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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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den Hengst
an. So plötzlich, wie er aufgetaucht war, verschwand er auch wieder.
    Der Nachmittag tröpfelte unendlich langsam dahin. Er hatte das Seil zwar nicht so festgezurrt, dass es in ihre Handgelenke schnitt, aber befreien konnte sie sich auch nicht. Ihre Schultern schmerzten von der unbequemen Haltung, Stechmücken umschwirrten ihren Kopf, und sie hatte Magenknurren vor Hunger, obwohl ihr bei dem Gedanken an Essen übel wurde. Dies lag vermutlich daran, dass sie einen Mordshass auf sich selbst hatte.
    Bei Sonnenuntergang kehrte er zurück und glitt geschmeidig, fast lautlos von seinem Hengst. Er hatte sich umgezogen – sauberes, weißes Hemd und lederne Reithosen. Prompt kam sie sich in ihrem verdreckten Zustand noch schäbiger vor. Er zerrte irgendetwas aus der Satteltasche und steuerte dann in ihre Richtung, den Hut tief ins Gesicht gezogen.
    Er sah sich kurz um, dann hockte er sich neben sie und schnitt die Fesseln auf. Kaum dass sie ihre Handgelenke befreit hatte, sackte sie wie benommen vor ein Wagenrad.
    Cain warf ihr die frisch gefüllte Feldflasche zu und öffnete das mitgebrachte Bündel, in das ein Brötchen, ein Stück Käse und eine Scheibe Schinken eingewickelt waren. »Iss«, sagte er dumpf.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab keinen Hunger.«
    »Iss es trotzdem.«
    Sie hatte ein dringenderes Bedürfnis als die Nahrungsaufnahme, überlegte sie fieberhaft. »Ähm … ich muss mal.«
    Er zog ein Zigarillo aus der Hemdtasche und zündete es an. Die aufzuckende Streichholzflamme warf einen gezackten, blutroten Schatten auf sein Gesicht und erlosch. Dann sah sie nur noch die glimmende Zigarrenspitze und seinen grimmigen Mund.
    Er deutete auf ein paar Büsche in zwei, drei Metern Entfernung. »Da, und wehe, du türmst.«
    Nicht einmal das bisschen Privatsphäre ließ er ihr! Aber das hätte sie sich früher überlegen müssen.
    Ihre Füße waren eingeschlafen. Sie erhob sich steif und stolperte ins Gebüsch. Wenn er sich doch wenigstens umdrehte! Aber nein, den Gefallen tat er ihr nicht.
    Als sie fertig war, lief sie zurück zu dem Karren und fing an zu essen. Sie bekam kaum einen Happen hinunter. Er drängte sie auch nicht, im Gegenteil, er lehnte lässig vor einem Baumstamm, als hätte er es nicht eilig.
    Es war stockfinster, als sie das Bündel wieder zusammenpackte. Schwach gewahrte sie seine hünenhafte Silhouette und die Glut seiner Zigarrenspitze.
    Er schlenderte zu Vandal. Der Mond glitt hinter einer Wolke hervor und tauchte Ross und Reiter in silberhelles Licht. Spiegelte sich auf dem Messing seiner Gürtelschnalle, als er zu Kit herumschnellte. »Steig auf. Wir zwei haben noch einen Termin.«
    Seine emotionslose Stimme trieb ihr einen eisigen Schauer über den Rücken. »Was für einen Termin?«
    »Mit einem Geistlichen. Wir werden heiraten.«
    Für Kit brach eine Welt zusammen. »Heiraten? Sind Sie verrückt geworden?«
    »Mit Sicherheit.«
    »Eher gehe ich ins Kloster!«
    »Wir beide sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Das wirst du schon noch merken.«
    Trotz der angenehm warmen Nacht schauderte sie ob der eisigen Gewissheit in seiner Stimme.
    »Du hast meine Spinnerei in Schutt und Asche gelegt«, meinte er, »folglich zahlst du für die Instandsetzung. Parsell ist nicht der Einzige, der eine vermögende Frau gebrauchen kann.«
    »Sie sind verrückt. Diesen Wahnsinn mach ich nicht mit.«
    »Dir wird wohl nichts anderes übrigbleiben. Los, steig auf. Cogdell wartet schon auf uns.«
    Kit fiel ein Stein vom Herzen. Reverend Cogdell war immerhin ein guter, alter Bekannter. Er hatte Verständnis für ihre Nöte. Wenn sie ihm von Cains Plänen erzählte, würde er sich ganz rigoros sträuben, ihnen den Segen zu geben. Sie stakste zu Vandal und wollte aufsteigen.
    »Du sitzt vor mir«, knurrte Cain. »Damit ich dich besser im Blick habe.«
    Er half ihr und glitt hinter ihr in den Sattel. Schweigend passierten sie die Lichtung. »Glaub ja nicht, dass Cogdell ein Einsehen mit dir hat. Nachdem ich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt habe, kann er es kaum erwarten, dich unter die Haube zu bringen.«
    Ihr Herzschlag setzte aus. »Welche Befürchtungen?«
    »Ich hab ihm erzählt, du wärst von mir schwanger.«
    Sie mochte ihren Ohren nicht trauen. »Ich streite alles ab! Damit kommen Sie niemals durch!«
    »Das werden wir ja sehen. Im Übrigen ist Cogdell auf alles gefasst. Seit du von der Schwangerschaft weißt, verhältst du dich sehr merkwürdig, hab ich ihm erklärt. Dass du heute

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