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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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gleichzeitig benommen und überrascht. Und dann: Oh.
    Er ließ sich Zeit, sehr viel Zeit, und er war gründlich – sehr gründlich. Seine Zunge ergriff Besitz von ihrem Mund, als wäre sie ein alter Freund, der genau wusste, dass er wohlwollend aufgenommen würde. Als sie die Hand auf der Tischplatte mit ihrer bedeckte, drehte er die Handfläche nach oben und schob seine Finger zwischen ihre.
    Ein tiefer, warmer und genussvoller Laut, kaum mehr als ein Seufzen, drang aus ihrer Kehle. Natürlich war ihr aufgefallen – mehrmals sogar –, wie attraktiv er war, aber abgesehen von dem einen kleinen Ausrutscher hatte sie geglaubt, dass ihr das nicht anzumerken gewesen war. Entweder hatte er sie mit seiner unaufdringlichen Art getäuscht und war viel selbstbewusster und frecher, als sie gedacht hatte, oder er hatte sie durchschaut wie klares Wasser.
    Sie beendete den Kuss ebenso genüsslich, wie er ihn hinausgezögert hatte, und löste sich betont langsam von ihm. Sein Blick war schwer und eindringlich; auch ihre Lider fühlten sich schwer an.
    »Und du glaubst, ein Kuss wird mich hier halten?«, fragte sie leise.
    Er lachte kurz und richtete sich wieder auf. »Nein, aber ich wollte, verdammt noch mal, wissen, wie du schmeckst, falls du dich dünne machst.«
    Dünn? Er dachte, sie würde abnehmen wollen? Sie wusste nicht, ob er sie beleidigte, weil sie nicht dem hiesigen Schönheitsideal entsprach, oder ob er meinte, sie würde sich nichts zu essen machen können. So oder so …
    Er musste lachen. »Wenn du dein Gesicht sehen könntest …«
    »Dann müssten meine Augen auf Stielen sitzen.«
    »Dünne machen bedeutet ›flüchten‹«, erklärte er ihr, immer noch lachend, und verschwand durch die Tür.
    Nikita blieb am Tisch sitzen und fragte sich, wie oft ihr schon die wahre Bedeutung einer Metapher entgangen war und ob er sie für eine komplette Idiotin hielt. Dann begann sie leise zu lachen, weil das völlig egal war. Er wusste genau, dass sie mit manchen Redewendungen nicht vertraut war. Mit einigen schon, aber nicht mit allen. Wahrscheinlich hatte er den ganzen Tag heimlich über sie gelacht.
    Weil sie genug Suppe gegessen hatte, trug sie ihre Schale zur Spüle und kopierte das, was er vorhin getan hatte: die restliche Suppe in den Ausguss kippen, das Wasser aufdrehen und dann einen Schalter umlegen, der ein grässlich mahlendes Geräusch erzeugte. Als das Geräusch anders, glatter zu klingen begann, stellte sie den Schalter wieder zurück und drehte das Wasser wieder ab.
    Wahrscheinlich besaß er eine jener automatischen Geschirr-Reinigungsmaschinen, die in diesem Jahrhundert so weit verbreitet waren, aber sie wollte ihr Glück nicht überstrapazieren. Sie würde sich nicht daran wagen, bis sie beobachtet hatte, wie er sie bediente. Stattdessen suchte sie unter der Spüle herum, bis sie eine Plastikflasche mit der Aufschrift »Spülmittel« gefunden hatte, und wusch die Schalen mit der Hand aus, wobei sie eine kleine Bürste mit steifen Borsten verwendete, die eigens dafür da zu sein schien. Anschließend fand sie ein sauberes Küchentuch, das sie auf der Küchentheke ausbreitete, um die Schalen kopfüber darauf abzustellen.
    Damit hatte sie alle häuslichen Arbeiten erledigt und beschloss, seine Abwesenheit zu nutzen, um die Wohnung zu durchsuchen. Falls er geglaubt hatte, sie wäre zu höflich, um die Gelegenheit zu nutzen, ein Haus aus dem frühen einundzwanzigsten Jahrhundert zu inspizieren, dann war er eindeutig ein Traumtänzer.
    Sie begann mit dem kleinen Alkoven hinten, der von zwei weißen Maschinen ausgefüllt wurde. Sie glaubte zu wissen, wozu sie dienten, und sah sich bestätigt, als sie die verschiedenen Programm-Einstellungen durchlas. Die Maschine mit Programmpunkten wie »Kurzwäsche« musste die »Waschmaschine« sein, die zur Nassreinigung verwendet wurde. In ihrer Zeit wurde Kleidung nicht mehr mit Wasser gereinigt. Die andere Maschine musste demzufolge das Wäschetrockengerät sein. Sie öffnete beide und warf einen Blick hinein. Die Waschmaschine war zur Hälfte mit trockenen Socken und trockener Unterwäsche gefüllt, woraus sie schloss, dass diese Wäsche noch gewaschen werden musste, weshalb sie den Deckel schnell wieder schloss. Die Trockenmaschine war voller Handtücher, die ebenfalls trocken waren und demnach genauso offensichtlich bereits gewaschen waren.
    Sie zog ein Handtuch heraus und roch daran; dem Stoff haftete ein köstlicher, leichter Zitronenduft an. Ihr fiel ein Etikett auf,

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