kam es darauf an; sie musste darauf bauen, dass ihr Background solide genug war und er sie nicht überprüfen lassen würde. »Ich folge einer Spur«, antwortete sie seufzend. »Es gab in letzter Zeit eine ganze Serie von Übergriffen gegen Anwälte und Richter, und wir glauben, dass sie alle auf das Konto eines einzigen Täters gehen. Letztes Jahr wurde, wie Sie sich vielleicht erinnern, in Wichita ein Bundesrichter ermordet. Seither untersuchen wir jedes Verbrechen, das auch nur entfernt damit in Verbindung stehen könnte. Wir hoffen einfach auf den entscheidenden Hinweis, allerdings hatten wir bisher nicht viel Glück.« Sie warf einen Blick auf das Haus. »Mr Allen war Anwalt, darum bin ich hier. Ich habe nicht die Absicht, die Ermittlungen zu übernehmen; ich hoffe vielmehr, dass Sie mir helfen können.«
    Die kantigen, breiten Schultern schienen sich ein wenig zu entspannen, aber die Augen blieben kalt. »Und warum haben Sie nicht angerufen?«
    »Das hatte ich als Nächstes vor. Ich wollte mir nur kurz das Haus ansehen. Ich habe es nicht betreten, und ich habe peinlich darauf geachtet, keine Spuren zu verwischen.« Im Geist atmete sie tief durch und schenkte ihm dann ein kleines Lächeln, wobei sie erneut die Hand ausstreckte. »Lassen Sie uns noch mal von vorn anfangen. Ich bin Nikita Stover,

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