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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hielt direkt neben der Hintertür. Hohe, ausgewachsene Hecken trennten seinen Hinterhof von den Nachbargrundstücken ab, und über allem breiteten riesige Eichen ihre Äste aus, die fast den gesamten Garten und das halbe Haus in kühlen Schatten legten.
    Sein Haus war über sechzig Jahre alt, aber gepflegt, und es war im Lauf der Jahre mehrmals grundsaniert worden, weshalb es ausgesprochen gemütlich war. Er hatte es gekauft, als er und Rebecca sich verlobt hatten; damals hatte er geglaubt, es sei ein nettes Haus für eine junge Familie, bis das zweite Kind käme und sie mehr Platz bräuchten. Rebecca hatte sogar die Kücheneinrichtung ausgesucht. Aber dann war sie gestorben, es hatte keine Babys gegeben, und das Haus war ihm nie zu klein geworden. Sein Leben war zwar nicht zum Stillstand gekommen, als Rebecca starb, aber es stagnierte seither.
    Als er aus dem Auto stieg, ging ihm auf, dass er sich im Moment keineswegs um irgendwelche Stagnation sorgte, sondern darum, ob noch schmutzige Unterwäsche auf dem Badezimmerboden lag. Wenn eine Frau seine schmutzigen Socken und Shorts sehen durfte, dann nach dem Sex, nicht davor.
    Etwas wie ein kleiner Elektroschock lief durch sein Rückenmark und explodierte in seinem Kopf. Zum ersten Mal seit sieben Jahren begehrte er eine Frau: nicht nur den Sex mit ihr, sondern die Frau selbst. Er wollte Nikita. Er wollte möglichst viel Zeit mit ihr verbringen, er wollte sie kennen lernen, er wollte herausfinden, was ihr gefiel und missfiel, ob sie sich vor Mäusen und Spinnen und Schlangen fürchtete, ob ihr ein kleiner Käfer ein Kleinmädchenquieken entlocken konnte. Er wollte wissen, ob sie auf dem Bauch, dem Rücken oder der Seite schlief, ob sie schnarchte und ob sie lieber duschte oder badete.
    Er wollte sie.
    Es war wie eine Offenbarung. Er hatte völlig vergessen, welche Energien dieser chemische Kick freisetzte, so als würde man eine Kanne Kaffee leeren, und er hatte vergessen, wie es war, sich so ganz und gar auf einen Menschen zu konzentrieren. Die Form ihrer Hand, als sie die Autotür schloss, die Art, wie sie gedankenverloren eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht strich, der schnelle, fragende Blick, den sie ihm zuwarf – all das nahm er mit einer Klarheit wahr, dank der sich jedes winzige Detail in sein Gedächtnis meißelte.
    Die große Frage war, ob sie für etwas zu haben war, das man nicht mehr als One-Night-Stand bezeichnen konnte, das aber auch keine Chance hatte, zu einer langfristigen Beziehung zu werden. Selbst wenn sie interessiert war, würde jede Affäre auf die Dauer ihres Aufenthalts in seiner Zeit beschränkt bleiben. Vielleicht würde sie zwei Wochen hier bleiben, vielleicht auch nur zwei Tage. Sie konnten unmöglich wissen, was in ihrer eigenen Zeit passierte, ob in der Zukunft irgendjemand auf den Gedanken kam, dass einer aus dem Team ein falsches Spiel spielte, und ob ihr daraufhin Verstärkung oder ein Rückholteam geschickt wurde.
    Sie wartete an der Veranda auf ihn und sah ihn fragend an, so als würde sie rätseln, warum er neben seinem Auto stehen geblieben war, statt die Tür aufzuschließen und sie ins Haus zu lassen. Seit er darüber nachgedacht hatte, wie lange sie wohl bleiben würde, sah er sie aus einem neuen Blickwinkel, und er fragte: »Wie lange wird es wohl dauern, bis man Sie suchen kommt? Es muss eine Zeitbegrenzung geben, sonst würde man nie erfahren, ob jemand tot oder verletzt ist, nicht mehr zurück kann oder vielleicht sogar im Gefängnis sitzt. Es muss eine Rettungsprozedur geben.«
    »Wir kannten die genauen Parameter dieses Falles nicht«, erklärte sie ihm. »Deshalb wurde ein sehr langes Limit festgesetzt.«
    »Wie lange ist sehr lange?«
    »Ein Monat.«
    Das war wirklich lang, länger, als er erwartet hatte. Die meisten Mordfälle wurden innerhalb einer Woche gelöst oder niemals; entweder gab es eine heiße Spur oder nicht. Vielleicht lief da noch etwas ab, von dem er keine Ahnung hatte. Der Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht; wahrscheinlich würde ihm schon das, was sie ihm bis jetzt vorgesetzt hatte, Albträume bescheren.
    Er öffnete die Fliegentür, und sie traten auf die hintere Veranda; dann schloss er die Hintertür auf und führte Nikita in die Küche. Sie blieb stehen und schaute sich um, und auch Knox versuchte, die Umgebung durch ihre Augen zu sehen.
    Links befand sich die winzige Waschnische, die gerade groß genug für eine Waschmaschine und einen Trockner war. Die Küche war eine Essküche mit alten

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