Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)
eine ungeahnte Zärtlichkeit.
Aus dem Augenwinkel gewahrte er, wie sich ihre kleine Hand zur Faust ballte. Gleich würde sie vermutlich zuschlagen. Jedenfalls wünschte er sich das inständig. Aber sie rührte sich nicht, woraufhin er kapitulierte.
Seufzend legte er sich hin und zog sie in die Arme. Sie
schauderte am ganzen Körper. Schuldgefühle überlagerten seine Lust. Normalerweise war er weder roh noch rücksichtslos zu Frauen. Er musste verrückt sein, sich so zu gebärden. »Verzeih mir«, flüsterte er.
Er schmiegte sie an seine nackte Brust und strich ihr über die noch feuchten Locken. Während er sie besänftigend streichelte, wütete die Leidenschaft in ihm. Gleichwohl gab er seiner Lust nicht nach, nicht, solange Kit wie Espenlaub zitterte.
Cains Umarmung war innig und merkwürdigerweise tröstlich. Sie hörte seinen gleichmäßigen Atem. Ihr war klar, dass er nicht schlief, so wenig wie sie. Matt schimmerndes Mondlicht flutete in den stillen Raum, und Kit wurde allmählich ruhiger. Nach allem, was sie durchgemacht hatte und was an Katastrophen noch vor ihr lag, fand sie, dass sie ihm endlich einmal ein paar klärende Fragen stellen sollte. Sie räusperte sich verlegen.
»Wieso hasst du mich eigentlich so sehr? Ich meine, schon vor der Sache mit der Baumwollspinnerei. Seit meiner Rückkehr nach Risen Glory?«
Eine kurze Pause schloss sich an, bevor er antwortete: »Ich hab dich nie gehasst.«
»Aber ich war fest entschlossen, jeden zu hassen, der mir Risen Glory wegnimmt«, gestand sie.
»Womit wir wieder einmal beim Thema sind. Du hängst sehr an der Plantage, nicht?«
»Ja, Risen Glory ist mein Ein und Alles. Ohne die Plantage bin ich ein Nichts.«
Er schob ihr eine Locke aus der Schläfe. »Stimmt nicht, du bist eine schöne und mutige Frau.«
»Wie kannst du das sagen, nachdem ich diesen Blödsinn angestellt habe?«
»Schätze, wir tun, was wir tun müssen.«
»So wie du mich zu dieser Heirat genötigt hast?«
»Zum Beispiel.« Wieder schwieg er. »Ich bin dir nicht mehr böse, Kit. Das solltest du wissen.«
Unvermittelt baute sich ihre innere Anspannung wieder auf. »Warum machst du nicht einfach weiter wie vorhin? Ich hätte dich nicht daran gehindert.«
»Weil ich möchte, dass du es auch willst. Dass du genauso erregt bist wie ich.«
Sich ihrer Nacktheit plötzlich schamhaft bewusst, drehte sie sich von ihm weg. »Das wird niemals geschehen.«
Bestimmt hatte sie ihn mit ihrer patzigen Reaktion verärgert. Aber nein, er stützte sich seelenruhig auf den Kissen auf und betrachtete sie hingebungsvoll. »Du bist eine leidenschaftliche Frau, Kit. Das hab ich an deinen Küssen bemerkt. Steh ruhig dazu.«
»Ich will aber nicht leidenschaftlich sein. Das gehört sich nicht für eine wohlerzogene Frau.«
»Wer erzählt denn so was?«
»Das weiß doch jeder. Als Mrs. Templeton mit uns über Evas Sündenfall sprach, sagte sie …«
»Evas was?«
»Evas Sündenfall, natürlich.«
»Grundgütiger.« Er setzte sich im Bett auf. »Kit, hast du eigentlich eine genaue Vorstellung von dem, was da zwischen Mann und Frau passiert?«
»Ich hab es bei Pferden beobachtet.«
»Pferde sind keine Menschen.« Er legte die Hände auf ihre Schultern und drehte sie sacht zu sich um. »Sieh mich an. Wenn du mich auch nicht sonderlich magst – wir sind jetzt verheiratet, und ich begehre dich. Und ich möchte, dass du weißt, was ein Mann mit seiner Frau macht, und keine Angst mehr davor hast.«
Geduldig und für sie verständlich erklärte er Kit ihren Körper und dann seinen eigenen. Und was beim Sex passierte.
Als er geendet hatte, glitt er aus dem Bett und schlenderte nackt zu dem Tisch, wo er das Brandyglas abgestellt hatte. Dann drehte er sich zu ihr um und stellte sich in Pose, damit Kit ihre Neugier befriedigen konnte, die sie zweifellos nie zugegeben hätte.
Mit den Augen saugte sie seinen Körper in sich auf, eingetaucht in silbriges Mondlicht. Sie betrachtete seine männliche Schönheit, etwas, was ihr bis dahin völlig unbekannt war. Sehnig und muskulös, signalisierte er Geschmeidigkeit und Körperkraft. Ihr Blick glitt zu seiner Mitte, die unvermittelt zu neuem Leben erwachte. Schlagartig waren Kits schlimmste Befürchtungen wieder da.
Er musste um ihre Reaktion geahnt haben, denn er stellte das Glas ab und ging zu ihr. Musterte sie provozierend, zumal er wusste, dass sie die Herausforderung liebte.
Um seine Mundwinkel herum zuckte es amüsiert. Spontan senkte er den Kopf und
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