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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Maschinen gewesen, darauf programmiert, in einem bestimmten Alter zu »sterben«. War es möglich, dass diese Technologie in ihrer Zeit existierte? Konnte sie sich so schnell entwickelt haben?
    Die Vernunft fragte: Warum nicht? Schließlich hatte sich die Raumfahrt innerhalb von dreißig Jahren von Null bis zur Mondlandung entwickelt. Während der letzten fünfzig Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts hatte die Welt eine solche Explosion des technischen Fortschritts erlebt, dass es immer wieder zu Veränderungen gekommen war, ehe die letzten Entwicklungen wirklich verarbeitet waren. In ihrer Zeit konnte ein ähnlicher Wirbelsturm an Einfalls- und Erfindungsreichtum die Gesellschaft erfasst haben, der weiß Gott was mit sich gebracht hatte.
    Innerhalb von zweihundert Jahren hatten die Menschen die Technik entwickelt, durch die Zeit zu reisen. Das war bestimmt um einiges komplizierter, als einen menschlich aussehenden und menschengleich funktionierenden Roboter zu konstruieren.
    Er versuchte einen Grund zu finden, warum sie kein Roboter sein konnte. Sie war rot geworden; er konnte sich ausgezeichnet erinnern, wie ihre Wangen rosa angelaufen waren. Um zu erröten, musste jemand Verlegenheit empfinden. Konnte man Emotionen programmieren? Oder würde es eher darum gehen, auf ein bestimmtes Ereignis eine festgelegte physische Reaktion zu programmieren?
    Außer nach dem tödlichen Schuss auf Luttrell hatte sie keine starken Gefühle gezeigt. Sie war höchstens leicht verärgert, leicht erheitert, leicht genervt gewesen. Wenn er bedachte, wie ereignisreich der Tag gewesen war, war ihr emotionaler Gleichmut entweder sehr tröstlich oder schlicht beängstigend, und er konnte sich nicht entscheiden, was davon zutraf.
    Er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich rätselte, ob er eine Maschine anzubaggern versucht hatte.
    Für Knox führte jedes Rätsel direkt dazu, dass er Fragen stellte, weil er es nicht ertragen konnte, etwas nicht zu wissen. »Was bist du?«
    »Was?«, fragte sie vom Beifahrersitz aus, drehte den Kopf zur Seite und starrte ihn an. Sie zog überrascht die Stirn in Falten, aber er hatte den Eindruck, dass sie sofort auf der Hut war. »Fangen wir jetzt noch mal ganz von vorn an? Ich bin FBI-Agentin.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Ich meine, bist du ein Mensch?«
    Sein Magen zog sich alarmiert zusammen, als sie zu seiner Überraschung nicht losprustete oder ihn schockiert ansah oder irgendwas anderes tat, was er erwartet hätte. Stattdessen stutzte sie kurz und fragte dann ganz ruhig: »Wieso fragst du das?«
    »Weil du dich nicht so benimmst. Niemand kann so gleichmütig sein. So als hättest du feste Maßstäbe in deinem Verhalten, von denen du in keiner Richtung abweichst. Du ärgerst dich, aber du wirst nie wütend. Du musst über manche Dinge schmunzeln, aber du lachst nie wirklich. Du wirst irgendwie scharf, aber nicht so, dass du zu keuchen anfangen würdest. Geht dein Puls auch manchmal schneller, oder bist du eine Art Roboter?«
    Wieder reagierte sie mit einer vielsagenden Pause und gleichmütiger Stimme: »Meinst du ›Roboter‹ im übertragenen oder im wörtlichen Sinn?«
    »Sag du es mir.«
    »Ich bin ein Mensch«, erklärte sie ihm immer noch genauso beherrscht. »Damit wäre die Frage im wörtlichen Sinn geklärt.«
    »Und im übertragenen?«
    »Sag du es mir.« Völlig unerwartet schleuderte sie ihm seine eigenen Worte ins Gesicht.
    Unter seinen Füßen tat sich ein gähnendes Loch auf: Falls sie eine Frau aus Fleisch und Blut war, begriff er, dann hatte er es eben bei ihr total und absolut Verschissen, indem er ihr erklärt hatte, dass sie beim Küssen roboterhaft wirkte. Selbst die ausgeglichenste Frau der Welt würde nach so einem Kommentar ausrasten. Manche Frauen ließen es die ganze Welt wissen, wenn sie ausrasteten. Andere wurden noch stiller. Es waren die Stillen, vor denen er sich fürchtete.
    Als er nicht antwortete, setzte sie sich in ihrem Sitz auf und starrte wieder auf die Straße. »Entschuldige«, sagte sie schließlich, »mir war nicht klar, dass ich unangemessen reagiere.«
    Er hatte mit Wut gerechnet; stattdessen spürte er Angst. Und das war das Erschreckendste von allem.
     
    Nikita fühlte sich auf merkwürdige Weise gelähmt. Offenbar hatte sie irgendetwas falsch gemacht, aber was nur? Sie versuchte zu ergründen, was sie jetzt sagen sollte, was sie tun sollte, was für eine Reaktion von ihr erwartet wurde, aber in Anbetracht dessen, was er gerade gesagt hatte, hatte sie

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