Mitternachtsmorde
Schränken, die er selbst abgeschliffen und gebeizt hatte. Die Bodenfliesen sahen aus wie Goldstein, und bei der Küchentheke hatte er sich richtig verausgabt und eine Steinplatte verlegen lassen, weil es Rebecca so gewollt hatte. Sie hatte nie hier gekocht, nie hier geschlafen. Wenn sie die Nacht zusammen verbracht hatten, hatte er immer bei ihr übernachtet, weil das viel einfacher war und er auf diese Weise nicht die ganzen Utensilien herumkutschieren musste, die Frauen brauchten, um sich morgens für die Arbeit schick zu machen, das viele Haar- und Hautzeug. Einiges von dem, was er an diesem Haus verbessert hatte, hatte er für Rebecca getan, aber in der Zwischenzeit war es eindeutig sein Haus geworden.
Nikita trat an den großen Gasherd und fuhr ganz leicht mit den Fingerspitzen darüber, fast so wie sie es bei seinen Büromöbeln getan hatte. Für sie, begriff er, standen hier und in seinem Büro ausschließlich kostbare Antiquitäten. Manche Dinge kannte sie wahrscheinlich nur vom Lesen und hatte sie noch nie mit eigenen Augen gesehen.
»Wozu ist das gut?«, fragte sie und deutete auf den an der Wand installierten elektrischen Dosenöffner.
»Damit macht man Dosen auf.«
Sie beugte sich tatsächlich vor, um zu untersuchen, wie der Dosenöffner funktionierte, wobei sie den kleinen Hebel nach unten zog und enttäuscht die Stirn in Falten legte, als nichts geschah.
»So geht das.« Er holte eine Dose Nudelsuppe mit Huhn aus der Vorratskammer, zeigte ihr, wie der kleine Magnet die Dose festhielt, und ließ sie den Hebel drücken. Die Dose begann sich zu drehen, und ihr Gesicht leuchtete auf wie das eines Kindes.
»Es gibt so viele Alltagsdinge, über die wir nichts mehr wissen«, murmelte sie.
Er lehnte sich an die Küchentheke und überkreuzte die Beine. »Wie öffnet ihr eure Dosen?«
»Wir haben keine Dosen.«
»Und wie verpackt ihr dann das Essen?«
»Meistens ist es in durchsichtigen Behältern, die ebenfalls essbar sind und schmelzen, sobald sie erhitzt werden. Sie sind sehr nahrhaft.«
Bei der Vorstellung, die Verpackung mitzuessen, verzog er das Gesicht. »Na schön, aber wie schmeckt das Zeug?«
»Natürlich genauso wie das Essen, das darin verpackt ist.«
»Und wenn das Essen nicht warm gemacht werden muss?«
Sie lächelte. »Es gibt natürlich auch andere Verpackungen wie Plastikkartons. Frische Ware ist immer noch frische Ware. Das Essen selbst hat sich nicht allzu sehr verändert, glaube ich, nur die Verpackung und die Zubereitungsweise.« Sie nahm die Dose Nudelsuppe und schnüffelte daran. »Was machen wir jetzt damit?«
Er holte eine kleine Stielkasserolle aus dem Küchenschrank und setzte sie auf den Gasherd, schaltete die Flamme ein und kippte die Suppe in den Topf. »Wir essen es.«
Sie spielte an den Knöpfen herum, schaltete einen Brenner ein und aus und beobachtete, wie die blauen Flammen hochzüngelten. Da sie offensichtlich noch nie einen Gasherd gesehen hatte, fragte er: »Wie macht ihr euer Essen warm?«
»Durch Molekularagitation.«
Er lachte, weil er an seine eigenen Moleküle denken musste, die eindeutig agitiert waren. »Hört sich nach Mikrowelle an.«
»Eine Abart davon. Sehr vieles von dem, was wir verwenden, wurde während dieser Epoche erfunden.« Aus ihrer Stimme sprach unverfälschte Glückseligkeit, und ihm ging abrupt auf, wie sehr sie diesen Teil ihrer Reise genoss. Beruflich gesehen war dieser Einsatz ein einziger Flop, aber das hier, die alten Technologien, machten ihr richtig Spaß.
»Wie zum Beispiel?«
»Ach, die Raumfahrt, Computer, Laser, solche Sachen.«
»Raumfahrt« war für ihn ein Reizwort, und er erkannte, dass er hier stehen und mit ihr reden konnte, bis sie beide vor Erschöpfung zusammenbrachen. Sie hatten wichtige Dinge zu erledigen – genauer gesagt, er –, aber dazu hatte er ganz und gar keine Lust.
»Ehrlich gesagt bin ich vor allem deshalb hier«, gestand sie verlegen. »Diese Epoche fasziniert mich so, dass ich sie eingehend studiert habe. Ich habe um diesen Auftrag gebettelt. «
»Man sollte aufpassen, was man sich wünscht«, stellte er trocken fest.
Sie lachte, und ihre braunen Augen funkelten. »Ganz genau.« Dann wurde sie wieder ernst, weil sie an die Menschen denken musste, die gestorben waren, und an die Komplikationen, die sich inzwischen ergeben hatten. Knox las ihre Gedanken und legte mitfühlend die Hand auf ihren Arm.
»Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie schlafen werden.« Leider nicht in seinem Bett –
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