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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ihre schwarze Lockenmähne bändigte.
    Ihm drehte sich schmerzhaft der Magen um. Als er sie zuletzt gesehen hatte, steckten beide Kämme noch in ihren Haaren.
    Auf den Schmerz folgte der Zorn. Hatte er etwas anderes erwartet? Warum hatte er bloß seinen in langen Jahren entstandenen Prinzipien untreu werden müssen? Idiotisch von ihm, dass er sich auf sie eingelassen hatte! Während er das verformte Metall in seiner Hand drehte, zerbrach etwas in ihm, klirrend wie empfindliches Kristallglas. Sein früherer Zynismus stellte sich wieder ein. Angespannt sann er auf Vergeltung.
    Cain steckte den Klumpen in die Tasche und verließ die zerstörte Spinnerei, ein mordlustiges Glitzern in den Augen.
    Sie hatte ihren Rachefeldzug gehabt. Jetzt war er an der Reihe.

14
    Erst am Spätnachmittag fand er sie. Sie hielt sich im Gebüsch versteckt, hinter einem morschen Karren, der im Krieg als Deckung benutzt worden war. Er bemerkte den Ruß in ihrem Gesicht und auf den Armen, die versengten Stellen auf dem blauen Kleiderstoff. Einfach unfassbar, sie schlief friedlich wie ein Unschuldsengel. Er stieß mit seiner Stiefelspitze gegen ihre Hüfte.
    Sie riss die Augen auf, gewahrte einen großen, bedrohlich vor sich aufragenden Schatten, da er im Gegenlicht stand. Hektisch rappelte sie sich auf, aber er stellte einen Stiefel auf ihr Kleid und hielt sie damit in Schach.
    »Du gehst nirgendwohin.«
    Etwas fiel vor ihr zu Boden. Die zusammengeklumpten Überreste des silbernen Haarkamms.
    »Wenn du das nächste Mal einen Brand legst, solltest du nicht deine Visitenkarte zurücklassen.«
    Ihr Magen rebellierte vor Angst. »Ich… ich erkläre Ihnen alles«, flüsterte sie gequält. Etwas Dümmeres fiel ihr wohl nicht ein? Was gab es da noch zu erklären? Es lag doch klar auf der Hand.
    Er legte den Kopf schief, blendete das Sonnenlicht für Augenblicke aus. Sie stöhnte heimlich auf, als sie seinen harten, eisigen Blick bemerkte. Als er das Gesicht abwandte, wurde sie erneut von der Sonne geblendet.
    »Hat Parsell dir dabei geholfen?«
    »Nein! Brandon würde so etwas nie …« Brandon nicht, aber sie. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die ausgetrockneten Lippen und versuchte erneut aufzustehen, aber er stand wie festgewachsen auf ihrem Rock.
    »Es tut mir leid«, murmelte sie zerknirscht.
    »Vermutlich tut es dir nur leid, dass das Feuer nicht alles erwischt hat«, gab er sarkastisch zurück.
    »Nein, das stimmt nicht… Risen Glory ist mein ganzer Lebensinhalt.« Ihre Kehle war ausgedörrt von dem Rauch, und sie litt unsäglichen Durst. Sie räusperte sich vernehmlich. »Ich wollte die Plantage zurückhaben, mehr nicht. Ich brauchte doch nur… Brandon zu heiraten, um an mein Treuhandvermögen zu kommen. Damit hätte ich Risen Glory zurückgekauft.«
    »Und wie wolltest du mich dazu bewegen? Indem du ein Feuer nach dem anderen legst?«
    »Nein. Das letzte Nacht… war…« Sie atmete tief durch. »Ich habe die Rechnungsbücher durchgesehen. Daher wusste ich, dass Sie sich finanziell übernommen haben. Eine schlechte Ernte – und Ihnen hätte das Wasser bis zum Hals gestanden. Ich brauchte nur zu warten. Ich war nicht darauf aus, Sie fertigzumachen. Ich hätte Ihnen einen fairen Preis für die Plantage gezahlt. Aber ich wollte die Spinnerei nicht.«
    »Also deshalb hattest du es so eilig mit dem Heiraten. Ärgerlicherweise ließ sich selbst ein armer Schlucker wie Parsell nicht mit Geld ködern.« Er lachte freudlos.
    »Das stimmt nicht. Wir mochten uns sehr. Es ist eben …« Sie brach ab. Was sollte sie die Sache beschönigen? Cain hatte ja Recht.
    Er nahm den Fuß von ihrem Kleid und schlenderte zu Vandal. Was hatte er vor, überlegte sie. Nun, schlimmer als die Drohung mit New York konnte es sicher nicht sein. Ehe er sie zurückschickte, würde sie sich lieber umbringen.
    Er kehrte zu ihr zurück, eine Feldflasche in der Hand. »Hier, trink.«
    Sie setzte die Flasche an ihre Lippen. Das lauwarme Wasser schmeckte metallisch, trotzdem war es besser als nichts. Erst als sie ihm das leere Behältnis zurückgab, sah sie, was er um die Finger gewickelt hatte.
    Ein langes, dünnes Seil.
    Bevor sie reagieren konnte, hatte er ihre Handgelenke gepackt und den Strick darum geschlungen.
    »Was soll das? Hören Sie sofort auf damit!«
    Er band die Enden an der Achse des alten Karrens fest und ging wortlos zu seinem Pferd.
    »He, Baron, Sie Yankee-Schuft. Binden Sie mich auf der Stelle los!«
    Er schwang sich in den Sattel und spornte

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