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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sich nicht dafür. Er hatte wissen müssen, dass sie sich alles ansehen wollte. »Die Frau auf dem Foto?«
    Sie spürte beinahe, wie er sich zurückzog, wie sich sein Blick nach innen wendete, aber nicht im Zorn, sondern eher in Erinnerung. »Rebecca. Sie war meine Verlobte. Sie starb vor sieben Jahren.«
    Mitfühlend berührte sie seine Hand. »Das tut mir leid. Ja, ich weiß, dass ich das dauernd sage, aber diesmal ist es anders gemeint. Hat es seitdem noch jemanden gegeben?«
    »Hin und wieder belanglosen Sex, der dir so zuwider ist, aber keine feste Freundin.«
    Sieben Jahre, dachte sie, und er war ihr im Herzen immer noch treu. Was für ein standhafter Mann. »Du musst sie sehr geliebt haben. Sie würde sich geehrt fühlen.«
    Sein Blick richtete sich wieder auf sie. »Das ist nett gesagt und ein … netter Gedanke. Danke. Ja, ich habe sie wirklich geliebt, und die Trauer war lange kaum zu ertragen. Aber irgendwann lässt sie nach, weil der abgedroschene Satz, dass das Leben weitergeht, einfach stimmt.« Er sah an ihr vorbei aus dem Fenster. »Jetzt zu etwas ganz anderem. Bis du dich umgezogen hast, wird es so dunkel sein, dass wir losfahren können.«
    Womit er deutlich gemacht hatte, dass er nicht noch mehr aus seinem Privatleben preisgeben würde, dachte sie. Sie hob die Einkaufstüten hoch und nahm sie mit in ihr Zimmer. Es machte ihr nichts aus, ein Thema ruhen zu lassen, auf das er immer noch empfindlich reagierte. Oder vielleicht glaubte er, typisch Mann, dass sie es bereits bis in alle Tiefen ergründet hatten und es nichts weiter zu bereden gab.
    Der Gedanke ließ sie lächeln, während sie damit beschäftigt war, sich noch unkenntlicher zu machen.
    Im schwachen Widerschein der Flurlampe zog sie erst die Vorhänge vor die beiden Fenster in ihrem Zimmer, bevor sie das Licht einschaltete und zuletzt die Tür schloss. Sie öffnete die Einkaufstüten und zog eine Baseballkappe, zwei Jeans, zwei T-Shirts, ein Paar Sportschuhe sowie mehrere Paar Socken heraus. Nur um sicherzugehen kontrollierte sie die Herstelleretiketten in ihren neuen Kleidern und bekam vor Aufregung eine Gänsehaut. Vorgewaschen, weichgespült, gebleicht – ja, ja, ja. Wie sie vermutet hatte, war alles aus Baumwolle. Sie hatte sich nie auch nur ein einziges Baumwollhemd leisten können.
    Hastig zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus. Die beiden Jeans waren identisch, weshalb sie die obere nahm, alle Etiketten abriss und sie anzog. Die Taille saß etwas locker, aber die Länge war gut getroffen, und es war ein unglaublich gutes Gefühl, den weichen Stoff an ihren Beinen zu spüren. Die Hose saß fest, ohne einengend zu sein, und vor allem war sie bequem.
    Das wäre ein Slogan für die Hosenhersteller, dachte sie, benommen vor Glück: Bequem wie Baumwolle.
    Das rosa T-Shirt gefiel ihr besser als das grüne, und wenig später hatte sie den unteren Saum im Hosenbund ihrer Jeans verstaut. Als sie sich im Schlafzimmerspiegel betrachtete, musste sie ein mädchenhaftes Kichern unterdrücken. Sie sah so … so unglaublich nach einundzwanzigstem Jahrhundert aus!
    Selbst jemand, der ihr an diesem Tag begegnet war, würde sie in ihren neuen Sachen und mit der neuen Haarfarbe kaum wiedererkennen. Die Farbmischung für die Haare war ein warmer Goldton, der gut zu ihrem Hauttyp passte. In ihrer Handtasche hatte sie noch dazu farbige Kontaktlinsen, die ihre Augen blau aussehen ließen, aber nachdem sie erst in der Dunkelheit aus dem Haus gehen würden, glaubte sie nicht, dass sie Kontaktlinsen brauchen würde. Tagsüber wären ihre Augen ohnehin hinter der Sonnenbrille verborgen, die Knox für sie gekauft hatte.
    Sie setzte die Baseballkappe auf und betrachtete sich im Spiegel. Ihre Mutter würde sie natürlich erkennen und ihre Schwester auch, aber ihr Vater und ihr Bruder würden wahrscheinlich ahnungslos an ihr vorüberspazieren.
    Nachdem sie die neuen Socken und Schuhe angezogen hatte, kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und präsentierte sich ihm zum zweiten Mal. »Und?«
    Er nickte zufrieden. »So wird dich niemand erkennen. Nimm die Kappe ab und mach dir einen Zopf.«
    Gehorsam begann Nikita die Haare nach hinten zu ziehen. Sie waren nicht lang, nicht einmal schulterlang, sodass nur ein kurzes Pferdeschwänzchen herauskam. Er verschwand in die Küche und kehrte mit einem Stück von Plastik umhülltem Draht zurück, das sie um ihre Haare schlingen konnte. Sie setzte die Kappe wieder auf, zog den kleinen Pferdeschwanz durch die Lücke über dem

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