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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Yankee. Und ich bin weiß Gott nicht bereit, ihr Testament zu akzeptieren.«
    »Und deshalb willst du mich jetzt erschießen.«
    Er klang fast gelangweilt. Inzwischen hatte Kit schon ganz feuchte Handflächen. »Sobald Sie aus dem Weg geräumt sind, gehört Risen Glory mir. So einfach ist das.«
    »Verstehe.« Er nickte matt. »Dann mal los. Wie hast du dir das denn so vorgestellt?«
    »Was?«
    »Na ja, mich zu erschießen. Möchtest du, dass ich mich umdrehe? Dann musst du mir nicht ins Gesicht sehen, wenn du abdrückst.«
    »Was soll denn der Blödsinn?«, giftete sie gereizt. »Meinen Sie etwa, ich würde jemanden kaltblütig in den Rücken schießen?«
    »Tschuldigung, war nur so ein Vorschlag von mir.«
    »Ein verdammt idiotischer.« Winzige Schweißperlen kitzelten ihren Nacken.
    »Ich wollte es dir einfacher machen, sonst nichts.«
    »Sparen Sie sich den Atem, Yankee. Denken Sie lieber an Ihren Schöpfer.«
    »Drück schon ab.«
    Sie schluckte. »Mach ich.«
    Sie hob den Arm und zielte. Der Revolver fühlte sich plötzlich bleischwer an in ihrer Hand.
    »Hast du schon jemals einen Menschen erschossen, Kit?«
    »Halten Sie doch endlich die Klappe!« Ihre Knie waren mittlerweile puddingweich, ihr Arm mit der Waffe zitterte. Cain dagegen wirkte so entspannt, als hätte er eben ein Nickerchen gemacht.
    »Ziel mir direkt zwischen die Augen«, sagte er leise.
    »Still jetzt!«
    »Dann geht es schnell, und es ist hundertprozentig sicher. Du pustest mir zwar das Hirn aus dem Schädel, aber das herumspritzende Blut und so macht dir ja nichts aus, oder, Kit?«
    Ihr Magen rebellierte. »Still! Halten Sie doch einfach den Mund.«
    »Na los, Kit. Bring’s hinter dich.«
    »Ruhe!«
    Ein Schuss krachte. Ein zweiter, ein dritter, bis das leise Klicken des leeren Magazins ertönte.
    Cain sank mit dem ersten Schuss zu Boden. Als das explosionsartige Dröhnen mit einem Schlag verstummte, sah er sich vorsichtig in der Küche um. An der Wand hinter ihm deuteten fünf Einschusslöcher den Umriss eines Männerkopfes an.
    Kit stand mit eingesunkenen Schultern und hängenden Armen da. Der Revolver baumelte in ihrer schlaffen Hand.
    Er erhob sich und schlenderte zu der Wand mit den Bleikugeln, die eigentlich für ihn bestimmt gewesen waren. Nachdem er den Halbkreis begutachtet hatte, schüttelte er den Kopf. »Lass dir eins von mir gesagt sein, Kleine. Du bist ein lausiger Schütze.«
    Für Kit brach eine Welt zusammen. Damit konnte sie Risen Glory endgültig in den Wind schreiben.
    »Und ein Feigling«, wisperte sie. »Ein feiges, strohdummes Mädchen.«

3
    In dieser Nacht brachte Cain das Mädchen bis auf Weiteres in einem kleinen Zimmer im Obergeschoss des Haupthauses unter. Kit durfte nicht in ihrer heiß geliebten, nach Leder und Heu duftenden Kammer über den Stallungen schlafen. Da ließ er partout nicht mit sich reden. Sie durfte auch nicht mehr mit den Pferden arbeiten. Und sollte sie es wagen, auszureißen, wäre Risen Glory in Zukunft tabu für sie. Währenddessen zermarterte er sich das Hirn, was er mit ihr machen sollte.
    Am nächsten Morgen flüchtete sich Kit in den Stall und verschanzte sich hinter dem Buch Das ausschweifende Leben Ludwigs XV. , das sie heimlich aus seiner Bibliothek stibitzt hatte. Nach einer Weile schlummerte sie ein und träumte von drohenden Unwettern, erdbeerroten Hüten und wie der französische König mit seiner Mätresse, der Madame Pompadour, über die Baumwollfelder von Risen Glory flanierte.
    Als sie wieder aufwachte, fühlte sie sich wie erschlagen. Die Ellbogen auf die speckigen Hosenknie gestützt, hockte sie sich missmutig vor Apollos Stallbox. Bei aller Planung hatte sie leider nicht einkalkuliert, dass sie einen wehrlosen Menschen nicht einfach kaltblütig umlegen konnte.
    Die Stalltür sprang quietschend auf, das matt goldene Licht der Spätnachmittagssonne flutete ins Innere. Merlin tollte durch den Gang und rannte Kit in seinem Übermut fast um. Magnus, der ihm gefolgt war, baute sich vor dem Mädchen auf.
    »Ich hab jetzt wirklich keine Lust auf ein Gespräch, Magnus«, murmelte sie, ohne aufzublicken.
    »Kann ich mir lebhaft vorstellen. Der Major hat mir
erzählt, was letzte Nacht los war. Da haben Sie sich aber was Schönes ausgedacht, Miss Kit.«
    Diese Anrede war sie von der Plantage her gewohnt, aber so, wie er das sagte, klang es ziemlich herablassend. »Was da passiert ist, geht Sie nichts an.«
    »Ich hab dazu auch nichts mehr zu sagen.« Er schnappte sich einen leeren

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