Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)
ihr könnt mir beide gestohlen bleiben!«
Sie wollte weglaufen, aber Cain war schneller. Bevor sie herumwirbeln konnte, packte er sie und warf sie sich kurzerhand über die Schulter.
Das Blut schoss ihr glutheiß in den Kopf. Energisch umklammerte er ihre Schenkel und stapfte in Richtung Haus.
Sie trat strampelnd aus und bekam dafür postwendend einen Klaps auf den Po. »Hör auf damit, sonst lass ich dich noch fallen.«
Magnus ging neben ihnen. »Major, Sie haben da eine prima Frau, aber sind Sie nicht ein bisschen grob zu ihr? Vielleicht beruhigen Sie sich erst mal wieder.«
»Dafür hab ich später noch Zeit genug.« Cain bog um die Ecke zum Hausportal, seine Stiefel knirschend auf dem kiesigen Untergrund.
Was Magnus als Nächstes sagte, trieb Kit einen eisigen
Schauer über den Rücken. »Wenn Sie ihr heute Nacht zu sehr zusetzen, werden Sie es Ihr ganzes Leben lang bereuen. Das ist wie mit einem Pferd, das zu früh eingeritten wird.«
Für Augenblicke wurde Kit schwarz vor Augen. Dann vernahm sie vertraute Schritte, die ihnen über die vorderen Stufen entgegenkamen.
»Kit! Grundgütiger, was ist denn mit dir los?«
»Sophronia!« Kit versuchte sich aufzurichten, während Sophronia Cain unsanft am Arm rüttelte.
»Lassen Sie sie runter!«
Cain schob Sophronia zu Magnus. »Nimm sie heute Nacht mit zu dir. Wir wollen allein sein.« Mit diesen Worten trug er Kit die Stufen hinauf und über die Schwelle.
Sophronia trommelte Magnus wütend auf die Brust. »Lass mich los! Ich muss ihr helfen. Du hast ja keine Ahnung, was so ein Mann einer Frau antun kann. Dieser Weiße! Denkt, er hat die Welt für sich gepachtet. Meint, dass sie ihm gehört.«
»Tut sie ja auch.« Magnus hielt sie in seiner Umarmung und streichelte sie sanft. »Sie sind jetzt verheiratet, Sophronia.«
»Verheiratet?«
In ruhigem, sachlichem Ton klärte er sie über das Vorgefallene auf. »Wir dürfen die beiden jetzt nicht stören. Er ist bestimmt rücksichtsvoll.«
Magnus hoffte inständig, dass ihr der leise Zweifel in seiner Stimme entging. Für gewöhnlich war Cain ein sehr feinsinniger Mensch, aber heute Abend hatte seine Miene etwas gefährlich Entschlossenes gehabt. Ungeachtet dessen versuchte er Sophronia zu beschwichtigen, während sie durch den dunklen Obstgarten gingen.
Erst kurz vor seinem Haus merkte sie erschrocken auf. Riss den Kopf hoch. »Wohin bringst du mich?«
»Zu mir nach Hause«, sagte er seelenruhig. »Wir essen eine Kleinigkeit und unterhalten uns dabei. Wenn du müde bist, kannst du mein Schlafzimmer haben. Ich nehme mir eine Decke und leg mich derweil auf die Veranda zu Merlin. Da ist es schön kühl.«
Sophronia sagte nichts. Sah ihn nur an.
Er bedrängte sie auch nicht. Schließlich nickte sie und begleitete ihn ins Haus.
Das Hemd wegen der nächtlichen Schwüle bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, fläzte Cain sich in den Ohrensessel, der neben dem geöffneten Schlafzimmerfenster stand. Er legte lässig die Füße auf einen Schemel. Eine Hand mit einem gefüllten Brandyglas baumelte locker von der Stuhllehne.
Cain mochte diesen Raum. Er war behaglich und zugleich funktional eingerichtet. Das riesige Bett war wie geschaffen für einen Riesen wie ihn. Unweit davon stand eine Waschschüssel, auf der anderen Seite des Zimmers eine Truhe und ein Bücherregal. Im Winter wurden die spiegelglatten Holzdielen mit wärmenden Teppichen bedeckt, aber jetzt war der Boden angenehm kühl, so, wie er es mochte.
Er vernahm leises Plätschern hinter dem Paravent in einer Ecke des Zimmers, wo die Kupferwanne stand. Er hatte Sophronia gebeten, ihm nach seiner Rückkehr ein Bad einzulassen. Allerdings hatte er ihr wohlweislich verschwiegen, dass es für Kit bestimmt war und nicht für ihn. Seine junge Angetraute hatte ihn natürlich aus dem Zimmer verbannen wollen; als er nicht gegangen war, hatte sie aufmüpfig die Nase in die Luft gereckt und war hinter dem Sichtschutz verschwunden. Das Badewasser war inzwischen sicher kalt, trotzdem hatte sie es wohl nicht eilig mit dem Herauskommen.
Er vermochte sich bildhaft vorzustellen, wie sie der Wanne entstieg. Eine fleischgewordene Venus. Ihre Haut seidig schimmernd im diffusen Lampenschein, ihre schwarz glänzende Lockenmähne ein bezaubernder Kontrast zu ihrem pastellzarten Teint.
Er dachte an das Treuhandvermögen, dessentwegen er sie geheiratet hatte. Anderen Männern hätte er eine Geldheirat schwer angekreidet, aber bei ihm war das etwas völlig anderes. Und wieso der
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