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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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plötzliche Gesinnungswandel? Er unterbrach sich in seinen Überlegungen, weil er die Antwort gar nicht so genau wissen wollte. Nicht wahrhaben mochte, dass diese Eheschließung weniger mit Geld und dem Wiederaufbau der Spinnerei zu tun hatte. Sondern vielmehr mit einem Anfall geistiger Umnachtung, in dem er sich dazu hatte hinreißen lassen, dieser Frau sein Herz zu öffnen. Für Augenblicke waren seine Emotionen zärtlich, ja töricht und letztlich gefährlicher gewesen als seine sämtlichen Kriegsmanöver.
    Wenn er ehrlich mit sich selber war, ließ er sie nicht für die in Schutt und Asche gelegte Baumwollspinnerei büßen, sondern für seinen schwachen Moment. Heute Nacht sollte ihre gegenseitige Feindschaft für immer besiegelt werden. Und dann ginge das Leben einfach weiter, ohne dass er Hirngespinsten für eine gemeinsame Zukunft hinterherjagen müsste.
    Er nahm einen Schluck Brandy und stellte das Glas auf den Boden. Für das, was jetzt kam, brauchte er einen klaren Kopf.
    Hinter dem Paravent vernahm Kit ungeduldiges Füßescharren auf den Holzdielen. Aha, der werte Herr Gemahl konnte es kaum noch erwarten! Sie wickelte sich in ein Badetuch ein und wünschte sich, sie könnte ihre Blößen züchtiger bedecken. Aber die angesengten Sachen hatte Cain ihr weggenommen und vermutlich längst entsorgt.
    Ihr Kopf schoss hoch, da er plötzlich eine Wand der Abtrennung zurückklappte. Eine Hand lässig auf den Holzrahmen gestützt, betrachtete er sie.
    »Ich bin noch nicht fertig«, meinte sie stockend.
    »Du hast lange genug herumgetrödelt.«
    »Wieso hast du mich überhaupt dazu genötigt, ein Bad in deinem Zimmer zu nehmen?«
    »Dreimal darfst du raten.«
    Sie schlang das Handtuch fester um ihren Körper. Sann krampfhaft auf einen Vorwand, um sich ihm noch in letzter Minute zu entziehen. Füg dich in das Unvermeidliche, seufzte sie im Stillen, du bist jetzt mit ihm verheiratet. Weglaufen war ohnehin zwecklos, und wenn sie sich wehrte, würde er sie vermutlich gewaltsam nehmen. Blieb nur, es gottergeben zu ertragen, wie Mrs. Templeton es ihren Schülerinnen noch gut einen Monat zuvor geraten hatte. Die hatte verdammt gut reden!
    Sie betrachtete den dünnen Goldreif an ihrem Finger. Er war hübsch, mit zwei winzigen Herzen, eingefasst mit Diamanten und Rubinen. Wie er sagte, hatte er ihn von Miss Dolly bekommen.
    »Ich hab nichts zum Anziehen«, sagte sie.
    »Ist auch nicht nötig.«
    »Mir ist aber kalt.«
    Langsam und ohne den Blick von ihr zu nehmen, zog er sein Hemd aus und reichte es ihr.
    »Ich will dein Hemd nicht. Geh mal kurz beiseite, ich möchte in mein Zimmer und mir den Morgenmantel holen.«
    »Ich steh hier gut.«
    Sturer, arroganter Mistkerl! Widerstrebend stieg sie aus der Wanne. Mit einer Hand das Badetuch umklammernd, griff sie mit der anderen nach dem Kleidungsstück. Ungelenk streifte sie es über das Handtuch. Dann drehte sie sich
mit dem Rücken zu ihm, ließ das Tuch fallen und knöpfte das Hemd hastig zu.
    Die viel zu langen Ärmel waren ihr dauernd im Weg, was die Sache zusätzlich erschwerte. Der dünne Stoff klebte an ihrem feuchten Körper und enthüllte alle ihre Reize. Frustriert rollte sie die Ärmel hoch und zwängte sich an Cain vorbei. »Ich muss kurz in mein Zimmer und mir die Haare kämmen, sonst bekomme ich sie nachher überhaupt nicht mehr gebändigt.«
    »Du kannst meinen Kamm benutzen.« Er nickte in Richtung Frisierkommode.
    Sie lief dorthin und nahm sich den Kamm. Ihr Gesicht starrte ihr aus dem Spiegel entgegen. Sie sah blass und erschöpft aus, aber kein bisschen verängstigt. Das sollte sie aber besser sein, dachte sie, als sie den Kamm durch die nassen Haare zog. Zweifellos konnte Cain sie nicht ausstehen. Er war kräftig und impulsiv, weitaus stärker als sie, und er hatte das Recht auf seiner Seite. Aber statt an seine Beschützerinstinkte zu appellieren, war sie eigenartigerweise erregt.
    Im Spiegel sah sie, wie er sich erneut in den Sessel sinken ließ. Lässig die Beine übereinanderschlug. Er fing ihren Blick auf. Sie sah weg und setzte ihren Haaren noch hektischer zu, womit sie einen wahren Sprühregen aus winzigen Wassertröpfchen hervorrief.
    Sie vernahm ein leises Klirren und schaute automatisch wieder in den Spiegel. Cain hatte ein Glas vom Boden aufgenommen und prostete ihrem Spiegelbild zu.
    »Auf die frischgebackene Mrs. Cain.«
    »Nenn mich nicht so!«
    »Du heißt jetzt so. Schon vergessen?«
    »Wie könnte ich!« Sie atmete tief durch. »Zugegeben, ich

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