Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)
Nacht versucht hast, dir in den Flammen das Leben zu nehmen. Und dass ich es nicht mehr länger mit ansehen kann.«
»Das ist nicht wahr!«, stöhnte sie.
»Ich habe beteuert, ich würde dich seit Wochen auf Knien anflehen, meine Frau zu werden, damit unser Kind einen Vater hat. Und dass du abgelehnt hast. Darauf sagte er, er werde die Trauung heute Abend vollziehen, ob du willst oder nicht. Du kannst dich auf den Kopf stellen, Kit, aber es bringt dir letztendlich gar nichts.«
»Ihnen auch nicht«, versetzte sie patzig.
Seine Stimme wurde kaum merklich sanfter. »Er sorgt sich um dich, Kit. Du machst ihm und dir nur das Leben schwer, wenn du dich weiterhin sträubst.«
»Ach, gehen Sie doch zum Teufel!«
»Was hältst du davon, deinen zukünftigen Gatten allmählich zu duzen?«
Im Stillen wusste sie, dass sie verloren hatte. Sie hatte etwas Ungesetzliches getan und würde dafür büßen müssen. So etwas nannte man ausgleichende Gerechtigkeit.
Trotzdem unternahm sie noch einen letzten Versuch, als sie den Geistlichen und seine Frau erspähte, die sie vor der kleinen Sklavenkirche erwarteten. Kit riss sich von Cain los und lief zu Mary Cogdell.
»Bitte… Es stimmt nicht, was Cain da behauptet. Ich bin nicht schwanger. Wir haben nie …«
»Aber, aber Kindchen. Du bist nur ein bisschen durcheinander.« Ihre mitfühlenden braunen Augen tränenfeucht, tätschelte Mary Kits Schultern. »Denk an das Baby und beruhige dich erst einmal.«
Damit war ihr Schicksal besiegelt.
Die Zeremonie war erfreulich kurz. Nachher küsste Mary Cogdell sie auf die Wange, während der Reverend sie zu striktem Gehorsam gegenüber ihrem Ehemann ermahnte. Sie hörte kaum zu, als er Cain informierte, dass Miss Dolly wie abgesprochen über Nacht bei ihnen bliebe. Ihr schwante nur, dass Cain die alte Dame auf diese Weise losgeworden war.
Er führte sie nach draußen zu Vandal, und sie ritten schweigend nach Risen Glory. Je näher sie der Plantage kamen, desto größer wurde Kits Panik. Was hatte er dort mit ihr vor?
Sie erreichten das Haus. Cain saß ab und reichte Samuel die Zügel. Dann schlang er einen Arm um ihre Taille und hob sie hinunter. Für Augenblicke drohten ihre Knie
unter ihr nachzugeben, und er hielt sie fest. Sobald sie sich wieder gefangen hatte, entzog sie sich ihm.
»Du hast mein Geld«, fauchte sie, sobald Samuel außer Hörweite war. »Und jetzt lass mich in Ruhe.«
»Du willst mich doch wohl nicht um das Vergnügen unserer Hochzeitsnacht bringen, oder?«
Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. »Pah, es gibt keine Hochzeitsnacht.«
»Wir sind miteinander verheiratet, Kit. Und heute Abend werde ich dich verführen.«
Evas Sündenfall. Sie war zu müde, um ihn heftig anzufahren. Zudem fehlten ihr die Worte. Sie dachte nur noch an Flucht.
In Magnus’ Haus am Rande des Obstgartens war noch Licht. Kurz entschlossen raffte sie ihre Röcke und stürmte über den Hof.
»Kit! Du kommst auf der Stelle zurück!«
Sie lief schneller. Versuchte ihm zu entwischen. Ihm und ihren nagenden Ängsten.
»Magnus!« , kreischte sie.
»Kit, hör auf damit. Es ist stockdunkel. Nachher stürzt du noch.«
Sie rannte in den Obstgarten, sprang über knorriges Wurzelwerk, das sie seit ihrer Kindheit kannte. Er fluchte hinter ihr, weil er über einen abgebrochenen Ast gestolpert war. Und trotzdem holte er sie ein.
»Magnus!«, gellte sie erneut.
Und dann war es vorbei. Aus dem Augenwinkel gewahrte sie, wie Cain sich von hinten auf sie stürzte.
Sie schrie auf, als sie mit ihm zu Boden ging.
Er warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie.
Panisch hob sie den Kopf und biss ihn in die Schulter.
»Verdammtes Biest!« Wütend zog er sie auf die Füße.
»Was ist denn hier los?«
Beim Klang von Magnus’ Stimme seufzte Kit erleichtert auf. Sie riss sich von Cain los und lief zu dem Aufseher. »Magnus! Bitte, kann ich heute Nacht bei Ihnen bleiben?!«
Er legte besänftigend eine Hand auf ihren Arm und drehte sich halb zu Cain. »Was soll das Ganze?«
»Ich will nur verhindern, dass sie sich selbst umbringt. Oder mich. Im Moment weiß ich eigentlich gar nicht, wer von uns beiden mehr in Gefahr schwebt.«
Magnus musterte Kit fragend.
»Wir haben geheiratet«, klärte Cain ihn auf. »Vor etwa einer Stunde.«
»Er hat mich dazu genötigt!«, kreischte Kit. »Ich möchte heute Nacht bei Ihnen bleiben.«
Magnus runzelte die Stirn. »Das geht nicht. Sie gehören jetzt zu ihm, Madam.«
»Ich gehöre nur mir selbst! Und
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