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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ehemaligen Plantage seiner Eltern. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund verspürte er ein plötzliches Engegefühl in der Brust, da ihn der leicht süße Duft des Jasmins von den Baumwollfeldern in Carolina umwehte.
    »Ah, meine liebe Katharine«, rief Mrs. Templeton mit ihrem harten Nordstaaten-Akzent, der Brandon in den Ohren schrillte. »Ich muss Ihnen unbedingt jemanden vorstellen. Ein Landsmann von Ihnen.«
    Er drehte sich langsam in Richtung des zarten Jasminparfüms und verlor sich einen Herzschlag lang in seinem bezaubernd schönen Gegenüber.
    Die junge Frau lächelte. »Mr. Parsell und ich kennen uns bereits, aber anscheinend erinnert er sich nicht mehr an mich. Schande über Sie, Mr. Parsell. Ich gehöre nämlich zu Ihren treuesten Bewunderinnen.«
    Obwohl Brandon Parsell das Gesicht nicht wiedererkannte, war ihm die Stimme vertraut. Und er brauchte den melodisch weichen Klang wie die Luft zum Atmen. Das war die Stimme seiner Mutter, seiner Tanten, seiner Schwestern. Vier Jahre lang hatte diese Stimme Sterbende und Verwundete auf den Schlachtfeldern getröstet, Ehemänner, Brüder und Söhne der Glorreichen Sache geopfert.
    Es war die Stimme der vornehmen Frauen aus dem Süden.
    Die Stimme, die sie bei Bull Run und Fredericksburg angefeuert hatte, die sie in den langen Wochen nach den Niederlagen bei Vicksburg wieder aufgebaut und die herzzerreißend in lavendelduftende Taschentücher geschluchzt hatte. Und die »Kopf hoch« geflüstert hatte, als sie Stonewall Jackson bei Chancellorsville verloren.
    Es war die Stimme, die Picketts Männer in ihrem verzweifelten Kampf in Gettysburg angefeuert und Sterbende im Schützengraben vor Chickamauga getröstet hatte.
Und die Stimme, die nach jenem Palmsonntag in Virginia verstummte, als sie im Appomatox Court House die Kapitulation unterschrieben.
    Und doch unterschied sich die Frau vor ihm von den Frauen in seiner Heimat. Ihr neues, weißes Seidenballkleid raschelte ob der ungewohnten Steifigkeit. Sie trug weder Schmuck noch eines dieser modischen Mieder, das eine grazilere Silhouette bewirkte. Und da war noch etwas. Ihre lavendelblauen Augen blickten ihn offen und selbstbewusst an.
    Als er schließlich antwortete, war ihm seine eigene Stimme irgendwie fremd. »Tut mir leid, Ma’am, aber ich muss Sie enttäuschen. Bitte verzeihen Sie mir mein schlechtes Erinnerungsvermögen bei einer so bemerkenswerten jungen Dame. Vielleicht klären Sie mich auf?«
    Elvira Templeton, die die direktere Wortwahl der Nordstaaten-Geschäftsleute gewohnt war, blinzelte zwei Mal, bevor sie sich ihrer Gastgeberinnenpflicht erinnerte. »Mr. Parsell, ich darf Ihnen Miss Katharine Louise Weston vorstellen.«
    Brandon Parsell war zu sehr Gentleman, um sich den Schock anmerken zu lassen, gleichwohl fehlten ihm für Augenblicke die Worte. Mrs. Templeton machte sie nacheinander mit Miss Baird und Mr. Mayhew bekannt. Miss Weston schien sich köstlich zu amüsieren.
    Das Orchester spielte die ersten Takte eines Wiener Walzers. Mr. Parsell, der sich wieder gefasst hatte, wandte sich an Mr. Mayhew. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, ein Glas Bowle für Miss Baird zu holen, Sir? Die junge Dame klagte vorhin über Durst. Miss Weston, darf ich Sie als ein alter Freund der Familie um diesen Tanz bitten?« In diesem Moment setzte Parsell sich locker darüber hinweg, dass er einen peinlichen Etikettebruch beging.
    Lächelnd reichte Kit ihm ihre behandschuhten Finger. Sie glitten auf das Tanzparkett und wiegten sich im Rhythmus der Melodie. Brandon sprach als Erster. »Sie haben sich sehr verändert, Kit Weston. Ich glaube, Ihre eigene Mama würde Sie nicht wiedererkennen.«
    »Ich hatte nie eine Mama, Brandon Parsell. Das wissen Sie doch am allerbesten.«
    Er lachte, begeistert über ihre Schlagfertigkeit. Wie schön, dass es noch solche Frauen gab. »Was meinen Sie, wenn ich meiner Mutter und meinen Schwestern erzähle, dass ich Sie hier wiedergesehen habe? Wir hörten davon, dass Cain Sie im Norden in irgendein Internat gesteckt hätte, aber bei uns spricht keiner mit ihm, und Sophronia lässt auch nicht viel raus.«
    Kit hatte keine Lust, über Cain zu reden. »Wie geht es Ihrer Mutter und Ihren Schwestern?«
    »Den Umständen entsprechend. Der Verlust von Holly Grove traf sie hart. Ich arbeite jetzt bei einer Bank in Rutherford.« Er lachte abfällig. »Ein Parsell als Bankangestellter. Die Zeiten ändern sich, nicht wahr, Miss Kit Weston?«
    Kit betrachtete sein frisches, offenes Gesicht mit dem

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