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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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provozierenden Art. Was für eine kleine Amazone.
    Er fragte sich, wie alt sie wohl sein mochte. Vierzehn vielleicht? Mit erwachsenen Frauen kannte er sich bestens aus, aber doch nicht mit jungen Mädchen. Wann entwickelten sie eigentlich weibliche Formen? Eins stand jedenfalls fest… sie war bei weitem zu jung, um auf eigenen Füßen zu stehen.
    Er stellte das Whiskeyglas ab. »Wo lebt deine Familie?«
    »Hab ich doch schon erzählt. Meine Eltern sind tot.«
    »Und andere Verwandte?«
    »Hab ich nicht.«
    Ihre Aufsässigkeit ging ihm auf die Nerven. »Sieh mal, ein Kind in deinem Alter kann nicht allein in New York leben. Das ist viel zu gefährlich.«
    »Der Einzige, der mir hier gefährlich wird, sind Sie.«
    Darüber ging er geflissentlich hinweg. »Wie dem auch sein mag, morgen bringe ich dich zu einer Einrichtung, wo man sich um dich kümmern wird, bis du erwachsen bist.«
    »Sagen Sie es doch gleich, Major. Sie sprechen vom Waisenhaus, nicht?«
    Ihre erkennbare Belustigung ärgerte ihn maßlos. »Ja, in Dreiteufelsnamen, ich bringe dich ins Waisenhaus! Hier bleibst du nämlich nicht. Dort wird für dich gesorgt, bis du alt genug bist, um für dich selber aufzukommen.«
    »Wie stellen Sie sich denn das vor? Falls Sie es noch nicht begriffen haben, ich bin kein Kind mehr. Und soweit ich weiß, nehmen Waisenhäuser bestimmt keine achtzehnjährigen Mädchen mehr auf.«
    »Du bist achtzehn ?«
    »Sie hören wohl wirklich schlecht, was?«
    Sie machte ihn noch rasend. Er starrte über den Tisch zu ihr – zerlumpte Jungenkleidung, verdrecktes Gesicht, ausgefranstes, schwarzes Haar, das vor Schmutz starrte. Mit achtzehn war man doch schon eine fast erwachsene Frau, oder? Und Frauen trugen Kleider und pflegten sich ausgiebig. Davon war sein Gegenüber allerdings weit entfernt.
    »Tut mir leid für Sie, Major, aber das mit dem Waisenhaus wird wohl nichts.«
    Dabei lächelte sie ihn triumphierend an. Er hätte sie umbringen mögen. Na ja, immerhin hatte er ihr ordentlich den Hosenboden strammgezogen. »Jetzt hör mir mal gut zu, Kit – oder stimmt der Name auch nicht?«
    »Doch, schon. Das ist mein richtiger Name. Zumindest nennen mich die meisten Leute so.«
    Ihr Lächeln verschwand. Cain spürte ein eisiges Prickeln langsam seinen Rücken hinauftasten, unangenehm ahnungsvoll wie vor jeder seiner Schlachten.
    Trotzig schob sie ihr Kinn vor. »Allerdings heiße ich nicht Finney mit Nachnamen«, fuhr sie fort. »Sondern Weston. Katharine Louise Weston.«
    Bevor Cain reagieren konnte, sprang sie auf und er blickte – Überraschung! – in den Lauf eines Armeerevolvers.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, stöhnte er.
    Den Blick auf ihn fixiert, umrundete sie den Küchentisch. Die Waffe, die genau auf sein Herz zielte, lag ruhig in ihrer Hand. Dieser kleine Feger war anscheinend nicht mehr bei Trost.
    »Und jetzt, Sir? Damit haben Sie wohl nicht gerechnet, was?«
    Dummerweise trat er einen Schritt vor. Indem pfiff eine Kugel dicht an seiner Schläfe vorbei.
    Kit hatte noch nie in geschlossenen Räumen geschossen, und der Nachhall dröhnte ihr schmerzhaft in den Ohren. Ihr zitterten die Knie, und sie umklammerte die Waffe fester. »Keine Bewegung, Yankee«, zischte sie mit gespieltem Selbstbewusstsein. »Die nächste Kugel trifft.«
    »Vielleicht erzählst du mir erst mal, was das Ganze soll.«
    »Das wissen Sie genauso gut wie ich.«
    »Du machst wohl Witze.«
    Der spöttische Unterton in seiner Stimme machte sie rasend. »Es geht um Risen Glory, Sie Dreckskerl! Die Plantage gehört rechtmäßig mir und nicht Ihnen! Wann kapieren Sie das endlich?«
    »Testamentarisch ist das anders geregelt.«
    »Ihr Testament interessiert mich genauso wenig wie Gesetze oder irgendwelche Vorschriften. Was recht ist, muss recht bleiben. Risen Glory gehört mir, und kein Yankee nimmt sie mir weg.«
    »Wenn dein Vater das so gewollt hätte, hätte er sie dir vermacht und nicht Rosemary.«
    »Die Frau hat ihm total den Kopf verdreht und ihm etwas vorgemacht.«
    »Was du nicht sagst.«
    Sie verabscheute seinen abschätzig-kühlen Blick. Aber verletzend konnte sie auch sein. »Schätze, ich muss ihr
auch noch dankbar sein«, ätzte sie. »Wäre sie nicht so scharf auf Männer gewesen, hätten die Yankees vermutlich auch noch das Haus abgefackelt. Ihre Mutter hat es nämlich so ziemlich mit jedem getrieben.«
    Cains Miene blieb ausdruckslos. »Sie war eine ausgemachte Schlampe.«
    »Bingo. Damit haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen,

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